Fotografiere was du denkst und nicht was du siehst

Jürgen Pagel

Fotografiere was du denkst und nicht was du siehst!

Das ist eine kreative und tiefgründige Herangehensweise an die Fotografie. Es geht darum, die innere Vorstellungskraft, Gefühle und Ideen in einem Bild darzustellen, anstatt einfach die Realität, wie sie ist, zu dokumentieren. Hier steckt eine philosophische und künstlerische Dimension hinter dieser Idee, bei der die Fotografie mehr als ein reines Abbild der sichtbaren Welt ist.

Was steckt dahinter?

1. Kreativer Ausdruck der inneren Welt
• Statt nur die äußere Umgebung oder Objekte festzuhalten, versuchst du, deine Gedanken, Emotionen oder Konzepte visuell darzustellen. Es geht darum, das Unsichtbare – wie Gefühle, Träume, Erinnerungen oder abstrakte Ideen – durch Fotografie sichtbar zu machen.
• Zum Beispiel könntest du Einsamkeit durch ein Bild von leerem Raum, Schatten oder einen einzelnen Stuhl darstellen, auch wenn du keinen Menschen fotografierst. Hier wird das Bild zum Symbol für einen inneren Zustand.

2. Subjektive Wahrnehmung
• Jeder Mensch hat eine andere Sicht auf die Welt, geprägt durch persönliche Erfahrungen, Emotionen und Gedankengänge. Diese Herangehensweise zielt darauf ab, deine persönliche Interpretation der Realität festzuhalten. Du fokussierst dich also darauf, wie du die Welt wahrnimmst, anstatt sie objektiv zu dokumentieren.
• Ein verlassener Strand kann für jemanden Frieden und Freiheit symbolisieren, während er für einen anderen Einsamkeit und Isolation bedeutet. Durch Komposition, Farben und Licht kannst du deine individuelle Interpretation einfließen lassen.

3. Konzeptionelle Fotografie
• Dieser Ansatz wird oft in der konzeptionellen Fotografie verwendet, bei der ein Bild eine Idee oder ein Konzept vermittelt. Hier steht die Idee im Vordergrund, nicht das Motiv selbst. Fotograf*innen planen bewusst, welche Elemente im Bild vorhanden sein sollen, um eine bestimmte Idee auszudrücken.
• Beispiel: Du möchtest das Thema „Zeit“ darstellen und entscheidest dich für ein Bild, das alte Uhren zeigt, mit unscharfen Teilen, um den fließenden Charakter von Zeit zu symbolisieren.

4. Surrealismus und Abstraktion
• Der Gedanke „Fotografiere, was du denkst“ findet oft seinen Ausdruck in surrealen oder abstrakten Bildern. Surrealistische Fotografie kombiniert oft Elemente der Realität mit träumerischen, bizarren oder unmöglichen Szenen, um einen Einblick in das Unterbewusstsein oder die Fantasie zu geben.
• Abstrakte Fotografie verwendet Formen, Farben und Texturen, um Emotionen oder Gedanken auszudrücken, ohne dass das Bild an ein erkennbares Objekt gebunden sein muss.

5. Emotionale und psychologische Tiefe
• Fotografie wird hier zum Medium, um innere Konflikte, Freude, Ängste oder Sehnsüchte auszudrücken. Die Bilder fungieren als Spiegel der emotionalen oder psychologischen Zustände des Fotografen und kommunizieren oft auf einer tieferen Ebene mit dem Betrachter.

6. Verzerrung der Realität
• In dieser Form der Fotografie kann die Realität absichtlich verzerrt oder manipuliert werden, um eine bestimmte Gedankenwelt darzustellen. Dies kann durch Fotomontagen, Mehrfachbelichtungen oder digitale Bearbeitungen geschehen, bei denen das Bild nicht das zeigt, was tatsächlich vorhanden war, sondern eine fantasievolle oder emotionale Interpretation davon.
Beispiele:
• Traumhafte Szenerien: Verwende Weichzeichner, Lichteffekte oder ungewöhnliche Perspektiven, um eine traumhafte, unwirkliche Stimmung zu erzeugen, die deinen inneren Gedanken entspricht.
• Symbolik: Fotografiere Gegenstände oder Szenen, die eine tiefere Bedeutung haben. Ein zerbrochener Spiegel könnte innere Zerrissenheit oder eine Veränderung symbolisieren.
• Schwarz-Weiß-Fotografie: Reduziere ein Bild auf Licht und Schatten, um Gedanken oder Stimmungen wie Nostalgie, Melancholie oder Spannung auszudrücken.

Fazit
„Fotografieren, was du denkst, und nicht, was du siehst“ bedeutet, sich auf die emotionale und gedankliche Dimension eines Bildes zu konzentrieren. Es erfordert Kreativität und Vorstellungskraft, um über das Sichtbare hinauszugehen und die eigene innere Welt visuell darzustellen. Fotografie wird so zu einem Werkzeug, um Gedanken und Gefühle auszudrücken, die vielleicht nicht sofort greifbar, aber dennoch tiefgehend sind.

©2024 Jürgen Pagel

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