Immobilienfotografie

Jürgen Pagel

Wie professionell muss es sein?

Fotos machen, Exposé erstellen und Immobilie vermarkten – das klingt in den meisten Fällen leichter, als es ist. Dabei sind professionelle Immobilienfotos oft die Grundlage für eine erfolgreiche Vermarktung. Aussagekräftige, emotionale Fotografien sind ein Garant für Aufmerksamkeit und Verkaufserfolge.

Ein guten Grund, sich als Immobilienverkäufer näher mit Immobilienfotografie zu beschäftigen, besteht in ihrer  Entwicklung und in der Qualität, die heute bei der Vermarktung von Immobilien jedweder Art erwartet wird. Trotz vielfältiger technischer Möglichkeiten finden wir jedoch nach wie vor im Internet  unscharfe und schlecht belichtete Aufnahmen von ungepflegten Gärten, Häusern und Inneneinrichtungen. Dabei ist der hochgeklappte Toilettendeckel noch das kleinere Übel.


Potenzielle Käufer und Mieter entscheiden anhand der Bilder meist innerhalb von wenigen Sekunden, ob sie Ihre Immobilie ansprechend finden. Hochwertige, professionelle Immobilienfotos steigern die Verkaufs- bzw. Vermietungschancen enorm. Häuser und Wohnung lassen sich mit professionellen Bilder deutlich besser vermarkten.


Wie professionell es dabei zugehen muss, entscheidet die Auswahl der Immobilie. Für ein Gartenhaus in einem Schrebergarten reichen zweifelsfrei ein paar Bilder mit dem Handy. Auch dabei sollte alles aufgeräumt und sauber wirken. Aber die Ansprüche sind hierbei deutlich niedriger zu bewerten.
Geht es jedoch um hochwertige Immobilien im hohen sechs- bis siebenstelligen Bereich, schaut das schon anders aus. Sie wissen - wie ich, dass mehr als 90% aller Verkäufe aus einer Emotion heraus getätigt werden. Und genau diese Emotionen lassen sich mit einem professionellen Fotografen erzeugen. Wie bereits erwähnt entscheiden potentielle Käufer oftmals in Sekunden - also über den ersten Eindruck, für den es nie eine zweite Chance gibt - über Kauf oder Nichtkauf, über mieten oder nicht mieten.

Abhängig ist das Ergebnis nicht nur von Ihrer Zielsetzung und Ihren Immobilien, sondern vor allem von Ihrem Fotografen. Hierbei sollten Sie die Arbeit einem Profi überlassen. Er weiß, wie das Objekt in Szene zu setzen ist, wie man es in's rechte Licht "rücken" kann. Er verfügt über die geeigneten Objektive und über ein Kameraformat, aus dem sich in der Postproduction noch viel "herausholen lässt". Es geht also nicht nur um's "Bilder machen", sondern um das Auge für Perspektiven, für Lichtsetzung und für das gesamte Setup, dass Stimmungen erzeugt und Emotionalität vermittelt.

Glauben Sie mir, das schaffen Sie nicht mit Ihrem Handy und nur sehr selten mit einer Pocketkamera. Nicht, das es unmöglich wäre. Aber es erfordert viel Zeit. Und die haben Sie als Makler in aller Regel nicht. Also noch ein Grund, solche Arbeiten zu vergeben. Die Investition in einen professionellen Fotografen lohnt sich deswegen unbedingt.

  • Bilder Ihrer Immobilie sollten nicht nur den Zuschnitt und den Zustand zeigen, sondern eine besondere Atmosphäre einfangen. Ist sie nicht vorhanden, muss sie erzeugt werden. Durch zusätzliche Ausleuchtung, durch wärmeres Licht im Weißabgleich, durch die Wahl der Kameraposition. Dennoch kann man sich auf faktische Zustände konzentrieren und diese besonders hervorheben - die Einbauküche, die neuen Türen, der frisch geölte Boden etc. Eine hohe Qualität der Bilder spricht nicht nur die richtigen Interessenten an, sondern reduziert die Zahl überflüssiger Anfragen.


  • Sie sollten unbedingt Wert auf Aktualität legen. Wurden die ersten Bilder noch ohne die vielbefahrene Straße im Hintergrund erstellt, zeigt sich die aktuelle Situation so, dass sich der Käuferkreis einschränken wird und andere furchtbar enttäuscht sein werden, den momentanen Zustand anders vorzufinden, als es auf den Bildern suggeriert worden ist. Sie müssen sich also mit Besichtigungsterminen verplanen, deren Ausgang nicht nur ungewiss ist, sondern bei denen sehr wahrscheinlich kein Abschluss zu erwarten sein dürfte.


