Das liebe Geld

Jürgen Pagel

Das liebe Geld oder warum teuer relativ ist.

Lassen Sie mich diesen Blog mit einem Zitat von John Ruskin (1819-1900), engl. Schriftsteller, Kunstkritiker u. Sozialphilosoph beginnen:

"Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte. Und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.
Es ist unklug zuviel zu bezahlen, aber es ist genauso unklug zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Bezahlen Sie dagegen zu wenig, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten ... Das funktioniert nicht. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das eingegangene Risiko etwas hinzurechnen. Wenn Sie das aber tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen."

Im Grunde könnte ich an dieser Stelle den Blogbeitrag beenden, denn es ist alles gesagt bzw. geschrieben. Tatsächlich ist das Thema jedoch etwas komplexer.

Alles wir teurer
Nahezu selbstverständlich bezahlen wir zwischenzeitlich beim Bäcker deutlich mehr für Brötchen und Brot, weil wir verstehen, dass sich der Mehlpreis zum Beispiel um mehr als 40 Prozent erhöht, der Preis für Butter und pflanzliche Öle/Fette sogar um 50 Prozent erhöht hat. Und der gute Mann oder die gute Frau muss ja schließlich auch von Etwas leben.

Gerne geben wir für Bekleidung ein paar Euro mehr aus, weil uns Qualität wichtig und Kinderarbeit verpönt ist. Dem Umweltschutz zuliebe zahlen wir mittlerweile beim Einkaufen 50 Cent für eine Papiertüte und an den Benzinpreis, der uns noch vor zwei Jahren utopisch vorkam, haben wir uns zwischenzeitlich gewöhnt - weniger gefahren wird deswegen trotzdem nicht.

Dienstleistungen
Aber bei Dienstleistungen empfinden wir die Preisspirale als besonders schmerzlich, sind es doch gerade die Handwerker, die mit versteckten Kosten für An- und Abfahrt, Kilometergeld, deutlich gestiegenen Kosten pro angefangene Stunde und allerlei Kleinkram der Preissteigerung die Spitze aufsetzen. Davon ist auch der Online-Handel genauso wenig verschont geblieben, wie die Gastronomie. Ist das so?
Ich meine nein.

Kalkulation
Ein seriöser Unternehmer macht seine Preise nicht aus dem Bauch heraus, sondern er kalkuliert sie genau - seinen Ausgaben, Bedürfnissen und Ansprüchen angepasst. Warum tut er das? Er muss Investitionsrücklagen bilden, für seine eigene Rente vorsorgen, vielerlei Versicherungen, Beiträge an die IHK, die Berufsgenossenschaft und Mitgliedsbeiträge in Organisationen entrichten, Miete für sein Haus oder seine Wohnung, die Leasingwagen für sein Auto und vieles andere mehr. Nebenbei hat er womöglich noch Personal, das anständig bezahlt werden will, damit die Mitarbeiter:innen ihre Familien ernähren können.
Wie wichtig Rücklagen dabei sind, hat spätestens seit Corona jeder erfahren dürfen. Es ist also nicht so einfach, wie viele zunächst denken mögen. Berücksichtig man dann noch die um bis zu 200% gestiegenen Energiepreise, die sich auch in naher Zukunft nicht ändern, sollte schnell klar werden, warum etwas kostet, was es kostet.

Der Fehler
Betrachtet werden bei Dienstleistungen jedoch zumeist nur die Kosten für Denjenigen, der diese Leistung in Anspruch nimmt. Was vollkommen unberücksichtigt bleibt - hier schließt sich der Kreis zu John Ruskin - ist der Wert, den Sie dafür erhalten. Teuer wird es stets dann, wenn das Gekaufte nicht dem Wert dessen entspricht, was Sie erwartet haben bzw. erwarten durften. Dann müssen Sie es nämlich noch einmal kaufen, was die ganze Angelegenheit richtig teuer macht. Finde den Fehler - mag man sagen.

Und so gibt es einige Berufsgruppen - dazu gehören beispielsweise Physiotherapeuten, Fotografen, Autoren, Journalisten, Altenpfleger, Arzthelferinnen, Krankenpfleger, Rettungssanitäter u.a., die schon immer am unteren Ende der Einkommensskala gekratzt haben und deren Arbeit zwar als notwendig erachtet wird, dennoch keine oder nur geringe Wertschätzung erfahren. By the way, vom Klatschen konnte sich während der Corona-Zeit auch keiner der genannten Berufsgruppen die Butter für das Brot kaufen.

Fazit
Das alles ist keine Rechtfertigung, sondern eine Begründung dafür, warum meine Preise sind wie sie sind. Sie erhalten eine erstklassige Leistung zu guten Konditionen. Sie erhalten ein umfangreiches Leistungspaket, wie Sie es selbst nicht hinbekommen würden und wenn doch, dann nur mit erheblichem Zeitaufwand und hohen Investitionen. Diese Zeit bringen Sie lieber dafür auf, um das Geld zu verdienen, mit dem Sie mich bezahlen (dürfen). So wird ein gutes Geschäft daraus - für alle Beteiligten. Alle sind glücklich und jeder geht zufrieden nach Hause. Und wenn Ihnen das alles nichts wert ist, dann dürfen Sie Ihre Hochzeit oder Ihre Mitarbeiter gerne mit dem Handy fotografieren. Mich brauchen Sie dann nicht. 
Wundern Sie sich aber auch nicht, wenn Ihre Mitarbeiter die Veröffentlichung der Aufnahmen untersagen und Ihre Hochzeit in einem schlechten Licht - im wahrsten Sinne des Wortes - erscheinen oder Ihre Bewerbung auf Ihren Lieblingsjob keine Berücksichtigung findet.

In diesem Sinne - lassen Sie uns reden. Wir finden für alles und jeden eine passende Lösung.

©2023 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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