Die Bedeutung der Fotografie – bessere Technik oder Spaß am Fotografieren?

Jürgen Pagel

Die Bedeutung der Fotografie – bessere Technik oder
Spaß am Fotografieren?


Was macht ein gutes Foto wirklich aus? Ist es die Technik, die Linse, der Sensor – oder ist es der Mensch hinter der Kamera? Diese Frage beschäftigt viele Fotografen – vom Einsteiger bis zum Profi. Und sie ist aktueller denn je, in einer Zeit, in der Technik scheinbar alles möglich macht. Aber in einer Zeit, in der kaum ein Monat ohne eine neue Kameravorstellung vergeht und jedes dieser neuen Modelle lt. Marketingaussagen der Hersteller ein Gamechanger sein will, muss sich zwangsläufig die Frage nach dem Inhalt und der Bedeutung der Fotografie im Grundsätzlichen stellen.

Technik: Fortschritt oder Verirrung?
Es lässt sich nicht leugnen: Die technische Entwicklung in der Fotografie ist beeindruckend. Kameras mit hoher Auflösung, Augen-Autofokus, Tieraugen-Autofokus, Bildstabilisierung auf höchstem Niveau – all das ermöglicht Bilder in einer Qualität, die noch vor wenigen Jahren unvorstellbar war. Moderne Technik kann dabei helfen, Situationen sicher zu meistern, Licht besser zu nutzen oder spontane Momente einzufangen.
Doch zugleich wächst ein Irrglaube immer mit – trotz vieler gegensätzlicher Statements: Dass bessere Technik automatisch zu besseren Bildern führt. Viele Menschen kaufen sich teures Equipment in der Hoffnung, dadurch fotografisch weiterzukommen – und stehen dann vor dem frustrierenden Ergebnis, dass ihre Bilder zwar schärfer, aber nicht besser sind. Der Blick, das Gefühl für den Moment und die Bildgestaltung lassen sich nicht kaufen.


Die Freude am Sehen – Fotografie als Haltung

Fotografie beginnt nicht mit dem Einschalten der Kamera, sondern mit dem Blick. Mit dem Staunen über Licht, Schatten, Farben, über kleine Details und große Zusammenhänge. Wer mit wachen Augen durch die Welt geht, entdeckt Motive überall – selbst mit dem Smartphone oder einer alten Kompaktkamera.

Es ist diese Freude am Sehen, am Entdecken, die vielen Fotografen überhaupt erst den Weg zur Kamera gezeigt hat. Die besten Bilder entstehen oft dann, wenn man ganz im Moment ist – und nicht darüber nachdenkt, welche ISO-Zahl oder welches Objektiv gerade optimal wäre.

Ein persönliches Beispiel: Ich erinnere mich an ein Bild, das ich bei einem Spaziergang in der Abendsonne gemacht habe. Es war technisch nicht perfekt – etwas unterbelichtet, mit sichtbarem Rauschen. Aber es transportierte genau das, was ich in dem Moment fühlte. Und genau deshalb war es ein gutes Bild. Und es war MEIN Bild. Nicht zur Veröffentlichung gedacht und nicht der Bewertung von unbekannten Menschen, von denen andere Aspekte dessen, was ER als Fotografie empfindet, ausgesetzt.


Entwicklung kommt durch Begeisterung – nicht durch Pixel

Natürlich ist Technik nicht unwichtig. Wer sich weiterentwickelt, stößt irgendwann an Grenzen – und da kann bessere Ausrüstung helfen. Aber diese Entwicklung sollte organisch geschehen, aus dem inneren Wunsch heraus, mehr zu gestalten, mehr Ausdrucksmöglichkeiten zu haben – nicht aus einem Mangelgefühl.

Denn: Wer mit Freude fotografiert, lernt automatisch dazu. Wer regelmäßig zur Kamera greift, ausprobiert, scheitert, hinterfragt und neu beginnt, wird mit der Zeit sicherer – und auch technischer. Aber der Motor dieser Entwicklung ist nicht der Wunsch nach mehr Megapixeln, sondern der Spaß am Tun.

