Das Kleingedruckte

Jürgen Pagel

Lass' uns mal über Geld reden.

"Ohne Fleiß, kein Preis" oder "Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert" oder "Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles Nichts". Solche oder ähnliche Sprichwörter begleiten uns ein Leben lang - meist von frühesten Kindesbeinen an. Zumindest mein Vater hat mir mindestens einmal in der Woche irgend einen Spruch um die Ohren gehauen ;-). Und er hat das aus voller Überzeugung heraus gemacht. Da bin ich mir sicher.

Und ja. Sie sind sogar richtig. Zeigen sie doch die Bedeutung des Geldes in unserer Gesellschaft. "Geld ist nicht alles" kann leicht jemand sagen, der genug (wobei alleine das einen ganzes Buch füllen würde) davon hat, frei von finanziellen Sorgen ist und sich alles leisten kann, was ihm in den Sinn kommt. Dann sagt es sich auch ziemlich leicht "Viel Geld kann eine mächtige Bürde sein".

Frage einmal jemanden, der keines hat; der in ständiger Not lebt; dessen wesentlicher Lebensinhalt darin besteht, die letzten Cent für Miete, Wasser, Strom und Lebensmittel zusammen zu kratzen, um am Ende des Geldes festzustellen, dass noch ziemlich viel Monat übrig ist. Und in aller Deutlichkeit: daran ist nicht jeder selbst Schuld. Definitiv nicht. Manch einer ist im Leben einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, einmal falsch abgebogen und dann kam auch noch das Pech dazu - oder das Glück hat ihn verlassen. Egal. Das Ergebnis bleibt das Gleiche. Dumm gelaufen, mag man sagen. Aber ganz so einfach ist es leider nicht.

Aber das soll nicht das Thema sein. Mir geht es vielmehr um Preisdiskussionen, um Werte.

Ich, als Fotograf und Inhaber von Lichtwerk.Design, erlebe das zwar nicht täglich, jedoch mindestens einmal pro Woche, dass Kunden und solche, die es werden wollen, mit mir über Preise diskutieren (möchten).

Warum tun sie das?

Grund 1: Gewohnheit

Manche diskutieren immer und ständig über Preise. Sie sind von Haus aus sparsam und wollen immer das günstigste, gleichzeitig aber auch das beste Angebot. Sie werden sich denken: das geht nicht. Doch, in den Augen solcher Menschen geht das und es ist für sie eine Selbstverständlichkeit. Vielleicht gehören Sie auch selbst zu dieser Kategorie.

Das kann man so machen, muss man aber nicht. Es gibt gar keinen wirklich guten Grund, das zu tun. Weil es diesen Menschen nicht schlecht geht. Sie kommen gut durch's Leben, haben Spaß an vielen Dingen und sind durchaus außerhalb geschäftlicher Diskussionen sehr angenehme Zeitgenossen, was man aber meist erst dann merkt, wenn man sie überzeugt hat.


Grund 2: Genug Geld

Eine besondere Kategorie Menschen übrigens, bei der schnell klar wird, warum sie so viel Geld haben ;-). Sie sind nicht sonderlich sparsam. Müssen sie auch nicht sein, weil sie über eine ständig sprudelnde Geldquelle verfügen. Und trotzdem sind sie bestrebt, dich in permanente Preisdiskussionen zu verstricken. "Wenn ich Sie zehnmal buche, können wir dann am Preis noch etwas machen?" Anmerkung: Warum sollte man den Preis reduzieren, nur weil man etwas öfters macht? Das ist unlogisch, weil es dann ja auch bei jedem Termin zwangsläufig "billiger" wird. Ich verstehe das nicht. Aber es ist wohl der allgemeine Trend. Solche Menschen überzeugt man selten. Am Besten ist es, wenn man sie ziehen lässt. Ich hatte einmal so einen "Fall". Am Ende des korrekt und wirklich sehr gut erfüllten Auftrages, behielt er Zahlungen ein und bombardierte mich regelrecht mit nicht vereinbarten Nachforderungen, für die er aber nicht bereit war, mehr zu bezahlen. Ärgerlich. So etwas lässt zumindest mich um Jahre altern.


Grund 3: Kein oder wenig Geld

Und das sind gar nicht so wenige Leute. Wahrscheinlich sogar sehr viel mehr, als du, lieber Leser oder liebe Leserin, denkst. Das ist im Grunde gar kein Problem, denn dafür gibt es Lösungen. Beispiel Hochzeit. Der Preis für eine komplette Weddingsession - von morgens bis in die tiefe Nacht - variiert je nach Aufwand zwischen 1.400 und 1.600 Euro, zuzüglich der gesetzlichen Märchensteuer. Das mag durchaus im ersten Moment viel klingen. Bedenkt man aber, dass der Tag um 08:00 Uhr beginnt und selten vor 24:00 Uhr endet, dann noch mindestens ein Tag Postproduction hinzu kommt, dann relativiert sich das schnell. In diesem Zusammenhang eine Nachricht an alle Kolleginnen und Kollegen, die so etwas für 500 Euro anbieten (nicht als Angebot, sondern immer): Kalkuliert eure Preise anständig, dann kommt so etwas nicht vor.

