Was ist ein Bild wert?

Jürgen Pagel

Was ist ein Bild wert - im Zeitalter von Smartphones und der damit verbundenen Jedermann-an-jedem-Ort-Fotografie?

Ich freue mich, dass der von mir sehr geschätzte Michael Leidel vom Kanal AmazingAlphaNature das Thema nochmals aufgegriffen hat.

Er geht genau dieser Frage in folgendem Video https://youtu.be/gJ14ZBxefRU nach. Es scheint zur Zeit viele semi- bis professionelle Fotografen zu beschäftigen. Gerade in YouTube fällt zunehmend auf, dass durchaus namhafte semiprofessionelle wie professionelle Fotografinnen und Fotografen verstärkt der Frage nach dem Sinn ihrer Arbeit nachgehen. Geht es nur um's Foto's machen? Eher nicht. Viel mehr ist der Sinn, der eigentliche Wert einer Fotografie die entscheidende Frage. Der Wert an sich - monetär betrachtet - ist mittlerweile auf einem historischen Tiefstand. Das Netz wird überflutet mit wirklich sehr guten Bildern. Mit und ohne Photoshop, Lightroom und Luminar. Dank Luminar Ai ist selbst der Austausch eines kompletten Himmels problemlos auch für den geneigten Laien problemlos machbar. 

Dennoch finden sich für das geübte Auge jede Menge Details in Bildgestaltung sowie Entwicklungsqualität, die eigentlich den Wert ausmachen sollten. Tun sie aber nicht. Dem Betrachter ist all das letztendlich egal. Das Bild gefällt - oder nicht. Schnell ist weiter geklickt und das Nächste an der Reihe. Social Media hat uns schnelllebig gemacht. In jeder Beziehung. Insta-Story's laden ebensowenig zum Verweilen ein, wie Facebook-Post's. Beides muss schon extrem gut gemacht sein, vor Professionalität nur so strotzen, um noch das Auge des Betrachters auf sich zu ziehen. Für die Meisten lohnt sich der Aufwand nicht. Das macht man mal nicht so "nebenbei". 

Herausragende Fotografen machen oftmals nur ein einziges wirklich sensationell gutes Foto, dass sie auf den Pfad des Erfolges bringt. Die anderen tausende von Bildern sind dennoch "wertvoll". Sie sind das Produkt eines guten Auges, einer exzellenten Motivwahl und einer guten bis sehr guten Technik. Das ist nur mit viel Übung zu erreichen. Das macht man meist nicht im Vorbeilaufen. Der Aufwand, der hinter einem guten Bild steckt, sieht der geneigte Betrachter im Netz eher nicht. Es gefällt oder nicht. Fertig.

Professionelle Post's erfordern zudem enorm viel Aufwand. Das wird meist unterschätzt. Und wer damit sein Geld verdienen will, muss viel Zeit und Geld in die Hand nehmen. 500 Abonnenten bei 500, denen man selber folgt, sind vollkommen "wertlos". Das mag das eigene Ego aufpolieren. Aber nur solange, bis man sich selbst dabei erwischt, dass man ein Bild liked, weil der Andere das eigene Bild auch geliked hat - obwohl es einem eigentlich nicht gefällt. Zack. Herzchen und gut ist.

Ist das Fotografie? Ich meine nein. Und sich selbst jeden Tag neu zu erfinden ist auch sehr mühselig. Deswegen macht es Sinn, dem Ganzen einen Sinn zu geben. Auf den Bauernhof gehen und fragen, ob man die Viecher fotografieren darf. In einem Weingut die Entstehung von Wein fotografieren oder filmen - das macht Sinn. Für alle Beteiligten. Für den Weinbauern, weil er unter Umständen einige sehr gute Bilder für seine Webseite bekommt. Für den Fotografen, weil er sein Portfolio eingrenzen kann und etwas macht, was nicht jeder macht. Eine Geschichte erzählen, mit allem, was dahinter verborgen ist. Das macht Sinn. Alle haben Spaß an der Sache und am Ende ergibt sich ein schöner Auftrag für die filmische und fotografische Dokumentation eines Weinfestes. Zum Beispiel.

Vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir etwas innehalten müssen, entschleunigen. Uns enttechnisierend wieder den wirklichen wichtigen Dingen des Lebens zuwendend. Weniger "Social" Media und wieder mehr wirkliches Leben. Wäre schön, wenn ein paar mehr mitmachen.

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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