  • Die Effektivität der Wohnraumvermarktung bedingt nicht nur ein umfassendes Konzept, sondern auch eine gut abgestimmte Planung. Besonders bedeutsam wird dies bei Immobilien, die noch bewohnt sind. Hier gilt es im Bild die notwendige Stimmung durch die richtige Lichtsetzung und durch gezieltes "Weglassen" zu erzeugen. Dies kann nur in Absprache mit dem Makler und den zumeist im Verkauf unerfahrenen Eigentümern erfolgen.


  • Letztendlich zeigt das fertige Bild nur Gegenstände, die dem Verkauf zuträglich sind. Dazu gehört beispielsweise ein gedeckter Tisch im Esszimmer, ein aufgeräumtes und sauberes Wohnzimmer (ohne Aschenbecher und Cola-Dosen) sowie ein ordentliches Schlafzimmer. Spielzeug auf dem Boden eines Kinderzimmers zeugt von Leben und Freude, sollte aber nicht chaotisch wirken. Dem professionellen Fotografenauge wird so etwas nicht entgehen.


  • Fotos sollen den Interessenten helfen, sich zurechtzufinden und einen ersten Eindruck von den Räumlichkeiten und den ihnen zugedachten Lebensräumen zu vermitteln. Deswegen ist auch bei der Reihenfolge der Fotografien ein System erforderlich, welches genau diesem Zweck folgt.


  • Kahle Räume wirken stets kalt und nüchtern. Was im Bauhaus-Stil ein wirksames Element sein kann, ist bei einem Landhaus geradezu emotionslos. Dekorative Gegenstände lockern eine kühle Atmosphäre - sofern sie nicht gewollt ist - auf. Dabei sind auch die Lichtverhältnisse wichtig. Gleißendes Licht der Mittagssonne in dem südseitig voll verglastem Wohnzimmer stellen eine Herausforderung dar, der auch mit großflächigen Abschattungen nicht beizukommen ist. Aufnahmen am frühen Morgen oder am späten Nachmittag verleihen dem Bild dagegen ein stimmungsvolles und warmes Aussehen.


  • Die Möglichkeiten der visuellen Darstellung sind vielfältig. So schaffen einige wenige dekorative Gegenstände die erforderliche Tiefe im Bild. Bewusst gesetzte Unschärfen, eine deutlich reduzierte Tiefenschärfe verleihen dem Motiv mehr Räumlichkeit und geben dem Bild die erforderliche Tiefenwirkung. Gleichzeitig wird das Auge des Betrachters auf den Fokuspunkt gelenkt.

  • Eine digitale Kamera gehört unbedingt zur Grundausstattung. Und mit einem Objektiv ist es in aller Regel nicht getan. Die nötige Freistellung (verringerte Tiefenschärfe) lässt sich nur mit lichtstarken, offenblendigen Objektiven erzielen. Weitwinkelobjektive führen in Innenräumen oft zu unerwünschten und kaum zu korrigierenden Verzerrungen. Geschlossene Blende (hohe Tiefenschärfe) führen zu Beugungsunschärfe, die allerdings in der Postproduction optimiert werden können. Sie sehen, mit einem Handy sind professionelle Aufnahmen ausgeschlossen - auch wenn die Technik dieser kleinen, handlichen Geräte mittlerweile ausgezeichnet ist. Die physikalischen Grenzen lassen sich dagegen nicht überlisten.

  • Ohne Bildbearbeitungsprogramme geht es nicht. Der professionelle Fotograf wird darauf nicht verzichten wollen. Verzerrte Bilder oder stürzende Linien lassen sich nicht immer vermeiden - müssen also im Bildbearbeitungsprogramm (in der Postproduction) korrigiert werden. Dabei geht es aber nicht darum, etwas grundlegend Hässliches, schön zu retuschieren. Ehrlichkeit und Transparenz ist Trumpf und das oberste Gebot in der Immobilienfotografie. Der Kunde sieht alles. Auch die Straße im Hintergrund des Grundstücks.

Der Worte bzw. Buchstaben sind genug gewechselt. Ich wünsche mir sehr, dass meine Tipps und Vorschläge zur Immobilienfotografie Sie als Makler und Sie als potentieller Immobilienverkäufer bzw. Vermieter erreichen konnten. Gerne unterstütze ich Sie bei Ihren Vorhaben.


© Jürgen Pagel 2022 LICHTWERK.DESIGN

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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