Brauchen wir mehr Megapixel - Druckauflösung

Jürgen Pagel

Megapixel und Druckauflösung

Wie immer bei längeren Artikeln steht Ihnen dieser zum Download als PDF zur Verfügung.

Download als PDF

Neue Kamera-Modelle erreichen immer höhere Auflösungen. Das, was für die Seite der Hersteller ein klares Verkaufsargument darstellt, kann für den Käufer einer solchen Kamera Fluch und Segen zugleich sein.
Ein Argument für eine höhere Auflösung ist die Möglichkeit, großzügiger beschneiden zu können (Crop). Mit jeder Skalierung des Ursprungsmaterials verlieren Sie zwangsläufig an Auflösung. So werden aus 26 MP schnell einmal 12 MP. Dieses ist analogen Fotografen verwehrt. Deswegen muss der analoge Fotograf ein Motiv sehr genau überdenken und sorgfältiger Arbeiten, weil sich das bei der Entwicklung des Films nur in geringem Maße beeinflussen lässt. Eine 100 MP-Systemkamera „verführt“ zum unsauberen Arbeiten, weil man nach einem Beschnitt immer noch ausreichend Megapixel zur Verfügung hat, ohne dass die Qualität des Bildes maßgeblich beeinflusst wird.

Hieraus abzuleiten, dass digitale gegenüber analogen Fotografen unsauber arbeiten würden, würde der Sache jedoch nicht gerecht werden. Ob dem tatsächlich so ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
Bei der Betrachtung der Bilder am Bildschirm profitieren Sie nicht von einer höheren Auflösung. Sofern die Objektive in der Lage sind, die an sie gestellten Ansprüche zu erfüllen, benötigen Sie auch die notwendige Rechenpower. So steigen nicht nur die Kosten für die Objektive und die Kamera, sondern auch die Ihres sonstigen Equipments. Hat das schlussendlich einen monetären Nutzen, ist das vertretbar. Sind Sie ausschließlich Hobbyist und betrachten die Bilder lediglich am Monitor, sollten Sie Ihre Entscheidung hin zu einer höherauflösenden Kamera überdenken. Leiden Sie zudem am Pixelpeeping-Wahn, sollten Sie diesem mit Entspannungstraining begegnen. Dennoch – wer es sich leisten kann, dem sei es von Herzen gegönnt!

 

Die überwiegende Zahl der Fotografen kümmert sich allerdings wenig um Druckgrößen.
Für die Präsentation von Bildern/ Fotografien im Internet reicht die Auflösung, welche moderne Systemkameras bieten, allemal aus. Die überwiegende Anzahl der Bilder, die Sie tagtäglich in den sozialen Medien zu sehen bekommen, wurden mit Smartphones mit selten mehr als effektiven 12 MP aufgenommen und verfügen über eine ausreichend gute Qualität.


Und eben auf diese Druckgrößen möchte ich hier etwas ausführlicher eingehen.

Beispiel: Sie verwenden eine Fujifilm X-T4. Aus den Metadaten Ihres Bildes können Sie entnehmen, dass die Auflösung 6240 x 4160 Megapixel (MP) beträgt. Das entspricht einer Auflösung von 25,24 MP – also der Auflösung der Kamera, in diesem Fall 26 MP.


Wollen Sie Dateien zum Druck führen, benötigen Sie noch Informationen zur Rasterung des Bildes. Diese wird in DPI (dots per inch) angegeben. Der Wert ist entweder voreingestellt oder lässt sich in Programmen wie Adobe Photoshop anpassen. 


Die Punktdichte ist vor allem im Printbereich von Bedeutung, also etwa beim Druck von Magazinen und Zeitungen, Broschüren, Flyern oder Werbeplakaten. Anders als beim digitalen Bild werden Größen beim (analogen) Druck nicht in Pixeln, sondern metrisch oder eben in Zoll angegeben. (“Was bedeutet dpi? Punktdichte und Pixeldichte erklärt - pixx.io”) Die Dots per Inch sind die Umrechnungsgröße vom Digitalbild auf das gedruckte Bild.


Der Grund: Drucker zerlegen ein Bild in einzelne Punkte. Ein Druckbild besteht also aus vielen kleinen Punkten – je feiner das Punktraster, desto größer muss auch die Punktdichte sein. Ist der DPI-Wert nicht ausreichend, wird die mögliche Druckauflösung nicht ausgenutzt und das gedruckte Bild wirkt unter Umständen unscharf oder verpixelt. 


Damit beispielsweise Ihr Druck gestochen scharf aussieht, spielen neben dem DPI-Wert auch die Auflösung des Bildes und die gewünschte Druckgröße eine Rolle. 

Nehmen wir an, Sie haben ein digitales Bild, das Sie drucken möchten. Die Bildgröße beträgt 1200 x 800 Pixel (9,6 MP), der DPI-Wert liegt bei 300. Wollen Sie dieses Bild jetzt mit einer Druckauflösung von 300 dpi auf einen Flyer drucken, darf die Druckgröße maximal bei knapp 10 x 7 Zentimeter liegen. Für einen Flyer wäre das schon zu klein. Wenn Sie eine größere Druckgröße erreichen möchten, brauchen Sie mehr Pixel in der Breite und Höhe.


Im Internet und bei digitalen Bildern im Allgemeinen zählt allein die Größe des Bildes, DPI spielen hier keine Rolle. "Ein Bild mit der Größe 800 x 600 wird auf einem 24-Zoll großen Bildschirm mit Full-HD-Auflösung (1080 x 1920 Pixel) größer dargestellt als auf einem gleich großen Bildschirm mit 2K-Auflösung (2048 x 1080 Pixel)." (“Was bedeutet dpi? Punktdichte und Pixeldichte erklärt - pixx.io”)

Der Grund: Auf Bildschirmen zählen nur Pixel – ist die Bilddatei also 800 Pixel breit und 600 Pixel hoch, werden auf dem Bildschirm dafür auch genau 800 und 600 Pixel genutzt. Die Bildschirme holen also jeweils die maximale Qualität aus den vorhandenen Bildinformationen heraus; ganz egal, wie groß die im Bild hinterlegte Punktdichte ist.