Große Fotografen sind nicht groß wegen ihrer Technik, sondern wegen ihres Blicks. Sie erzählen Geschichten, transportieren Emotionen, erschaffen Atmosphären. All das entsteht im Kopf und im Herzen – nicht im Kameragehäuse.


Was wirklich zählt

Wenn wir also über die Bedeutung der Fotografie sprechen, dann sprechen wir auch über Haltung. Über Leidenschaft. Über Neugier. Über Geduld. Technik ist ein Werkzeug – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie kann Ausdruck ermöglichen, aber sie ist nie der Ausdruck selbst.

Ein gutes Bild entsteht durch Nähe, durch Beobachtung, durch Achtsamkeit. Durch die Entscheidung, genau jetzt auszulösen. Durch den Mut, auch mal Unperfektes zu zeigen – weil es echter ist. Wer das verstanden hat, wird auch mit einfacher Ausrüstung beeindruckende Bilder machen. Und wer das nicht verstanden hat, wird selbst mit der teuersten Kamera keine Seele in seine Fotos bekommen.


Fazit: Der Mensch macht das Bild

Die Frage, ob bessere Technik oder Spaß am Fotografieren wichtiger ist, lässt sich klar beantworten: Es ist der Spaß. Die Freude. Die Leidenschaft. Technik kann dich begleiten, aber sie sollte nie der Grund sein, warum du fotografierst.

Denn am Ende gilt:
Ein gutes Bild ist nicht das schärfste oder das rauschärmste – sondern das, das berührt.



Tipp zum Schluss: Nimm dir bewusst vor, einen Tag lang nur mit dem Smartphone oder einer alten Kamera zu fotografieren – ohne technischen Anspruch, nur mit dem Ziel, den Moment zu sehen und zu genießen. Du wirst überrascht sein, welche Bilder dabei entstehen.


