Muss ein Bild immer eine Geschichte erzählen?

Jürgen Pagel

Muss ein Foto eine Geschichte erzählen?

Beharrlich geistert der Spruch, dass ein Foto eine Geschichte erzählen muss durch alle Rubriken der Fotografie. Muss ein Foto das tatsächlich oder reicht es aus, wenn ein Foto einfach nur schön ist?

Für wen fotografierst DU?

Das ist die erste Frage, mit dem Du Dich beschäftigen solltest. Willst Du Deine Bilder ausschließlich in den sozialen Medien zum Besten geben, wirst Du schnell feststellen, dass Inhalte wenig bis keine Bedeutung haben. Wie auch - bei einer durchschnittlichen Betrachtungsdauer von ca. 0,57 Sekunden. Selbst Bildserien funktionieren dort nicht, weil meistens nur das erste von vier oder fünf Bildern angeschaut wird.
Niemand, wirklich niemand wird in der Lage sein, den tieferen Sinn eines Bildes – also der Geschichte hinter dem Bild – in 0,57 Sekunden zu erkennen, geschweige denn zu verstehen. Nicht deshalb, weil der Betrachter dumm ist, sondern weil für unser Gehirn diese Zeit viel zu kurz ist.
Instagram und Co. werden Deine Art zu fotografieren nachhaltig verändern. Du kannst das gerne ausprobieren. Du erhältst für banale Fotos ohne eine Aussage viele Likes, weil sie bunt sind, weil die Farben die Menschen ansprechen (z.B. Komplementärfarben), weil Teal & Orange gerade der angesagteste Look der Welt ist, weil es dem Betrachter einfach gefällt, warum auch immer – aber keineswegs, weil Du eine fantastische Geschichte mit dem Bild erzählst. Das hat zu Zeiten des Vietnam-Krieges noch funktioniert. Heute ist überall um uns herum Krieg. Solche oder ähnliche Bilder gehören zur Alltäglichkeit und locken nur noch sehr wenige Menschen hinter dem Ofen hervor.

Je sinnfreier ein Foto erscheint, umso mehr Likes bekommst Du dafür. Das wird Dich eher zur Banalität, zur Oberfläche als zur Tiefe führen.


Fotografiere also in erster Linie für Dich. Selbstverständlich muss das Bild DIR gefallen. Es ist DEINE Erinnerung, DU hast es gemacht und DU bist gefälligst stolz darauf. Bist Du nicht stolz, dann zeige es nicht und hefte es unter „Erfahrung“ ab. Auch das ist vollkommen in Ordnung.


Bildserien

Ich bin der Meinung, dass ein einziges Bild nicht ausreicht, um tatsächlich eine Geschichte zu erzählen. Und das muss auch nicht sein. Ein Foto darf nur schön sein. Nicht jeder muss verstehen, welche Gedanken Dir bei der Erstellung Deines Bildes durch DEINEN Kopf gegangen sind. Du darfst ein Motiv auch nur so fotografieren – ohne tieferen Sinn dahinter.

Für eine Geschichte benötigst Du mindestens vier Bilder, besser mehr. Dann wirst Du in der Lage sein, eine Entwicklung aufzuzeigen, eine Geschichte zu erzählen, einen Verlauf abzubilden. Dann muss jedoch das erste Bild den Betrachter so neugierig machen, dass er die Bereitschaft hat, sich die anderen Bilder auch anzuschauen.


Fazit
Muss ein Bild also eine Geschichte erzählen? Ich meine nein. Eindeutig nein. Bilder dürfen auch nur gefallen.


©2023 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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