Festbrennweite oder Zoom?

Jürgen Pagel

Festbrennweite oder Zoom?

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Die Frage lässt sich m.E. nicht mit „besser“ oder „schlechter“ beantworten. Beide Objektiv-Varianten haben ihre Daseinsberechtigung sowie ihren Zweck. Und beide lassen sich natürlich auch kombinieren.

Aber wann nutzt man nun ein Zoom-Objektiv?
  1. Zoom-Objektive sind vor allem für Anfänger gut geeignet. Zu Beginn der Fotografie weiß man noch nicht so genau, wohin die Reise geht, welche Einstellungen präferiert werden und welche Brennweite für die eigene Art der Fotografie gewinnbringend ist.
  2. Zoom-Objektive eignen sich hervorragend zum Experimentieren. Mit ihnen lässt sich „spielen“, lassen sich verschiedene Brennweiten schnell und einfach ausprobieren, um sich dann zu einem späteren Zeitpunkt auf eine Brennweite festzulegen.
  3. Zoom-Objektive sind immer dann sinnvoll, wenn man die Ausrüstung klein halten will, aber nicht genau weiß, was einem „vor die Linse“ kommen wird. So ist mein 17-70mm von Tamron mit einer f/2.8 mein Daily-One, mein Immer-drauf. Gerade dann, wenn man die Kamera jeden Tag dabeihat, besteht nicht immer ein fester Plan, was heute fotografiert werden soll. Auch die Kreativität braucht mal Pause. Dann kommt ein Zoom gerade recht. Beispiel: Reise-Zoom. Das 17-70mm ist ein klassisches Reisezoom, wie auch das 18-55mm von Fujifilm.
  4. Zoom-Objektive sind vor allem in der Wildlife-Fotografie äußerst beliebt. Die meisten Wildtiere lassen Menschen nicht so nah an sich heran, als dass eine 135er Festbrennweite ihren Zweck erfüllen könnte.
Und wann nutzt man eine Festbrennweite?
  1. Du hast bestimmte Präferenzen (etwas, was Anfänger in der Regel nicht haben) und weißt genau, was Du willst. Du bevorzugst einen spezifischen Look, eine spezielle Bildwirkung oder Du benötigst eine hohe Lichtstärke für ein besonderes Bokeh (<f/2.8), die bei Zoom-Objektiven nicht oder nur für sehr viel Geld zu bekommen ist.
  2. Du legst sehr viel Wert auf die Bildkomposition, den Bildaufbau und das Bildformat. Du weißt, wie die unterschiedlichen Festbrennweiten wirken und nutzt diese geschickt aus.
  3. Da Festbrennweiten anders aufgebaut sind als Zoom-Objektive und nur wenige, sich bewegende Teile beinhalten sowie in Bezug auf ihren Einsatzzweck begrenzt sein können, haben sie auch eine bessere Qualität hinsichtlich des zum Einsatz kommenden Glases. So ist das 75mm f/1.2 von Viltrox für den X-Mount deutlich schwerer als das 17-70mm Zoom-Objektiv von Tamron und ebenfalls schwerer als das 18-300mm von Tamron. Um ein großes Zoom-Objektiv noch tragbar zu machen, wird oftmals auf Kunststoff gesetzt. Festbrennweiten dagegen sind häufig aus Metall gefertigt und die Linsen weisen eine hohe Güte auf.
  4. Die Low-Light-Performance von Festbrennweiten ist üblicherweise besser. Die Auswahl an Objektiven mit Blenden um die f/1.2 bis f/2.8 ist deutlich größer als bei Zoom-Objektiven. Das erlaubt einen wesentlich breiteren Einsatzbereich.
  5. Der Nachteil, nicht von demselben Standort aus unterschiedlichen Brennweiten einzustellen, wird bei einer Festbrennweite zum Vorteil. Eine beabsichtigte Änderung des Bildwinkels bedingt den Zoom per Pedes. Das ist mit einer Standortänderung verbunden, die durch die Freiheit, einen oder zwei Schritte seitwärts zu gehen, andere Perspektiven eröffnet. Der Nachteil wird so zu einem vielseitig einsetzbaren Vorteil.
  6. Freunde von sogenanntem Altglas werden die Vorteile der Festbrennweiten zu schätzen wissen. Problemlos lassen sich M42-Gewinde oder andere Bajonette adaptieren und erhöhen somit die Auswahl an qualitativ, teils hervorragenden Brennweiten.
Beide Objektiv-Varianten haben ihren berechtigten Einsatzzweck. Wenn ich meine Bilder im Lightroom-Katalog mit dem Filter „Brennweite“ versehe, erhalte ich die nahezu ausschließlich eine Festbrennweitenauswahl, bei der 50mm favorisiert werden. Tatsächlich ist das am X-Mount auch mein Lieblingsobjektiv. An Vollformat ist es analog das 75mm- bzw. 85mm-Objektiv. Und die 50mm an APS-C bzw. die 75mm an Vollformat decken bei mir nahezu alles ab – vom Portrait, über die Streetphotography wie auch Landschaftsaufnahmen. Ich konnte mich noch nie für extreme Weitwinkel-Brennweiten erwärmen. Aber wer weiß, vielleicht ändert sich irgendwann.

©2024 Jürgen Pagel | Neunzehn58

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