Was also spricht gegen eine "Low Budget - Strategie"?
Nichts. Im Grunde nichts. Denn viel wichtiger, als das Equipment sind die - das haben wir schon so oft gehört und gelesen - 30 cm hinter der Kamera. Wir kaufen uns vollautomatische Kameras mit unzähligen Funktionen und bekommen ständig zu hören: "Nutze die manuellen Einstellungen". Jetzt haben wir endlich mit Elektronik vollgestopfte Teile und laufen immer noch mit einem manuellen Belichtungsmesser herum. Der kostete übrigens 1980 ca. 50 Deutsche Mark - neue Geräte liegen heutzutage bei 240 Euro und mehr auf der nach oben offenen Richter-Skala.
Wir müssen deswegen nicht gleich "Back to the Roots", aber was nutzt uns diese ganze Elektronik modernster Machart, wenn wir sie nicht nutzen?
Noch vor ein paar Jahren war man nur dann ein "guter" Fotograf, wenn die Kamera möglichst dick, groß und fett war. Am Besten noch mit einem zusätzlichen Batteriegriff und einem waffenscheinpflichtigem Objektiv - die Sportfotografen mit ihren riesigen Teleobjektiven stets vor Augen. Wobei das durchaus seine Berechtigung hat, denn es sieht halt echt komisch aus, wenn der Fotograf während eines Fußballspiels auf dem Feld herumrennt, um einen Fußballer in Aktion "auf Zelluloid" zu bannen.
Besinnung
Es macht also durchaus Sinn - kleines Wortspiel, wieder zur Besinnung zu kommen und aus dem, was uns zur Verfügung steht, das Beste herauszuholen. Und da gibt es ein paar Dinge, die sind immer noch unglaublich wichtig.
Nicht nur vielleicht, sondern sicher sollten wir darüber mehr nachdenken, als dem Chipmangel hinterher zu trauern. Solange sich die Leute eine Fujifilm Insta Mini Eva für 200 Euro + 20 Euro pro 20 Prints leisten können, ist die Welt doch in Ordnung. 1 Euro pro Bild, Scheckkartengroß, von einer kaum zu unterbietenden Qualität aus einer Plastikkamera - aber bei der Entwicklung eines analogen Filmes sind 20 Cent pro Bild schon zu viel. Hahaha. Alles gut, wer's mag, soll's sich kaufen. Ich bin keineswegs gegen den Fortschritt. Im Gegenteil. Jeder muss für sich selbst entscheiden.
Fazit
Geiz ist geil
- dieser im Oktober 2002 kreierte Slogan hat es sogar in Wikipedia geschafft - hat heute mehr denn je wieder an Bedeutung gewonnen. Seinerzeit als Skizzierung deutscher Kaufmentalität als Marketingspruch eines großen deutschen Handelsunternehmens gedacht, beschreibt es im Grunde das, was uns in Zukunft mehr oder minder ausgeprägt begegnen wird. Zurückhaltung ist angesagt. Eben mit dem klarkommen, was einem zur Verfügung steht und sich wieder auf das Wesentliche besinnen. Bildidee, Motiv und Licht
für den kleinen Geldbeutel. Und wer es dann beruflich größer will, der kommt um ein entsprechendes Invest
nicht herum - holt es jedoch durch seine Aufträge auch wieder hinein.
Alle Bilder wurden übrigens mit einer Fujifilm X-T4 und einem 23mm bzw. einem 56mm Viltrox f/1.4 aufgenommen. Ok, das ist jetzt auch nicht die billigste Kombi, aber es geht zweifelsfrei sehr viel teurer. Ob es dann besser wird, lassen wir dahingestellt. Fujifilm X-T4 (1.700 €), Viltrox 56mm f/1.4 (290 €), Viltrox 23mm f/1.4 (290 €), bei den Motorradaufnahmen zusätzlich noch ein 50 Watt LED-Panel von Rollei (2 Stück für 280 €). Und vorerst kommt mir auch nichts anderes in's Haus ;-).
© Jürgen Pagel 2020 LICHTWERK.DESIGN
“Die Tatsache, dass eine (im konventionellen Sinn) technisch fehlerhafte Fotografie gefühlsmässig
wirksamer sein kann als ein technisch fehlerloses Bild, wird auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind zu glauben, dass technische Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmacht."
Andreas Feiniger
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