20 vs. 60 (Megapixel)
Beitrag wurde am 22.04.2023 aktualisiert.
20 vs. 60 (Megapixel) - Wunsch vs. Realität
- Berufsfotografen liefern an Privatkunden meist Dateien mit maximal 3.000 * 2.000 Pixel. Das sind 6 MP. Das reicht definitiv für hochwertige Hochglanz-Ausdrucke im Format 20 * 30 Zentimeter.
- Selbstredend erhält man mit 4.500 * 3.000 Pixeln etwas mehr Details sowie eine größere Auflösung und kann noch größer ausbelichten. Aber viele - vor allem private - Kunden empfinden dies bereits als zu große Dateien, die ihnen keinen Vorteil, sondern nur noch Nachteile bringen und beschweren sich darüber.
- Zeitungen, die Ihre Fotos auf Klopapier drucken, wollen in der Regel weniger angeliefert erhalten. Die verschobenen Dreifarbendrucke übereinander sehen nicht selten sowieso fürchterlich aus.
- Im Artikel Gute Fotos machen habe ich bewiesen, dass man mit dem beschnittenen Foto einer 8-MP-Kamera die Titelseite (DIN A4) eines internationalen Magazins beschicken kann.
- Mit 20 MP können Sie somit problemlos eine Hochglanz-Doppelseite in höchster Druckqualität bespielen. Das entspricht DIN A3.
- Allerdings habe ich sogar schon 12 MP-Porträt-Fotos alter digitaler Kameras auf 1*1,5 Meter aufgezogen gesehen, die wirklich beeindruckend aussahen.
- Für große Ausdrucke über DIN A2 würde ich heute dennoch sicherheitshalber eine höhere Auflösung empfehlen.
- Dennoch bleibt […] der physikalisch nicht hinwegzudeutende Umstand, dass man auf einer hochwertigen Ausbelichtung ab ca. 75 * 50 Zentimeter bei genauer Betrachtung (aus der Nähe) den Unterschied zwischen 20 und 45 / respektive 60 Mega-Pixeln mit geschultem Auge erkennen kann.
- Dasselbe gilt selbstredend beim starken Beschneiden von Bildern, weil man entweder die schnellen Tiere anders nicht einfangen konnte […]. Da stößt man dann manchmal auch mit 800 mm Teleobjektiv, Zweifachkonverter und KI-gestützter Vergrößerungssoftware an eine Grenze.
- Bleibt also der Wunsch des Fotografen nach hoher Auflösung.
- Das ist absolut legitim. Es ist für viele ein Hobby: Gönnen Sie sich etwas, sofern Sie es sich leisten können.
- Allerdings ist dies nicht nur eine Preisfrage: Die Kameras und Objektive sind teuer, der PC muss aufwändiger sein, damit er die großen Fotos zügig verarbeiten und speichern kann etc. Das reicht hin bis zur aufwändigeren externen Datensicherung. Und wirklich genießen kann man die große Auflösung selbstredend auch nur auf einem entsprechend großen Monitor [dieses wurde von mir bereits in einem anderen Artikel meines Blog’s beschrieben].
- Sondern es ist auch eine Frage des Gewichts und Volumens, da Sie die hohe potentielle Auflösung der Kameras nur wirklich in reale Detail-Auflösung in den Fotos umsetzen können, wenn Sie die lichtstärksten und schärfsten Objektive verwenden, welche schwer und voluminös sind. Das liegt an der Physik. Lassen Sie sich da nicht von den Kameragewichten alleine täuschen. Das heute minimale Kameragewicht spiegelloser Kameras spielt beim System-Gesamt-Gewicht kaum mehr eine Rolle. Vor allem sind die wenigen Gramm Gewichtsunterschiede bei den Modellen der geringsten im Vergleich zur höchsten Sensorauflösung in der Fotopraxis nicht spürbar. Aber selbst neueste Glasmischungen sind noch immer schwer - vor allem wenn man 10 und mehr Linsen in hochwertigen Objektiven verbaut.
- Schließlich kommt noch ein weiterer gern übersehener Punkt hinzu: Während die meisten modernen Kameras über einen hoch wirksamen eingebauten Verwacklungsschutz in der Kamera (IBIS) und in den Objektiven (IS, VR) verfügen, den kaum ein vor allem älterer Fotograf aufgrund der zunehmenden Senioren-Oszillation aber auch kaum ein junger, frierender Fotograf im Winter mehr missen möchte, hängt dessen Wirkung in der fotografischen Praxis maßgeblich von der Sensorauflösung ab. So sind die bis zu 8 Blenden Verwacklungsschutz in der Canon R6 bei 20 Mega-Pixel definitiv hochwertiger als die ca. 5 Blenden Verwacklungsschutz in der Sony A7RIV bei 60 Mega-Pixel, um verwackelte Fotos zu vermeiden (siehe hierzu auch: Mein Verwacklungsschutz in der Kamera (IBIS) funktioniert nicht). Daraus folgt, dass man mit hoher Sensorauflösung für wirklich scharfe Fotos viel öfter zum Stativ greifen muss. Das stellt nicht nur einen signifikant erhöhten Aufwand dar, der die Arbeit verlangsamt, sondern wird zunehmend von immer mehr Menschen an immer mehr Orten untersagt.
- Höher auflösende Sensoren bieten in gewissen Bereichen zweifelsfrei Vorteile.
- Aber ein paar Mega-Pixel mehr oder weniger spielen bei modernen Kameras kaum mehr eine Rolle für die praktische Fotografie.
- Erfreuen Sie sich an jeder Kamera jedes Herstellers.
- Und bedenken Sie beim eventuell geplanten Aufstieg in die nächsthöhere Auflösungsklasse die obige Mathematik und Physik. Daran lässt sich leider nichts ändern. - Ja, ich weiß, Naturwissenschaften können so ernüchternd und desillusionierend sein.
- Zu guter Letzt nun die salomonische Antwort auf die Frage, ob es sich lohnt, auflösungstechnisch in die nächsthöhere Klasse aufzusteigen: Es kommt darauf an. Es lohnt sich für den Einen oder Anderen in einigen seltenen Fällen durchaus, sofern er bereit ist, mit jenem hochwertigeren, aber auch anspruchsvolleren Werkzeug genauer zu arbeiten. Ketzerisch würde ich es so zusammenfassen: Es gibt sicherlich sinnvolle Anwendungsgebiete für das Uhrmacherwerkzeug. Aber die meisten Praktiker kommen mit einem handelsüblichen Schraubenzieher im Alltagsbetrieb […] bestens zurecht.
- [Anmerkung des Verfassers: Ich würde als letzten Punkt noch ergänzen wollen, dass angesichts der zwischenzeitlich herausragenden Einsatzmöglichkeiten der KI (AI) in der Fotografie, sich selbst auf den ersten Blick unbrauchbar erscheinende Bilder, noch retten lassen. Mittels KI sind auch ISO-Werte von 12.800 kein allzu großes Problem mehr. Das sollte jedoch nicht dazu verleiten, unsauber zu arbeiten und alle Regeln der Fotografie außer Kraft zu setzen. Wie immer gibt es für alles Grenzen und die Sorgfalt eines jeden Fotografen gebiete es, gerade bei Kundenaufträgen äußerste Sorgfalt walten zu lassen.]
Neunzehn58 Photographie







