Den eigenen Stil entwickeln

Jürgen Pagel

Von der Entwicklung des eigenen Stils - oder was ist eigentlich ein Stil?

Was ist ein "Stil"?

Wikipedia schreibt dazu: Der Ausdruck Stil bezeichnet eine „charakteristisch ausgeprägte Erscheinungsform“ (ursprünglich einer Sprache oder eines Kunstwerks) oder das „einheitliche Gepräge der künstlerischen Erzeugnisse einer Zeit“ (z. B. Bau-, Mal-, Rembrandt-, gotischer Stil). Ebenfalls mit "Stil", oft als Teilausdruck, wird die meist in engem Zusammenhang mit der Erscheinungsform einer Sache stehende „Art und Weise der Ausführung“ bezeichnet, z. B. der Stil, mit dem eine Sporttechnik ausgeführt wird.


Ursprünglich bezieht sich der Ausdruck auf Kunst: Maler haben einen Malstil, Häuser haben einen Baustil, Schreibende (z. B. Autoren, Dichter) einen Schreibstil, Komponisten einen Komponierstil, Musiker einen Musizierstil und Sänger einen Gesangsstil. Kunststile werden untersucht und klassifiziert von der Stilkunde, einem Teilbereich der Kunstgeschichte.


In einem weiteren Sinne umfasst "Stil" auch allgemeine Phänomene, etwa der Alltagskultur, zum Beispiel die Art, wie man sich kleidet (Kleidungsstil), schmückt, sein Haar trägt.


Die Frage (bezogen auf die Fotografie) muss also lauten: Ist es von Vorteil, einen eigenen Stil zu vermitteln?

Betrachte folgende Grafik:

Bild frei nach Vörby

Die Tätigkeit selbst führt zu einem Ergebnis - welches, lasse ich bewusst offen. Die Tätigkeit beinhaltet die Art und Weise der Ausführung - "viele Wege führen bekanntlich nach Rom". Wie letztendlich das Ergebnis bewertet wird, entscheidet sich nicht automatisch durch die Wahl des Stilmittels.


Ein Beispiel aus dem Sport: der Laufstil eines Barfuß-Läufers muss sich zwangsläufig an das Barfußlaufen anpassen. Das ist definitiv anders, als mit Schuhen zu laufen. Dennoch wird der Bafußläufer genauso gut (oder schlecht) in's Ziel kommen. Auch die Laufzeiten müssen - in Abhängigkeit des Trainingszustandes - nicht unterschiedlich sein. Meint: der Stil beeinflusst nicht das Ergebnis.


Ein Beispiel aus der Fotografie: der eine Fotograf lebt den Stil Dark & Moody, der andere mag mehr natürliche oder lebhafte Farben.

Das obere Bild zeigt eine, für dieses Motiv typische, "Stilrichtung" - natürlich und lebhaft, ausgeprägte Farbgebung, hoher Schärfegrad, differenzierte Belichtungsbereiche. Das untere Bild dagegen Dark & Moody - eher untypisch für dieses Motiv. Dennoch geht auch von D&M ein gewisser Reiz aus. Je nachdem, welche Bildwirkung erzielt werden möchte, kann die eine oder andere Stilrichtung entscheidend für die Wirkung sein.

Es ist also durchaus wichtig, die Art und Weise der Ausführung - den Stil - in das Verhältnis zum gewünschten und beabsichtigten Endergebnis zu stellen. Anders als bei den meisten Sportarten, wo das Ziel, das Ergebnis von Relevanz ist, bedeutet "Stil" in der Fotografie die Beeinflussung des Ergebnis, der Bildwirkung. Nimmt man jetzt noch die Blendenzahl. die Wahl der Belichtung, der Ausleuchtung und anderes mehr als Stilelemente mit dazu, dann wird m.E. sehr schnell deutlich, wie wichtig Stilelemente in der Fotografie sind.

Der eigenen Stil finden

Den eigenen Stil in der Fotografie zu suchen und vor allem zu finden, ist  eine der größten Herausforderungen - eben weil das Ergebnis entscheidend beeinflusst wird.
Welcher Stil sich nun entwickelt, liegt zum einen am Fotografen selbst, aber auch an der bevorzugten Motivwahl. Wer häufig mit seinem Lieblings-Model im Segment der Portraitfotografie unterwegs ist, welches Wert auf tief gebräunte Haut legt, wird das bei der Wahl des Weißabgleiches berücksichtigen müssen und daraus einen Ton-in-Ton, eher bräunlichen Stil entwickeln. Wer im Sommer in der Natur unterwegs ist, wird auf lebhafte Farben, eine höhere Dynamik und mehr Sättigung nicht verzichten wollen.


Breit aufgestellt

Selbstverständlich spricht nichts dagegen, breit aufgestellt zu sein. Die wenigsten Betrachter jedoch mögen Überraschungen. Wer also seine Portraits stets im Dark & Moody-Stil fotografiert bzw. entwickelt, der sollte dabei bleiben. Wenn derjenige gleichzeitig im Bereich der Landschaftsfotografie tätig ist, spricht nichts gegen die Stilrichtung "Green Light". Nur innerhalb der Stilrichtungen sollte es keine allzu großen Sprünge geben.

Fazit
Der eigene Stil muss keineswegs langweilig wirken oder werden. Es gibt ausreichend Möglichkeiten, sich innerhalb seines eigenen Stils weiter zu entwickeln. Ein Stil ergibt einen hohen Wiedererkennungswert. Wer erinnert sich nicht an Wassily Kandinsky? Seine Bilder fallen sofort ins Auge. Oder Pablo Picasso oder Salvatore Dali.

Die eigene Stilrichtung ist m.E. jedoch nichts, was man erzwingen kann oder gar planen. Das kommt. Mit der Zeit. Abhängig vor allem vom persönlichen Geschmack. Denn Fotografie nichts, was dir nicht gefällt. Fotografiere nichts, an dem du keinen Spaß hast. Aus dem Gefallen und dem Spaß heraus wird sich ein Stil entwickeln, der Dich unverkennbar und einmalig macht.


©Jürgen Pagel 2021 Lichtwerk.Design


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Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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