Wird die Schärfe überbewertet?
Wird Schärfe überbewertet?
- Beäugen Sie sämtliche Objektivtests sehr kritisch.
- Physikalisch ist es den meisten Testern und sogar Testlaboren nur möglich, eine Kombination aus einer Kamera mit einem Objektiv zu testen.
- D.h. abstrakte oder neutrale Objektivtests sind nicht nur sehr aufwändig, sondern selten.
- Leider gilt, dass sich die drei Haupthersteller (Canon, Nikon, Sony) nicht sehr viel Mühe mit den Objektiven für die APS-C-Klasse machen. Nicht selten ist dort die Qualität der Objektive geringer als bei Vollformat. Ferner ist dort nicht selten auch die Serienstreuung etwas höher. Hinzu kommt, dass vor allem die preiswerten Kameras mit Spiegel und somit externem Autofokus-System der APS-C-Klasse die häufigsten Fehler wie Front- oder Backfocus nicht oder nur in geringem Umfange korrigieren können. Deshalb kann es sich in der APS-C-Klasse wirklich lohnen, auf hochwertige Objektive der Fremdhersteller wie Sigma zurückzugreifen.
- Lichtstarke Objektive (Festbrennweiten und Zooms) weisen oft eine höhere Verzeichnung (kissen- oder tonnenartige Verbiegung) auf. D.h. entweder muss man später am PC manuell nachbearbeiten oder man lässt dies Automatismen durchführen. Aber auf jeden Fall führt es zu Pixelverlust, da das Bild irgendwie beschnitten wird. D.h. es kommt zu einer Beeinträchtigung der maximal möglichen Bildqualität.
- Lichtstarke Objektive (Festbrennweiten und Zooms) weisen oft eine höhere Randabschattung (Vignettierung) auf. D.h. entweder muss man später am PC manuell nachbearbeiten oder man lässt dies Automatismen durchführen. Aber auf jeden Fall führt es zu einem erhöhten Rauschen in den Ecken. D.h. es kommt zu einer Beeinträchtigung der maximal möglichen Bildqualität.
- Lichtstarke Objektive (Festbrennweiten und Zooms) weisen oft einen (prozentual gesehen) sichtbar schlechteren T-Wert auf. D.h. der Lichtverlust innerhalb des Objektivs ist höher als der angegebene F-Wert. Dies kann durchaus 1/3 oder 2/3 Blenden/ Lichtwerte ausmachen. In manchen Fällen mit wenig Licht führt dies zu einem erhöhten Rauschen, da man für das Bild ggf. einen höheren ISO-Wert benötigt. Es kommt folglich zu einer Beeinträchtigung der maximal möglichen Bildqualität.
- Lichtstarke Objektive (Festbrennweiten und Zooms) sind oft voluminöser und schwerer, da sie größere Eintrittslinsen benötigen. Dies führt zu einer nachteiligen Auswirkung auf die Reisetauglichkeit und Tragbarkeit.
- Mit anderen Worten kann es je nach Einsatzzweck, Ergonomiewünschen und mangelndem Interesse an der (ggf. aufwändigen) Nachbearbeitung durchaus aus Sicht des Fotografen sinnvoll sein, statt der oft angepriesenen und in Tests hoch bewerteten lichtstarken f/2,8-Variante dennoch die f/4-Version zu wählen.
- Dies gilt umso mehr, falls eine preiswerte und dennoch scharfe Version mit f/4 angeboten wird. Denn bei einer Offenblende von f/4 sinkt der technisch zu treibende Aufwand auch für den Hersteller massiv.
- Allerdings kann man dies nicht generell für alle Brennweiten und alle Modelle aller Hersteller pauschalieren. Denn inzwischen wird auf vielen Ebenen leider geschludert. D.h. manche Objektive werden auch von vornherein eher kostengünstig konzipiert und damit sichtbare Nachteile in Kauf genommen.
- So muss man bei Festbrennweiten und besonders bei Zoom-Objektiven damit rechnen, dass der Schutz vor Staub und Wasser bei preiswerteren Objektiven oft deutlich geringer ist. Das mag am Anfang nicht stören, kann jedoch nach zwei vom Hersteller in den Service-Zentralen teuer durchgeführten Objektivreinigungen im Innern schnell den Differenzbetrag zu den teureren Lichtriesen ausmachen.
- Allerdings gilt auch bei Objektiven, dass man bei den sogenannten Lichtriesen oft für minimale Vorteile bei der Bildqualität neben dem deutlich höheren Preis auch zahlreiche andere Nachteile in Kauf nimmt.
- Ein weiterer Unterschied hat oft Folgen für die Schärfe: Die Bildstabilisierung im Objektiv.
- Auch, wenn alle Hersteller dies ableugnen, so hat die Bildstabilisierung in Objektiven oft nachteilige Auswirkungen auf die Bildschärfe, da mindestens eine Linse beweglich sein muss, um die Verwacklungen auszugleichen.
- Auf dem Stativ finden sich noch immer nachprüfbare Tests, bei denen manche Objektive an manchen Kameras mit eingeschaltetem IS/VR etc. unschärfere Fotos liefern. Dies gilt auch für neueste Objektive, bei denen die Hersteller versichern, dass auf dem Stativ die IS/VR etc. automatisch abgeschaltet würde. Zumindest folgern viele Fotografen daraus, dass sie die IS/VR bis heute generell auf dem Stativ manuell abschalten. Auch ich halte mich daran, sofern ich jedes Mal daran denke. Exakt letzteres ist allerdings das Problem. Man darf in beiden Richtungen nicht vergessen, es aus und danach wieder einzuschalten.
- Manche Objektive werden deshalb generell vom Hersteller auf maximale Schärfe ohne IS/VR konzipiert. Dafür muss man dann aus der Hand gehalten die Belichtungszeit verkürzen. Da bleibt oft nur 1/125 Sek. oder sogar 1/250 übrig, was in ungünstigen Lichtverhältnissen die ISO-Zahl erhöht und somit die Bildqualität an dieser Ecke reduziert. Notorisch bekannt dafür sind manche Canon-Objektive, die zugegeben jeweils absoluter Klassenprimus auf dem Stativ oder sehr kurzen Belichtungszeiten in Punkto Schärfe sind (z.B.: EF 24-70 mm f/2.8L II USM), aber aus der Hand bei zitternden Fotografen und langen Belichtungszeiten ggf. auch zu verwackelten Bildern führen können.
Neunzehn58 Photographie







