5 Tipps für ein schönes Bokeh

Jürgen Pagel
Bokeh ist ein Begriff in der Fotografie, der sich auf die Qualität der Unschärfe im Hintergrund eines Bildes bezieht. Es wird oft als ästhetisches Merkmal von Fotos angesehen und kann durch die Verwendung von geeigneten Objektiven (bevorzugt werden Normal- bzw. Teleobjektive) und große Blendenöffnungen erzeugt werden. Wenn das Objekt im Vordergrund scharf, aber der Hintergrund unscharf ist, spricht man von einem Bokeh-Effekt.

Bokeh ist ein wichtiger Aspekt für Fotografen, die Porträts, Naturfotografien, Makrofotografien oder andere Arten von Aufnahmen machen möchten, bei denen das Hauptmotiv im Vordergrund steht. Der Bokeh-Effekt kann eine schöne, weiche Atmosphäre erzeugen, die das Auge des Betrachters auf das Hauptmotiv lenkt und gleichzeitig eine angenehme Tiefenwirkung erzeugt.
Es gibt verschiedene Faktoren, die die Qualität des Bokeh-Effekts beeinflussen, einschließlich der Größe der Blendenöffnung, der Brennweite des Objektivs und der Anzahl der Blendenlamellen. In der Regel erzeugen Objektive mit größeren Blendenöffnungen und mehr Blendenlamellen ein weicheres, natürlicheres Bokeh.
Es ist wichtig zu beachten, dass Bokeh nicht dasselbe ist wie Tiefenschärfe. Tiefenschärfe bezieht sich auf den Bereich eines Bildes, der scharf ist, während Bokeh sich auf die Qualität der Unschärfe bezieht. Fotografen können den Bokeh-Effekt nutzen, um ihre Fotos interessanter und ansprechender zu gestalten, indem sie das Hauptmotiv hervorheben und den Hintergrund weich und unscharf halten.

Ist das Bokeh abhängig von der Sensorgröße?
Fälschlicherweise wird oftmals behauptet, dass ein Bokeh von der Sensorgröße abhängig sei. Dem ist nicht so. Denn der Begriff Bokeh beschreibt die optische Qualität der Unschärfe beziehungsweise deren "Gefälligkeit" und ist damit eindeutig eine Eigenschaft des Objektivs.

Was viele irrtümlich als "Bokeh" bezeichnen, ist ein unscharfer Hintergrund, der durch geringe Schärfentiefe und entsprechenden Abstand von Hauptmotiv zum Hintergrund entsteht. Die Schärfentiefe wird durch den Abbildungsmaßstab, die Blende und die Fokusdistanz bestimmt.

In keinem der Fälle spielt die Auflösung des Sensors dabei eine Rolle.

Brennweite
Je größer die Brennweite, umso mehr verschwimmt bei gleicher Blende der Hintergrund. Das Bokeh wird also bei größerer Brennweite weicher.

Blendenöffnung
Je offener die Blende, desto weicher, gefälliger wird das Bokeh. Mit geschlossener Blende erhöht sich die Tiefenschärfe und das Bokeh als Bestandteil der kreativen Unschärfe nimmt deutlich ab.

Die Bauweise des Objektivs
Das Bokeh hängt vor allem vom Objektiv und seines Aufbaus ab. Es gibt Objektive, die bei gleicher Brennweite ein weicheres Bokeh, als ein anderes Objektiv haben. Das kann beispielsweise damit zusammenhängen, ob die Lamellen der Blende abgerundet sind oder mehr Kanten aufweisen. Bei Ersteren erscheinen helle Punkte im Hintergrund, kreisrund statt eckig. Andere Objektive können diese Lichteffekte wie Ringe oder Seifenblasen aussehen lassen.

Abstand zum Motiv
Je geringer Abstand zwischen Kamera und Hauptmotiv ist, desto mehr Bokeh zeichnet sich ab.

Abstand zwischen Motiv und Hintergrund
Je weiter der Hintergrund vom Hauptmotiv entfernt ist, desto weicher wird das Bokeh.

Die besten Einstellungen für ein schönes Bokeh

1. Brennweite: Je größer die Brennweite, desto besser. Ein 85mm-Objektiv ist also besser geeignet, als ein 35mm-Objektiv.

2. Blende: Für ein gefälliges Bokeh lohnt es sich, die Blende so weit wie möglich zu öffnen. Aber Achtung. Manche Objektive neigen bei Blendenzahlen von f/1.0 bis f/1.8 zu chromatischen Aberrationen. Diese können jedoch in den meisten Fällen mit Lightroom oder Photoshop entfernt werden.

3. Objektiv: Bei der Wahl zwischen einem 18-55 mm f/3.5-5.6 und einem 50 mm f/ 1.8 Objektiv hast, dann hat meist das 50 mm F 1.8 Objektiv das schönere Bokeh. Das liegt zum Einen daran, dass sich die Blende weiter öffnen lässt. Zum Anderen ist das Obejktiv mit der größeren Brennweite auch für ein schöneres Bokeh gerechnet.

4. Nähe zum Motiv: Die Nähe zum Motiv ist relevant. Je näher man sich am Motiv befindet, umso weicher wird das Bokeh.

5. Abstand zwischen Motiv und Hintergrund: Wenn das Motiv das hergibt und Raum genug vorhanden ist, sollte das Motiv möglichst weit vom Hintergrund entfernt sein.

Lässt sich mit dem Smartphone auch ein Bokeh erzeugen?
Die Objektive von Smartphones sind bauartbedingt sehr klein. Diese kleinen Objektive erlauben grundsätzlich keine kreativen Unschärfen.
Allerdings bietet der Portrait-Modus bei den meisten Smartphones durchaus die Möglichkeit, mittels Berechnung der Software ein akzeptables Bokeh zu erzeugen. 

Lohnt sich eine Kamera mit größerem Sensor für ein weicheres Bokeh?
Nein, da das Bokeh in erster Linie vom Objektiv und nicht von der Sensorgröße abhängig ist.

Lohnt sich ein anderes Objektiv für ein schöneres Bokeh?
Unbedingt. Je höherwertiger ein Objektiv ist und je mehr (im Idealfall abgerundete) Lamellen es hat, desto gefälliger und weicher wird in der Regel auch das Bokeh.

Viel Erfolg mit der kreativen Unschärfe wünscht Jürgen Pagel.

©2023 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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