Zurück zu unserem Beispiel. Antwort des potentiellen Auftraggebers: "Zu teuer". Ok, kein Problem. Dann fotografieren wir nur die standesamtliche Trauung. Oder nur den Nachmittag. Oder nur die Kirche. Das ist nämlich auch ganz nett und kostet dann eben nur die Hälfte. Alles andere läuft dann auf's Handy der Hochzeitsgäste hinaus. Auch das kann sehr spannend sein. Denn moderne Handy's machen bisweilen (je nach dem, wer hinter der Handykamera steht) auch ganz tolle Bilder. Aber ist es das, was der Kunde will? Hier ist also Überzeugungsarbeit gefragt und in aller Regel sind das sehr umgängliche Kunden und Kundinnen, mit denen zu arbeiten sehr viel Spaß bereitet. Zumal sie dann vom Ergebnis positiv überrascht sind und sich ein ganz kleines bisschen schämen, dass sie am Wert gezweifelt haben.

Was ist etwas wert?

Alles hat seinen Preis. Wie sagte schon John Ruskin (1819-1900), ein englischer Schriftsteller und Sozialphilosoph:


"Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Bezahlen Sie dagegen zu wenig, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. ... Wenn Sie das aber tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen."


Wie wahr. Es geht also um Werte. Fotografien oder Videografien von einem Ereignis zu bekommen, das sehr wahrscheinlich nur einmal im Leben vorkommt (in Anbetracht von 143.000 Ehescheidungen im Jahre 2020 geht da jedem Fotografen das Herz auf), haben ihren Wert. Ein Imagevideo von seinem Unternehmen zu erhalten, das dieses Unternehmen die kommenden drei Jahre begleiten wird, hat seinen Wert. Die Ergebnisse eines Portrait-Shootings in seinen Hände zu halten, das einen bestimmten Lebensabschnitt, ein Alter, ein Aussehen, eine Stimmung wieder gibt, hat seinen unumstößlichen Wert.

Und es wird umso wertvoller, als das der- oder diejenige selbst es nicht so hinbekommt, wie es ein professioneller Fotograf oder eine Fotografin macht, die dafür seinen oder ihren Preis hat.

Und das gilt für ganz viele Dinge des täglichen Lebens. Wer seine Preise "sauber" und nach allen bekannten Regeln kalkuliert, kann kein Billigangebot machen. Weil er/ sie dann den zugedachten Wert nicht erfüllen kann. Es ist nicht so, dass etwas keinen Wert hat, weil es günstig ist. Aber das darf nur die absolute Ausnahme sein und keinesfalls sollte es zur Regel werden.

Wer also einen professionellen Foto- oder Videografen beauftragt, muss sich darüber im Klaren sein, dass der Wert dieser Leistung umso mehr steigt, als das der Auftraggeber sich nicht in der Lage sieht, das zu gestalten, was er in Auftrag zu geben gedenkt.
Das lässt sich anhand eines weiteren Beispiels relativ einfach darstellen. Bleiben wir bei der Hochzeit. Das Erstellen eines Hochzeitsfilmes, den das Brautpaar beabsichtigt, auf seiner Homepage und auf YouTube zu veröffentlichen, wird ca. 1.700 bis 2.000 Euro wert sein (auch wieder zuzüglich der gesetzlichen Mehrwertsteuer). Je nach Bearbeitungsaufwand und Länge kann das auch mal etwas mehr werden. Dafür erhält das Brautpaar einen Film mit lizenzfreier Musik (wichtig für die Veröffentlichung auf YouTube und der eigenen Homepage) in 4K mit 60 FPS, was auch tolle, smoothe Zeitlupe erlaubt, mit ca. 20-25 Minuten Länge. Inklusive einer Vielzahl  hochwertiger Fotografien für das Familienalbum. Spannend gemacht, Cinemalike.

Aufwand für das Brautpaar: Null. Aufwand für Gäste: Null.

Würde man das alles selber machen müssen, könnte sich das Brautpaar nicht sicher sein, dass a) etwas Verwertbares dabei herauskommt und das b) überhaupt das dabei herauskommt, was sich das Paar gewünscht hat. Sie müssten c) sehr viel mehr organisieren und d) für diesen Mehraufwand den Hochzeitsplaner bezahlen. Sie wären d) bei weitem nicht so entspannt und e) hätte mindestens ein Gast überhaupt nichts von den Hochzeitsfeierlichkeiten, weil der- oder diejenige nur am Filmen und am Fotografieren wäre.

Somit sind wir dann wieder bei John Ruskin. Das Brautpaar hat zwar Geld gespart, aber hat auch nicht den Wert bekommen, der so einem (einmaligem) Ereignis gerecht wird.


Wundere dich also nicht, wenn ich dir auf Frage, ob man am Preis noch etwas machen kann dir vorschlage, die Nullen bunt auszumalen ;.).


Ich finde, das musste einfach mal gesagt (bzw. geschrieben) werden. Und das ist alles gar nicht böse gemeint. Ich finde nur, man sollte auch beim Thema Geld nicht schweigen, sondern Gegenseiten an- und aussprechen und mehr über Werte diskutieren, als über vermeintlich hohe Preise.


Bleibt mir gewogen und habt eine schöne Woche.


©Jürgen Pagel LICHTWERK.DESIGN


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Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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