Keine RAW-Daten für die Auftraggeber

Jürgen Pagel

Gib niemals Deine RAW-Daten aus der Hand

Immer wieder fragen Kunden, ob sie die RAW-Daten eines Fotoshootings haben dürfen. MEINE Antwort lautet IMMER: Nein!

Warum ist das so und was sind überhaupt RAW-Dateien?
RAW-Dateien sind verlustfreie Daten einer Fotografie Das bedeutet, dass sie unkomprimierte Daten der Aufnahmen des Kamerasensors enthalten. Es handelt sich also um die Rohdaten eines Fotos, die erst verarbeitet, entwickelt werden müssen, um ein „richtiges“ Foto zu erhalten.
Die RAW-Dateien sind der urheberrechtliche Nachweis, dass die Fotografien, die Du einem Kunden hast zukommen lassen, Dein Eigentum sind. Daran ändert auch der Verkauf Deiner Fotografien nichts. Sie sind und bleiben Dein Eigentum. Je nach Kundenvertrag wird die Nutzung der Fotografien zuvor festgelegt. Eine Weitergabe der Bilder ist nur gemäß den Vertragsbestimmungen erlaubt.

Eine RAW-Datei ist also kein Foto, sondern sie entspricht dem, was in der analogen Zeit als unentwickelter Film bezeichnet wurde – bestenfalls ein Negativ, wobei dabei der Entwicklungsprozess bereits abgeschlossen ist. Wirklich niemand ist seinerzeit auf die Idee gekommen, dem Kunden eine nichtentwickelte Filmrolle in die Hand zu drücken.

Fotografie mit Lightroom bearbeitet

RAW-Datei


Deine Handschrift

Aus der RAW-Datei wird das fertige Bild mit Hilfe von entsprechender Software (z.B. Lightroom, Photoshop bzw. Camera Raw o.ä.) entwickelt. Das Ergebnis trägt Deine Handschrift, Deinen Look, Dein Preset. Im Rahmen der Auftragsfotografie ist es auch möglich, einem Kundenwunsch zu entsprechen. Dabei solltest Du Dich allerdings nicht zu sehr verbiegen. Dein Stil, Dein Look sollte stets erkennbar bleiben, sonst sind die Bilder austauschbar und stellen keine einzigartige Arbeit dar.


Ausnahme

So habe ich beispielsweise für Wolt fotografiert. Hierbei gilt es, eindeutige Vorgaben hinsichtlich Belichtung, Farbgebung, Dynamik, Crop und den sich daraus ergebenden Bildlook zu beachten. Das muss man wollen. Dennoch ist es eine Herausforderung, weil man seine Kreativität im Zaum halten muss und nicht machen kann, wonach einem der Sinn steht. Schließlich sollen in der App alle Bilder vergleichbar sein.
Aber auch hierbei werden keine RAW-Daten weitergegeben, sondern lediglich das fertige Bild in Form eines JPEG.


Fotografie mit Lightroom bearbeitet

RAW-Datei


Der Unterschied

Im Laufe eines Shootings verändert sich unter Umständen die Lichtsituation. Dies kommt in den RAW-Dateien zum Ausdruck. Manche „Bilder“ sind unter-, manche sind überbelichtet. Die Farbgebung in den RAW-Daten entspricht selten dem, was Du beim Shooting empfunden hast. Es geht nicht nur um die Szenerie, die Bildkomposition, sondern vielmehr um die Wirkung, die Du mit Deiner Art zu Fotografieren zum Ausdruck bringen möchtest. Das gelingt ausnahmsweise sehr gut mit Kameras der Marke Fujifilm, weil diese über hervorragende Presets – sogenannte Filmsimulationen - verfügen, die bereits das JPEG aus der Kamera so gestalten, wie Du das wünschst.

All das bleibt bei den RAW-Daten unberücksichtigt. Warum also solltest Du einem Kunden diese überlassen?

Manche Kunden argumentieren damit, dass sie die Bilder schließlich gekauft hätten und ihnen deswegen die RAW-Dateien zustehen. Dem ist jedoch nicht so. Der Kunde bestellt fertige Bilder und nicht unentwickelte Dateien. 

Ich rate dringend dazu, dass bereits im Vorfeld evtl. Vertragsverhandlungen zur Sprache zu bringen. So kommt es gar nicht erst zu Missverständnissen.



Fotografie mit Lightroom bearbeitet

RAW-Datei


Fotografien im Internet sind Deine Visitenkarte

Händigst Du einem Kunden die RAW-Daten aus, weißt Du nicht, was der damit macht. Stell‘ Dir vor, er bearbeitet diese auf seinem PC in einer Art, wie Du das niemals machen würdest und veröffentlicht diese dann im Internet. Bedenke, dass im Internet nichts, aber auch gar nichts vergessen wird. Die Bilder bleiben eine halbe Ewigkeit für Millionen von Usern sichtbar – obwohl Du sie nicht bearbeitet hast. Potenzielle Kunden sehen diese Bilder und finden sie womöglich scheußlich. Oder sie finden sie fantastisch und Du müsstest zugeben, dass die Bearbeitung nicht von Dir stammt. So bekommst Du definitiv keine neuen Kunden.
Deine Fotografien sind Deine Visitenkarte.


RAW-Dateien sind das Gold der Fotografie

·      Sie sind der Nachweis Deines geistigen Eigentums.

·      Sie sind die Basis Deiner erfolgreichen Bildbearbeitung und der Grundstein für Deine Kreativität.

·      Die Bearbeitung Deiner RAW-Dateien ist neben der Bildkomposition die eigentliche Arbeit der digitalen Fotografie, mit der Du unendlich viel aus Deinen Daten machen kannst (bei JPEG’s sind die Möglichkeiten der nachträglichen Bearbeitung auf Grund der Kompression stark eingeschränkt).


©2023 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design 



Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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