Drei Regeln

Jürgen Pagel

Drei Regeln, die jeder Fotograf schon einmal gehört oder gelesen hat ...

Regeln in der Fotografie - kaum etwas ist umstrittener und man liest immer wieder, dass man sie brechen sollte, kann und darf. Ich sehe das auch so. Regeln sind gut und wichtig - nicht nur im menschlichen Zusammenleben. Auch in der Fotografie geben uns diese Regeln einen Halt und sie sind wissenschaftlich begründet.
Dennoch - wenn man sie kennt, darf man sie auch bewusst, gewollt brechen.
Es gibt jedoch drei Regeln, an die zu halten, sich der Bildqualität wegen tatsächlich lohnt.

The Rule of Thirds - die Drittelregel
Teile das Bild in neun gleich große Teile (siehe Bild oben). Lege den Horizont, einen Farbunterschied oder eine Motivgrenze an die obere oder untere der beiden horizontalen Linien. Wo genau, hängt von Deiner Motivwahl ab. Manchmal sieht es besser aus, einem wolkigen Himmel Dominanz zu verleihen, in dem Du ihm zwei Drittel der Fläche einräumst. Bisweilen wirkt es jedoch wesentlich strukturierter, einem interessanten Vordergrund zwei Drittel zur Verfügung zu stellen. Auf dem folgendem Bild scheint das besonders gut gelungen.

Das untere Drittel ist geprägt von Schärfe, das mittlere Drittel enthält das eigentliche Motiv und das obere Drittel wiederum eine Unschärfe mit weit entferntem, dunklem Hintergrund. Es braucht sicher einiges an Erfahrung und Übung, um bei der Bildkomposition auf Anhieb die richtige Wahl zu treffen.


Pattern - Muster

Muster geben dem Auge eine Orientierung. Linien lenken und führen den Blick. Wie auf dem folgenden Bild, bei dem der Blick an den oberen Bildrand gelenkt wird. Wenn Du genau hinschaust, wirst Du fast überall Muster, Linien und wiederkehrende Strukturen entdecken, die Du gezielt einsetzen kannst. Dabei kannst Du auch mit Unschärfen in einem oder zwei Dritteln arbeiten.

Unusual Point of View - Ungewöhnliche Perspektiven

Im Stand kann jeder. Der Schlüssel liegt vielmehr in Perspektiven, die eher ungewöhnlich sind.

Bild 1 zeigt das Ausmeißeln eines Holzzapfens auf "Augenhöhe", also auf der Höhe des Zapfens.

Bild 2 zeigt das gleiche Motiv von schräg oben.


Du wirst mir zustimmen, dass das Bild 1 wesentlich ansprechender wirkt. Man ist mehr dabei, mitten im Vorgang. Deswegen auch mein Rat: versuche Dich aus verschiedenen Perspektiven und entscheide in der Postproduction, welche Dir besser gefällt, welche Dich mehr anspricht. Oftmals lassen sich solche Szenen nicht beliebig wiederholen. Wechsel deswegen gleich beim Shooting die Perspektive. Nicht immer ist die "Froschperspektive" eine gute Wahl. Und in den Dreck legen musst Du Dich deswegen nicht. Die Klappdisplays moderner DSLR oder DSLM erlauben schnelle Perspektivwechsel auch ohne robuste Outddorklamotten.

Fazit

Alles kann - nichts muss. Übe und sammle Erfahrungen. Betrachte diese drei Regeln als das Rüstzeug für tolle Fotos. Wenn Du sie beherrscht, dann darfst Du sie auch brechen, weil das, was dann dabei herauskommt, gewollt ist und die Dich dafür bewusst entschieden hast. Je interessanter Deine Fotos werden, umso länger wird der Blick des Betrachters darauf verweilen. Und das ist gut so.


© Jürgen Pagel 2022 LICHTWERK.DESIGN

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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