Der Manuelle Modus Deiner Kamera - Fotoschule Teil 3

Jürgen Pagel

Der Manuelle Modus - Fotoschule Teil 3

Im Teil 3 der Fotoschule geht es um die Modi Deiner Kamera. Sie ermöglichen Dir als Fotograf, diverse Parameter einer Aufnahme zu steuern. Dazu zählen zum Beispiel die Verschlusszeit, die Blende und der ISO-Wert. Bestimmte Kamera-Modi steuern diese Parameter automatisch und andere Modi wiederum ermöglichen Dir die manuelle Steuerung.

Neben dem Modus P – vollautomatischer Modus, bei dem alle Einstellungen der Kamera überlassen werden, dem Modus A (Blendenvorwahl oder Zeitautomatik), dem Modus S (Zeitvorwahl oder Blendenautomatik) und dem Modus B (Bulb) – der Verschluss Deiner Kamera bleibt so lange offen, wie Du den Auslöser gedrückt hältst, findest Du auf Deiner Kamera noch den Modus M (manueller Modus) findest Du in Deinen Kameraeinstellungen noch den Modus M.

Der Modus M wird als der heilige Gral der Fotografie gefeiert, weil Du selbst alle Einstellungen vornimmst und nichts der Kamera überlässt.
Wobei auch im Modus M immer noch eine Einstellung automatisiert bleiben kann – die Wahl der ISO, denn die Einstellung M erlaubt in aller Regel immer noch eine automatische Anpassung der ISO an Deine selbst vorgewählte Belichtungszeit oder Deine eingestellte Blende. Aber selbstverständlich kannst Du die ISO auch manuell einstellen.

Immer wieder findest Du Aussagen wie „ein richtiger Fotograf wählt den Modus M“. „nur wer im Modus M fotografiert ist ein richtiger Fotograf“ u.ä..
Ich halte das für eindeutig falsch. Letztendlich ist das Endergebnis entscheidend und ob das Bild in den Modi M, A oder S zustanden gekommen ist, interessiert im Nachhinein niemanden mehr. Tatsächlich ist es aber so, dass der Modus M das Verständnis der Zusammenhänge zwischen Belichtungszeit, Blende und ISO erfordert und es ist deswegen keineswegs falsch, mit bzw. in diesem Modus zu arbeiten. Jedoch fotografieren selbst namhafte professionelle Fotografen gerne im A- oder S-Modus. Erstens, weil es schneller geht und zweitens, weil es oftmals besseren Bildergebnisse liefert, zumal sich dank KI sowohl die Belichtung wie auch ein evtl. vorhandenes Rauschen (manchmal muss man das in Kauf nehmen, weil kurze Belichtungszeiten bei schlechtem Licht erforderlich sind) ziemlich problemlos entfernen lassen.

Meines Erachtens sollte tatsächlich jeder Fotograf mit dem Modus M umgehen können, um das Wissen über den Zusammenhang zwischen ISO, Blende und Verschlusszeit zu verinnerlichen. Für schnelle Bilderfolge jedoch ist dieser Modus ungeeignet. Zu groß ist gerade zu Beginn der Fotografie die „Gefahr“, auf Grund mangelnden Hintergrundwissens, mit der Fotografie wieder aufzuhören, bevor Du richtig angefangen hast. Das wird bei der Empfehlung, im Modus M mit der Fotografie zu beginnen, leider allzu häufig außer Acht gelassen.

Wenn Du absoluter Einsteiger bist, ist der Modus P im Grunde die richtige Wahl. Hierbei erhältst Du mit den heutigen Systemkameras gute Ergebnisse. Dir bleibt Zeit, Dich mit der Bildkomposition zu befassen, schöne Motive zu suchen und Situationen festzuhalten, was Dir im Modus M in Unkenntnis der Einstellungen zunächst verwehrt bleiben wird.

Hast Du Spaß an der Fotografie gefunden, weißt Du auf welche Motive Du Dich konzentrieren möchtest und hast ein Grundverständnis für den Bildaufbau entwickelt, solltest Du tatsächlich zum Modus M wechseln, um Deine Vorgehensweise und die Art, wie Du an das Fotografieren herangehst, zu optimieren.

Letztendlich bleibt das jedem selbst überlassen und bisweilen geht probieren vor das Studieren (von Betriebsanleitungen).

Wie funktioniert nun der M-Modus vereinfacht dargestellt?

Schritt 1: die ISO-Einstellung
100 sonnig
200 leicht bewölkt
400 bewölkt
800 Innen/ Sport
1600 dunkel
3200 und mehr Dunkel/ Nacht

Schritt 2: die Einstellung der Blende (Einfluss auf die Tiefenschärfe) 
f/1.2 bis f/3.5 Portrait/ unscharfer Hintergrund
f/3.5 bis f/6.3 leichte Unschärfe im Hintergrund
f/6.3 bis 16 und mehr große Tiefenschärfe/ Landschaften

Schritt 3: die Belichtungszeit (Einfluss auf die Bewegungsschärfe)
1/2 bis 1/8 Wasser verschwommen, weich fließend
1/60 Portrait/ ruhende Motive
1/250 Einfrieren langsamer Bewegungen
1/500 Kinder und Tiere
1/1000 Sport
1/2000 Einfrieren schneller Objekte

Schritt 4: das Auslösen
=> Beobachte den Belichtungsmesser
=> Passe einen der Parameter an, um den Belichtungsmesser bei +/- 0 zu halten; entscheide Dich ggf. für eine Unterbelichtung, da Du nachträglich in der Bildbearbeitung die Belichtung regeln kannst (ein Grund mehr im RAW-Modus zu fotografieren)
=> Betrachte das erste Foto auf dem LCD-Screen und nehme – falls erforderlich – entsprechende
Anpassungen der Belichtungszeit, der Blende und/ oder der ISO vor.

Fazit
Wie alles in der Fotografie, ist das eine Sache der Übung. Je öfter Du im Modus M fotografierst, je mehr Bilder Du „schießt“, Deine Bilder kritisch betrachtest und Dir Gedanken darüber machst, welche Einstellungen Du optimieren kannst, umso leichter wird es Dir fallen, die notwendigen Einstellungen bereits im Vorfeld Deiner Motivwahl vorzunehmen.


©2023 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
Weitere Beiträge
Share by: