Profis fotografieren nur mit Vollformat-Kameras – ein Mythos?

Jürgen Pagel

Profi fotografieren nur mit Vollformat-Kameras – ein Mythos?

Zunächst gilt es zu klären, was ein Profi eigentlich ist. Wikipedia schreibt dazu: „Ein Profi, Kurzwort von veraltet Professionist, ist jemand, der im Gegensatz zum Amateur oder Dilettanten eine Tätigkeit beruflich oder zum Erwerb des eigenen Lebensunterhalts als Erwerbstätigkeit ausübt.“ Weiter: „Der Begriff Professionalität, vor allem das Adjektiv professionell, wird auch als Kennzeichnung der Art der Ausübung einer Tätigkeit verwendet, vielfach unabhängig davon, ob dies gegen Bezahlung geschieht. Dieser Begriff wird ebenfalls zur Beschreibung der Qualität eines Produktes verwendet, insbesondere die Eignung als zuverlässiges Werkzeug zur Berufsausübung (beispielsweise professionelle Software).“
[https://de.wikipedia.org/wiki/Profi]

Mit anderen Worten: Ein Profi ist ein Mensch, der mit seiner Arbeit seinen Kühlschrank füllt. Die Qualität der Ausübung bzw. Ausführung scheint mir dabei zunächst nebensächlich zu sein.

Fotografieren nun tatsächlich alle Profis mit Vollformat-Kameras und ist nur dann jemand ein Profi, wenn er/ sie im Vollformat fotografiert?
Ich meine: Mitnichten. Das entscheidende Kriterium ist m.E. nicht die Qualität der Ausführung und das Format, in dem fotografiert wird, sondern das Endergebnis. Nur dieses Endergebnis ist für den Kunden relevant. Nichts anderes zählt. Den Kunden eines Fotografen interessiert die Art und Weise, wie eine Fotografie zustande gekommen ist, nicht. Er bezahlt den geforderten Preis für das Endprodukt und genau dieses Endprodukt ist das Bild – oder sind die Bilder. Dabei ist vollkommen unerheblich, ob diese Bilder mit einer Nikon Z8 oder einer Fujifilm X-H2 entstanden sind. Dem Kunden müssen die in Auftrag gegebenen Fotografien gefallen – nicht dem Fotografen selbst und keinem Mitglied in irgendeinem Forum in den sozialen Medien.

Erstens fotografieren nicht alle Profis im Vollformat. Ebenso wenig wie nur der ein Profi ist, welcher mit 40 und mehr Megapixel-Kameras fotografiert.
Wer mit 40 Megapixel im Vollformat fotografiert, mag einen Vorteile in Bezug auf das Bildrauschen und einen eventuell erforderlichen Beschnitt des Bildes haben. Das sagt jedoch zunächst nichts über die Qualität aus. Denn für Multimedia reichen 6 Megapixel ebenso aus, wie 12 Megapixel für einen Druck bis DIN A3. Natürlich entspricht ein 35mm Objektiv mit der Blende 2.0 in der Bildwirkung einem Vollformat-Äquivalent von ca. 50mm und f/3.0. Wer das jedoch an einer APS-C Kamera wissentlich berücksichtigt, wird sich für ein 23mm-Objektiv mit der Anfangsblende 1.3 entscheiden, um eine vergleichbare Bildwirkung zu erzielen. Geschieht dies mit einer Fujifilm X-H2 mit physikalischen 40 Megapixeln, erfüllt das Endergebnis alle Kriterien, die an eine professionelle Fotografie gestellt werden.

Fazit
Richtig ist, dass Vollformatsensoren mit 26-30 MP rauschärmer sind als 40 MP APS-C-Sensoren. Aber Aufnahmen mit sehr wenig Licht kommen bei Kundenaufträgen so gut wie nie vor. Jeder professionelle Fotograf ist in der Lage (oder sollte es zumindest sein), für ausreichend Licht zu sorgen. Blitzlichter sowie leistungsstarke LED-Panels tragen dazu ihren Teil bei. Und Letzteres erscheint mir sehr viel wichtiger zu sein als die Frage nach dem Sensorformat.

Lassen Sie sich als Kunde also nicht von dem „Kamera-Getöse“ der Neuzeit irritieren. Das Ergebnis zählt. Mit welchem Sensor die Fotografien entstanden sind, kann Ihnen als Kunde vollkommen egal sein. Wenn Sie schon einen Fotografen in Bezug auf seine Professionalität beurteilen wollen, dann tun Sie es bitte nach seiner Art der Lichtsetzung und dem damit verbundenen Equipment.

©2023 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

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