Fotografieren ohne Plan

Jürgen Pagel

Ganz ehrlich, Leute ...

Muss man für alles einen Plan haben?
Radio Eriwan (das ist übrigens für diejenigen, die das nicht (mehr) wissen, ein fiktiver Radiosender, der unter dem sozialistisch-kommunistischen Sowjetregime Zuhörerfragen beantwortete) würde sagen: "Im Prinzip ja, aber ...".

Inspiriert durch meinen geliebten, kleinen aber feinen Kanal von FOTOMOV, würde ich mich heute einmal mehr mit diesem Thema befassen wollen.

Ja, so ein Plan ist nicht verkehrt. Einen Plan A, vielleicht noch einen Plan B zu haben, ist nicht verkehrt. So im Groben sollte man wissen, wohin die Reise gehen soll und da hilft ein Plan - wie bei einem Navigationssystem - das große Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Die Wege zu diesem großen Ziel können dann sehr unterschiedlich sein und wie bei jedem guten Navigationssystem variieren die Wege je nach Verkehrsaufkommen und werden einem in Sekundenschnelle angezeigt. Mein persönlicher Plan A war 2019 vollkommen klar. Dann kam die Pandemie - bis heute. Anfangs funktionierte Plan B ganz gut. Aber dann ging auch der in die Binsen und ganz ehrlich - auch wenn Viele immer so tun, als ginge es ungehemmt weiter und es sei doch alles kein Problem - brauche ich jetzt langsam aber sicher einen Plan C. Das Thema "planlos" passt also ganz gut in die heutige Zeit.

Motivation
Um planvoll und strukturiert vorzugehen, bedarf es einer Motivation. Aber die geht einem bisweilen einfach auf dem Weg verloren. Einfach so. Weg. Oder es hat Gründe wie die Pandemie oder der Tod eines nahestehenden Verwandten oder die Finanzen machen einem einen Strich durch die Rechnung oder, oder, oder. Alles Ausreden ... kommt meist an dieser Stelle. Richtig. Ausreden sind aber nichts anderes, als eine Planänderung. Und da kann man das Ziel schon mal aus den Augen verlieren. Ein Blick auf den Plan hilft dann, wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Aber das dauert manchmal länger, als einem lieb ist, was mich wieder zu der Eingangsfrage führt: "Muss man für alles einen Plan haben?"

Differenzieren
Es gilt zu unterscheiden, ob Du die Fotografie als Beruf, also Professionell, ausübst oder ob Du das als leidenschaftlicher Hobbyfotograf machst. In letzterem Fall ist ein Plan nicht zwingend erforderlich, denn genau dann, wenn das Hobby zum Zwang wird, ist es eigentlich kein Hobby mehr. Uneigentlich übrigens auch nicht. In letzterem Fall kannst Du bei Motivationsverlust locker bleiben. Die kommt wieder.
In ersterem Fall, also als Profi-Fotograf - also als jemand, der mit der Fotografie seinen Lebensunterhalt verdienen möchte oder muss - wird die Luft dann schon ein bisschen dünner. Deswegen eine der obersten (wenngleich auch eine irgendwie bescheuerte) Regel: DIE BESTE KAMERA IST DIE, WELCHE DU DABEI HAST. Haha.

Raus aus dem Motivationstief

Das ist die Rettung aus dem Motivationsloch - sozusagen der Strick im Brunnen. Und dann fotografierst Du eben irgendwas. Irgendwen. Irgendwann. Irgendwo. Egal. Fotografiere und wenn es der größte Blödsinn ist. Ich habe mal einen Blog-Artikel mit dem Thema "Fotografiere nicht jeden Sch..." geschrieben. Und ja, Du sollst nicht jeden Sch... fotografieren. Aber fotografiere beispielsweise mal zu Hause.

10 Minuten in einem Raum. 10 Minuten in der Garage. 10 Minuten im Badezimmer. Mach was draus. Coole Bildbearbeitung inklusive. Da bietet ja die neue Lightroom Version 11 viele Möglichkeiten mit Presets, die gar nicht viel Arbeit machen. Und das ist ein weiterer Grund, immer in RAW (+ JPEG) zu fotografieren. Wer weiß, wozu es gut ist. Vielleicht wird ja einmal einen Serie daraus. Eine Serie über "schiefe" Architektur oder über Miniaturen.

Ich habe gerade einen Satz "Waldarbeiter" bei NOCH - dem Modellbauspezialisten bestellt. Durch meinen Nebentätigkeit bei der Fa. STIHL in Waiblingen liegt es nahe, Waldarbeiter-Szenen in Miniatur nachzustellen. Vielleicht wird etwas daraus.


Versuche Dich an Formen der Fotografie, die Du bisher noch nicht gewagt hast, heranzugehen. Experimentiere. Nichts ist vergebens. Wer weiß, vielleicht ist es irgendwann zu etwas gut. Und das führt mich zum Fazit.


Fazit

Benenne Dein Motivationsloch einfach um. Nenne es "kreative oder schöpferische Phase".
Kein Bild ist verloren.

Öffne die Augen und schaue Dich um.

Fotografiere einfach "mit".

Sichere die Bilder für später - wann immer auch "später" ist.

Mache "Schnappschüsse".

Bedenke, es könnte ein Teil einer grandiosen Serie werden.


©Jürgen Pagel 2021 LICHTWERK.DESIGN

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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