Durchstarten in 2022

Jürgen Pagel

Du willst 2022 als Fotograf durchstarten? Dann ist dieser Blog-Artikel vielleicht der Richtige für Dich.

Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, ob das funktioniert. Dafür gibt es gerade im Moment einfach zu viele Faktoren, die Geschehnisse derart beeinflussen, dass wir nicht alles zu hundert Prozent in der Hand haben.

Meine Frau zweifelt sowieso schon seit längerem an meinen Thesen. Nicht, das sie kein Vertrauen hat, aber die Ergebnisse könnten ehrlich gesagt besser sein. Letztendlich zeigt das jedoch nur, dass neben dem Können, der Ausrüstung und coolen Ideen viele andere Faktoren über Gedeih und Verderb bestimmen. Unter anderem Glück, Zufall und eine helfende Hand zum richtigen Zeitpunkt. Und vielleicht gibt Dir dieser Artikel den richtigen Input zur richtigen Zeit. In dem Zusammenhang stellt sich gleich die erste Frage: Gibt es überhaupt DIE richtige Zeit?

Antwort vorweg: Nein. Jede Zeit ist richtig. Wenn Du etwas tun willst, dann mach' es jetzt. Also nicht heute, denn viele sind im Urlaub und an Neujahr heiratet wohl niemand. Und Unternehmen sind auch geschlossen. Aber mache es, sobald das neue Jahr am 03.01.2022 wieder startet.


Starte durch

Hier sieben Tipps, die zum Nachdenken anregen und die Dir Deine Entscheidung erleichtern sollen.


1.   Finde Deine Nische.

Eine Nische ist etwas, das klein, schnuckelig und fein ist. Meist auch warm. Mit Decke und so. Gemeint ist damit, etwas zu tun, was andere nicht tun. Sozusagen ein Alleinstellungsmerkmal. Im Marketing als Unique Selling Proposition bezeichnet. Das ist heutzutage deutlich schwieriger, als vor 30 Jahren, denn "eigentlich" gibt es fast nichts mehr, was es nicht schon gibt. Landschaftsbilder sind es sicher nicht, außer Du bist darin besonders gut und beherrscht eine fantastische Bildbearbeitung, die so sonst keiner macht. Etwas, was den Betrachter fesselt, das ihn länger als drei Sekunden in Deinem Bild gefangen hält. Du merkst schon, es geht um fachliche Qualität, um Können und um Leidenschaft. Du kannst in niemandem ein Feuer entfachen, wenn Du selber nicht für die Sache brennst. So eine Nische muss nichts Besonderes sein. Vielleicht liegt sie viel näher, als Du denkst. Aber in dem, was Du da machst, musst Du richtig gut sein. 


2. Registriere Dein Business.

Du musst Dich entscheiden. Bleibt es ein Hobby (ziemlich teuer, kaum enden wollende Ausgaben)? Dann lass' alles, wie es ist. Willst Du damit Geld verdienen und das setze ich voraus, wenn Du Dein Business nach vorne bringen willst, dann kommst Du um eine offizielle Registrierung nicht herum. Die besteht aus der Gewerbeanmeldung, der Pflichtmitgliedschaft in der IHK, evtl. einem Eintrag in der Handwerksrolle, der Mitgliedschaft in der Berufsgenossenschaft - alles natürlich inklusive der erforderlichen Beitragszahlungen - sowie der Mitteilung an das Finanzamt. Und dann solltest Du Dir noch eine Umsatzsteuer-ID zuteilen lassen. Vergiss die Kleinunternehmerregelung. Kleinunternehmer klingt so nach klein. Also nichts Richtiges. Kein Risiko eingehen wollend. Umsatzsteuer ist per se nichts Schlechtes. Denn sie zahlt der Kunde - nicht Du. Du nimmst sie ein und reichst sie an das Finanzamt weiter. Sie ist also mehr oder weniger ein Durchlaufposten. Im Gegenzug kannst Du jedoch jeden Artikel, den Du gegen eine ordentliche Rechnung mit ausgewiesener Umsatzsteuer kaufst, verrechnen. Beispiel: Du schreibst eine Rechnung über 119 Euro, die bereits 19% Umsatzsteuer (also 19 Euro) enthält. Nun kaufst Du ein Zubehör für Deine Kamera für 100 Euro (ebenfalls inkl. Umsatzsteuer, also 15,97 Euro). Nun verrechnest Du die Umsatzsteuer Deiner Rechnung mit der Deines Einkaufs. Deine Umsatzsteuerlast beträgt also nur noch 3,03 Euro. Gerade zu Beginn einer Selbstständigkeit oder Freiberuflichkeit lohnt sich das. Also bitte keine Kleinunternehmerregelung.