Nun ist es nicht damit getan, einfach den DPI-Wert zu erhöhen.

"Je höher der DPI-Wert, desto hochauflösender und kleiner wird das gedruckte Bild." (“DPI erhöhen - so klappt's | heise online”) Wird der DPI-Wert niedriger gewählt, wird das Bild zwar größer - allerdings leidet dann die Qualität, da weniger Bildpunkte pro Fläche gedruckt werden. Das Ergebnis ist dann ein verpixeltes Bild. Vergrößern Sie ein durch einen höheren DPI-Wert verkleinertes Bild, erscheint dieses ebenfalls verpixelt. Wobei der Betrachtungsabstand eine erhebliche Rolle spielt. Wenn Sie die DPI Ihrer Fotos digital einstellen, verändern Sie dabei also die Druckgröße und die Anzahl der gedruckten Bildpunkte pro Zoll des Bildes. Die Dateigröße und die Pixelabmessungen des Fotos bleiben dagegen gleich. Die "Qualität" der zugrunde liegenden Datei bleibt also anders als bei der sogenannten Skalierung unberührt. Beim Skalieren entsteht durch die Bearbeitung der Bilddatei eine Änderung der Pixelabmessungen. Das digitale Bild wird also in die gewünschten Pixelabmessungen "gezerrt". Dadurch entsteht aber je nach Skalierungsmethode ein Qualitätsverlust, da fehlende Bildinformationen in das neue Bildformat mit höherer Auflösung "hineingerechnet" werden müssen.


So werden beispielsweise Werbeplakate mit niedrigen DPI-Werten gedruckt, weil der Abstand, aus dem die Plakate betrachtet werden, in der Regel mindestens mehrere Meter beträgt. "Im Zweifelsfall sollten Sie aber immer lieber eine geringere Druckgröße wählen, um später nicht von grob aufgelösten Fotos enttäuscht zu werden." (“DPI erhöhen - so klappt's | heise online”)


Der Zusammenhang zwischen Bildgröße, Anzahl der Pixel und Qualität

"Eine höhere Auflösung, gemessen in Pixel pro Zoll (PPI oder DPI), führt zu einer besseren Detailgenauigkeit und Schärfe des Bildes." (“DPI in Fotos erhöhen - geht das? - CHIP - CHIP Praxistipps”) Beim Skalieren eines Bildes werden entweder Pixel hinzugefügt oder entfernt, was zu einer Änderung der Pixelanzahl und damit der Auflösung führt. Eine Vergrößerung des Bildes durch Hinzufügen von Pixeln kann zu einem Qualitätsverlust führen, da neue Pixel berechnet werden müssen, um die zusätzlichen Informationen zu liefern. Eine Verkleinerung des Bildes durch Entfernen von Pixeln kann ebenfalls zu einem Qualitätsverlust führen, da Informationen verloren gehen.


Verschiedene Bildbearbeitungsprogramme und -algorithmen bieten unterschiedliche Skalierungsmethoden an. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile in Bezug auf die Bildqualität. "Eine sorgfältige Auswahl der Skalierungsmethode kann dazu beitragen, Qualitätsverluste zu minimieren." (“DPI in Fotos erhöhen - geht das? - CHIP - CHIP Praxistipps”)

Die Qualität des Ausgangsbildes hat einen großen Einfluss auf das Endergebnis nach der Skalierung. Bilder mit höherer Auflösung und mehr Details bieten mehr Spielraum für eine Skalierung ohne signifikanten Qualitätsverlust. "Bilder mit niedriger Auflösung oder bereits komprimierte Bilder können zu deutlichen Qualitätsverlusten bei der Skalierung führen." (“DPI in Fotos erhöhen - geht das? - CHIP - CHIP Praxistipps”)

Nach der Skalierung eines Bildes kann es hilfreich sein, Schärfungstechniken anzuwenden, um die verlorene Schärfe wiederherzustellen. Es gibt verschiedene Schärfungstechniken, wie z. B. Topaz AI, die helfen können, die Bildqualität nach der Skalierung zu verbessern.


Welche Auflösung für Sie und Ihre Vorhaben geeignet ist, können Sie hier erfahren.


Bild 3: https://www.poeschel.net/fotos/technik/aufloesung.php

Bild 4: Betrachtungsabstand und Druckerauflösung (aus https://www.poeschel.net/fotos/technik/aufloesung.php)

Fazit
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Wenn Sie der Meinung sind, dass eine hochauflösende Kamera für Sie vorteilhaft ist, Sie ein Technik-Nerd sind und Sie Spaß und Freude daran haben, dann kaufen Sie unbedingt. Das ist gut für Sie, gut für die Industrie, gut für das Finanzamt (mehr Umsatzsteuer, sofern der Verkäufer seinen Geschäftssitz in Deutschland hat) und unter Umständen gut für Ihre Kunden. Alles gut.

Wichtig ist nur, dass Sie Ihnen sowohl beim Kauf wie auch beim Druck, die Vor- und Nachteile bewusst sind.


©2023 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design


Quellenverzeichnis: Heise [https://www.heise.de/tipps-tricks/DPI-erhoehen-so-klappt-s-7306048.html], pixx.io [https://www.pixx.io/blog/was-bedeutet-dpi], Poeschel.net [https://www.poeschel.net/fotos/technik/aufloesung.php]


Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
Weitere Beiträge
Share by: