Der Allrounder

Jürgen Pagel

Der Fotograf von heute - ein vielseitiger Allrounder

Fotografen sind mehr als nur Fotograf. Wer heutzutage (wahrscheinlich war das aber zu Zeiten der analogen Fotografie nicht anders) als professioneller Fotograf unterwegs ist und seinen Lebensunterhalt mit der Foto- und Videografie bestreitet, muss ein wahres Multi-Talent sein.

Kommunikation
Das geht mit der Kommunikation los. Er (der Fotograf) muss still und leise sein – manche Locations und Aufträge erfordern genau das. Er muss auch laut und redselig sein. Gerade bei Portrait-Shootings müssen klare Anweisungen an das Model erfolgen. Er muss sich in seine Umgebung kommunikativ einfühlen können. Reden, wo es angebracht erscheint und schweigen, um die Stille des Moments nicht zu stören.
Die Sprache ist ein wichtiges Handwerkszeug – neben der Kamera und den Objektiven.

Technik
Der Einsatz modernster Technik erfordert ein gewisses Grundverständnis für Entstehungsprozesse. An einer Kamera geht auch mal etwas kaputt. Einfache Objektivreparaturen, Sensorreinigung, fachgerechte Lagerung von Objektiven zur Vermeidung von Fungus und anderes mehr gehören dazu.
Wie entsteht ein Bild, wie funktioniert eine Kamera, welche Funktion hat der Spiegel bei einer SLR, welche Speicherkarten werden benötigt und für welchen Zweck – ohne dieses Wissen geht es zwar auch, aber vieles bleibt dann dem Zufall überlassen.
Er muss seine Kamera im Schlaf beherrschen, jede Funktion kennen und das geht nur mit viel Training.
Von den Kompositionsregeln, Belichtungsregeln und der Blitzfotografie im Besonderen ganz abgesehen.
Es gibt in der Foto- wie in der Videografie oftmals Situationen, in denen es erstens anders kommt und zweitens als man denkt. Sich an die Gegebenheiten anpassen zu können und und selbst aus verfahrenen Situation das Beste herauszuholen, ist für einen professionellen Fotografen ein Selbstverständnis - egal um welches technisches Problem es sich handelt. Immer muss die Lösung im Vordergrund stehen.

Forscherdrang
Ein Fotograf muss neugierig sein. Ständig neues ausprobieren, auch mal etwas riskieren. Dahin gehen, wo sich andere nicht hin trauen – immer auf der Jagd nach dem einmaligen Foto.

Bildbearbeiter und Entwickler
Jedes Bild muss bearbeitet werden. Schließlich hat zu analogen Zeiten auch kein Fotograf dem Betrachter einfach eine unentwickelte Filmrolle in die Hand gedrückt. Programme wie Adobe Photoshop und Adobe Lightroom erfordern ein hohes Maß an technischem Verständnis, ein gutes Auge und eine ruhige Hand. Und vor allem Zeit.

Kaufmännisches Verständnis
Der selbstständige Fotograf ist vor allem Unternehmer. Er muss an und nicht in seinem Unternehmen arbeiten. Preiskalkulation, Einkauf, ggf. auch Verkauf, Angebote abgeben, Angebote schreiben, Rechnungen verfassen sind notwendige Skills, auf die ein Fotograf heutzutage nicht verzichten kann.

Engagement
Aufträge fliegen nicht einfach so daher. Sie sind die Ernte eines jahrelangen, beständigen Engagements, das weit über den Beruf hinausgeht. Ausstellungen und Fortbildungen besuchen, sich mit Kollegen*innen treffen und fachsimpeln – all das ist notwendig, um sich in der Szene einen Namen zu machen.

Gestaltung
Webseite aufbauen und pflegen, in Social-Media-Kanälen Präsenz zeigen klingt zunächst einfach, erfordert jedoch eine hohe Konstanz und ist zeitraubend. Glücklich ist, wer jemanden als Freund hat, der einem das nebenbei macht. Wer diese Freunde nicht hat, muss selbst Hand anlegen – Zeit, die für die Fotografie selbst unwiederbringlich verloren ist.

Risikobereitschaft
Ein Unternehmer muss heutzutage Risikobereitschaft an den Tag legen. Ohne die geht es nicht. Eine Kamera für 4.000 Euro kaufen? Definitiv kein Pappenstiel. Aber als Invest für den einen oder anderen Auftrag sicher notwendig. Ein Objektiv für 1.200 Euro? Kann sinnvoll sein, auch ohne zu wissen, ob sich das rentiert. Ein gewisses Risiko ist immer dabei. Die Corona-Zeit hat es gezeigt. Zuvor volle Auftragsbücher waren von einen auf den anderen Tag leer. Wer da 2019 auf Risiko gesetzt hat, sah sich 2020 mit leeren Händen dastehen. Und dennoch haben viele gerade in dieser Zeit investiert – verbunden mit der Hoffnung, dass es danach genauso weitergeht, wie 2019. Viele sahen sich getäuscht. Der Kunde tickt bisweilen anders, als einem lieb ist.

Fazit
Und dann fragen Sie noch, ob man am Preis etwas machen kann? Sie wundern sich, wenn Ihr Fotograf 200 Euro pro Stunde aufruft? Wundern Sie sich nicht. Das passt.

©2024 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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