©2025 Jürgen Pagel

Neunzehn58 Photographie

Kamera von Fujifilm
von Jürgen Pagel 12. Juni 2025
Ich bin immer wieder überrascht (nein, nicht wirklich), wie YouTuber und damit wirklich fast alle YouTuber gemeint, die sich mit Kameras und Fotografie beschäftigen, sich mit Meldungen über ein neues Kameramodell geradezu überschlagen. Kaum ist es veröffentlicht, findet man in den kommenden 14 Tagen keinen Kanal, in dem nicht genau über diese Kamera, auf die angeblich alle gewartet haben, gesprochen wird. Diesmal ist es die Nachfolgerin der Fujifilm X-E4, die Fujifilm X-E5. Die X-E4 war kein Flop, sondern eher ein Liebhaberstück mit kleiner, aber treuer Fangemeinde. Sie verkaufte sich solide, aber nicht in dem Maße, dass Fujifilm sie weitergeführt hätte. Daher kann man sagen: kein „Verkaufsschlager“ im Mainstream, aber ein Achtungserfolg unter Kennern. Nun ist der Vorhang für das Nachfolgemodell gefallen.
Frau auf E-Scooter
von Jürgen Pagel 7. Juni 2025
Nur zwei Wochen mit dem E-Scooter (Segway Ninebot Max G3) zeigen mir als Radfahrer wichtige Unterschiede hinsichtlich Agilität, Lenk- und Bremsverhalten auf, die VOR der ersten Fahrt oder dem ersten Bodenkontakt wichtig wären zu wissen.
Ski fahrende Kinder
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Anfänger erhalten viele Empfehlungen, die nur schwer umzusetzen sind, weil sie ein Mindestmaß an technischem Verständnis voraussetzen. Ok, das Belichtungsdreieck sollte tatsächlich verinnerlicht sein. Aber vieles andere überfordert. Die Folge ist häufig misslungene Bilder, die trotzdem den Weg in die sozialen Medien finden – mit der Konsequenz teils harscher Kritik, welche nicht gerade dazu motiviert, weiter zu fotografieren. Deswegen habe ich fünf Tipps für Dich als Einsteiger und Anfänger in der Fotografie, die Dir helfen werden, Dich mehr mit Deinen Bildern und Deiner Kamera auseinanderzusetzen und die dazu geeignet sind, Deine Bilder mit der Kamera besser zu machen, die Du gerade zur Hand hast.
E-Scooter in Reih und Glied
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Ein kurzes Resümee nach hundert Kilometern. Ich habe mir den E-Scooter von Segway nicht gekauft, um umweltschonend unterwegs zu sein. Denn der muss mit Strom geladen werden, der zwar aus meiner Öko-Steckdose kommt, aber ich habe weder eine Solaranlage auf dem Dach, noch erzeuge ich den Strom dafür durch Treten auf dem Fahrrad-Hometrainer. Und hergestellt werden musste er ja auch - mit Aluminium, seltenen Erden und anderem mehr.
Fantasy Göttin
von Jürgen Pagel 1. Juni 2025
Diesmal geht es um die Aussagen, die häufig als Lösung für das „richtige“ Fotografieren oder für Krisensituationen verkauft werden. Eine kritische Betrachtung tut Not und jeder, der sich in einer fotografischen Krise befindet, sollte sich bewusst sein, dass Phrasen schnell gedroschen sind und meist dazu dienen, schnelle, universelle und dennoch selten funktionierende Lösungen zu verkaufen. Deswegen beachtet bitte, dass ich keine Tipps geben möchte, was richtig oder falsch ist. Es ist stets eine individuelle Betrachtung erforderlich, um Ratschläge zu geben und die eigenen Erfahrungen müssen nicht zu dem passen, was Du im Besonderen erwartest.
Frau auf E-Scooter
von Jürgen Pagel 21. Mai 2025
Als Fotograf mobil unterwegs: Warum ein E-Scooter wie der Segway Max G3 D ein echter Vorteil im Fotoalltag ist. Flexibler arbeiten, neue Locations erreichen und Gelenke schonen – erfahre, wie moderne Mobilität die Fotografie verändert.
Drachen Mythos
von Jürgen Pagel 18. Mai 2025
Mythen sind traditionelle Erzählungen, die sich Menschen seit Jahrhunderten erzählen, um die Welt, das Leben oder bestimmte Phänomene zu erklären. Sie stammen oft aus frühen Kulturen und Religionen und haben meist einen symbolischen, belehrenden oder erklärenden Charakter. In der Fotografie halten sich viele Mythen hartnäckig. Sie stammen überwiegend aus einer Zeit, in der die Kamera- und die Technik des Fotografierens in den Kinderschuhen steckte, wie beispielsweise „Wenn die Sonne lacht, nimm‘ Blende 8“.
Jubelndes Publikum im gleißenden Scheinwerferlicht
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Eine Sigma BF ist kein Gamechanger. Wenn ein Hersteller die Einstellungsmöglichkeiten seiner Kamera deutlich reduziert und dieses als wichtige Essenz der Fotografie verkauft, wird das angesichts des Preises von 2.400 Euro zum Marketing-Gag. Die Specs sind bescheiden und jede Einsteigerkamera für unter 1.500 Euro verfügt über die Leistung, die eine Sigma BF erbringt. Das diese aus einem Aluminiumblock gearbeitet, gefräst und geschliffen wurde, mag beeindruckend sein, aber einen Nutzen hat davon kein Fotograf. Eine Fujifilm GFX100RF begeistert mich tatsächlich auf Grund der Bildqualität und über 5.000 Euro sind für eine Mittelformat-Kamera schon fast ein Schnäppchen. Dennoch ist sie kein Gamechanger, weil sie die Motivsuche, die Bildkomposition und das Können des Fotografen zwar im positiven Sinn unterstützt, aber eben nicht ersetzen kann. Man muss sehr gut fotografieren können, um mit einer Kamera aus dieser Klasse (ohne IBIS), großartige Bilder zu erzeugen.
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von Jürgen Pagel 3. Mai 2025
Eine der meines Erachtens besten Neuerscheinungen im Jahr 2025 ist die Fujifilm GFX100RF, eine kompakte Mittelformatkamera mit einem festverbauten Objektiv.
Sony Vollformatkamera
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Die kurze Antwort: Nicht immer. Ob ein Vollformatsensor tatsächlich einem APS-C-Sensor überlegen ist, hängt stark vom Anwendungsfall ab. Es gibt objektive Unterschiede zwischen den Sensorformaten, aber „besser“ ist nicht automatisch gleich „Vollformat“.
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