Was ist der „richtige“ Weg zum Einstieg in die Fotografie?

Jürgen Pagel

Was ist der „richtige“ Weg zum Einstieg in die Fotografie?

Gibt es den „richtigen“ Weg?
Meines Erachtens gibt es den nicht. Es gibt auch keine belastbaren Zahlen, wer wie oft und wann mit dem Smartphone fotografiert oder sich zum Einstieg eine Kameraausrüstung zulegt.

Die Technik

Vergleicht man die Bilder der heutigen Smartphone-Generation (Stand 2024) mit denen moderner Systemkameras, sind die Unterschiede marginal. Im direkten Vergleich fallen die Unterschiede bei längerer Betrachtung und in Kenntnis der Blende sowie der Verschlusszeit durchaus auf. Schaut man sich dagegen die Bilder einzeln an, gerät das mehr oder weniger zu einem Ratespiel. Allein dieser Umstand zeigt, wie nah heutzutage die Smartphones an den Systemkameras sind – trotz einem deutlich kleineren Sensor.
Die Low-Light-Performance vieler Smartphones ist tatsächlich gruselig – was dem kleinen Sensor geschuldet ist. Dabei spielt es auch kaum eine Rolle, über wie viele Pixel die Smartphone-Kamera verfügt. Ob 50 oder mehr Megapixel scheint nahezu unrelevant zu sein. Beim Pixelpeeping sieht man auch bei 50MP hässliche Artefakte, überschärfte Kanten und irgendwie wirkt das Ganze künstlich. Eingriffe der Software des Smartphones sind gegenüber einem RAW-Bild einer Systemkamera deutlich zu erkennen.

Mit etwas mehr Abstand (20-30 cm) jedoch relativieren sich die Unterschiede.

Viele Smartphones bieten die Möglichkeit des Fotografierens im RAW-Modus. Das eröffnet auch in der Bildbearbeitung jede Menge Möglichkeiten.
Das Smartphone-Bilder häufig dennoch unschön aussehen, liegt nicht am Smartphone selbst, sondern an Fehlern bei der Bedienung. So nutzen viele User nicht den vollen Leistungsumfang ihrer Smartphone-Kamera. Wer sich hingegen mit den Einstellungen auseinandersetzt und spezielle Foto-App‘s (beispielsweise in Adobe Lightroom) nutzt, kann mit den Ergebnissen zufrieden sein.


Die Bildgestaltung

Das Smartphone verführt zu Schnappschüssen. Mit anderen Worten: Es wird jeder Scheiß fotografiert und – was noch viel schlimmer ist – nicht aussortiert. Der Ausschuss ist deutlich größer, weil weniger auf die Gestaltungsregeln wie Drittelregel, goldener Schnitt usw. geachtet wird. Bei einer Systemkamera nimmt man sich erfahrungsgemäß mehr Zeit und geht sorgfältiger zu Werke.

Für jede Art der Fotografie gelten die gleichen Regeln. Das man die auch mal brechen darf, ist leider allzu oft eine Ausrede von denjenigen, welche die Regeln nicht kennen. Wer den Portraitmodus nutzt, eine korrekte Bildgestaltung vornimmt, den Rahmen füllt, auf das Motiv und den korrekten Fokuspunkt achtet, wird auch mit dem Smartphone beeindruckende Ergebnisse erzielen.


Der Weg

Ich bin kein Freund davon, einem Fotografie-Einsteiger die Fotografie zu vermiesen, in dem man ihn zu einer mehrere tausend Euro teuren Ausrüstung nötigt. Es ist vollkommen in Ordnung, mit einem Smartphone zu starten und sich dann, wenn das Ganze wirklich Spaß macht und erste brauchbare Ergebnisse liefert, auf beispielsweise eine Brigdekamera zu wechseln. Auch hier werkeln eher kleine Sensoren, aber der Zoombereich wird deutlich erweitert, es bestehen die Möglichkeiten zur Belichtungskorrektur, der Blenden- und der ISO-Einstellung, was das Gefühl des Handwerks vermittelt. Sie sind zumeist handlich und vor allem in der unter Preisregion zu finden. Für 500 Euro bekommt man schon eine gute Alltagskamera, welche die Leistungsfähigkeit eines Smartphones übertrifft. Im RAW-Modus fotografiert, eröffnen sich außerdem alle Möglichkeiten der Bildbearbeitung mit einer deutlich besseren Qualität, als das bei einem Smartphone üblich ist. Und man fühlt sich doch gleich als richtiger Fotograf, wenn man so eine Brigdekamera in den Händen hält.

Sollte dann das Fotografieren nach den ersten 10.000 Bildern immer noch Spaß machen und man ist sich seiner Sache sicher, dann folgt der nächste Schritt in Richtung Systemkamera also mit Wechselobjektiven. Einfacher wird es dadurch nicht, denn dann kommen die Überlegungen ins Spiel, welches Objektiv nun das Richtige ist.
Aber auch hier kann man mittlerweile nicht mehr viel falsch machen. Alle Systemkameras, egal welcher Marke, machen gute Bilder. Führend sollte der Gedanke sein, welches Kamerasystem die meiste Objektivauswahl zulässt. Von Vollformat rate ich zu Beginn ab, denn das Vollformatsystem produziert zwangsläufig hohe Folgekosten, weil die Objektive deutlich teurer sind als die der APS-C-Klasse. Der Grund liegt u.a. darin, dass mehr Glas verbaut wurde, was das Objektiv außerdem iin Verbindung mit der Kamera um einige hundert Gramm schwerer macht. 


Fazit

Es gibt keinen richtigen und keinen falschen Weg. Alles ist möglich und vor allem vom Inhalt des Geldbeutels abhängig. Wer einen günstigen Einstieg sucht und für Social Media bzw. den Privatgebrauch fotografiert, ist mit einer Smartphone-Kamera bestens bedient. Selbst für einen Druck bis DIN A4 reicht die Bildqualität in der Regel aus.
Wer mehr will, muss in der Folge ein paar Euro in die Hand nehmen und sich auf dem riesigen Gebrauchtmarkt bedienen, denn es gibt genug Hobbyisten, die teuer einsteigen, um dann nach ein paar Monaten feststellen, dass die Fotografie doch nicht ihr Ding ist.


©2024 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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