3. Finde Dein System, mit dem Du arbeiten willst.

Welcher Kameratyp? Welche Art der Fotografie? Vollformat oder APS-C? Vielleicht nur Handy (könnte eine Nische sein)? Welcher Kundenkreis? Wer ist bereit, für Deine Bilder, Geld zu bezahlen? Das alles und mehr entscheidet darüber, mit welchem System Du arbeiten wirst. Vollformat: Teuerer als APS-C, teure Objektive, adaptieren von APS-C-Objektiven nicht ohne Auflösungsverlust möglich, größerer Bildausschnitt, auch in lichtschwachen Situationen stark, schöneres Bokeh bei gleichem Abstand zum Motiv. APS-C: Handlicher, mittlerweile tolle Qualität, kleinere Datenmenge, günstiger, Objektive günstiger, auch Vollformatobjektive ohne Einschränkung adaptierbar. Du wirst kein Wildlife fotografieren? Dann spare Dir das Geld für ein Teleobjektiv mit einer Brennweite von bis zu 400 mm. Du wirst mehr Portraits fotografieren wollen? Dann reichen Brennweiten bis 85 mm aus. Du fotografierst gerne und gut Architektur? Dann sind 7 - 35 mm perfekt für Dich (geht aber auch mit einem 50 mm). Aber das weißt Du sicher alles schon.

4. Gehe mit Deiner Website online.
Ein gar nicht so einfaches Thema, das allein viele Stunden wert wäre. Wenn Du schon eine Website hast, dann optimiere sie. Wenn nicht, dann wende Dich an Experten, die Dir dabei helfen oder wage Dich an einen der vielen Baukästen von Squarespace bis IONOS. Nichts ist heute einfacher, als seine eigene Website zu bauen. Ob die dann gut wird, ist ein anderes Thema. Wie findest Du eigentlich meine beiden Pages? Schau doch mal bei

https://www.lichtwerk.design und bei https://www.juergenpagel.de vorbei.


5. Preisgefüge

Dazu habe ich im Juni 2021 bereits einen Artikel verfasst, auf den ich an dieser Stelle verweise https://www.lichtwerk.design/stundensatz-als-freelancer.

Das hat sich bis heute nichts geändert und wird auch 2022 die Szene bestimmen. In Anbetracht einer langfristigen Inflationsrate von 3-4% empfiehlt es sich sogar, die Preise rechtzeitig nach oben anzupassen. Letztendlich muss es sich lohnen. Und lohnen tut es sich dann, wenn die Einnahmen deutlich höher ausfallen, als die Aus- und Abgaben.


6. Erstelle einen Marketingplan.

Dieser Marketingplan sollte alle Maßnahmen sowie die Dir zur Verfügung stehenden Budgets enthalten, die Du für wirksame Aktionen und Projekte in 2022 benötigst. Stecke die Ziele nicht zu hoch. Alles muss erreichbar sein. Bedenke dabei auch, dass sich die derzeitigen Pandemiezahlen noch drastisch entwickeln können und weitere Lockdowns durchaus nicht unwahrscheinlich sieht. Wenn man so mitbekommt, was in Großbritannien, den USA, Österreich u.a. Ländern gerade abgeht, steht uns im Januar noch einiges bevor. Berücksichtige das in Deinem Plan und kalkuliere den GAU mit ein.


7. Don't work with assholes.
Das mutet zunächst etwas eigenartig an. Ist es aber nicht. Da draußen sind eine Menge Leute unterwegs, die anderen die Zeit stehlen, die ausschließlich nur auf ihren eigenen Erfolg bedacht sind, die Dich nicht weiterbringen und die schlussendlich stets für viel Ärger gut sind. Damit meine ich nicht diejenigen, die ihre Rechnung nicht bezahlen. Das kann passieren. Vergessen oder als Soloselbstständiger Opfer den Pandemie geworden. Es geht in diesen Zeiten nicht wirklich allen gut. Das sollte man immer mit einkalkulieren. Nein, ich meine solche, die schon bei ihrem Erscheinen nach Ungemach riechen, die an allem herummeckern, keine Verträge einhalten wollen und alles besser wissen. Lass' es. Lieber keinen Auftrag, als so einen.

So, das war's für dieses Jahr. Ich hoffe und wünsche, dass ich Dir etwas weiterhelfen konnte und Du mit frischem Schwung in das neue Jahr 2022 startest. Ich wünsche Dir alles Gute dafür!

© Jürgen Pagel 2021 LICHTWERK.DESIGN

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