Personal Branding in der Fotografie

Jürgen Pagel

Personal Branding

Personal Branding - Du bist die Botschaft
Wikipedia schreibt dazu [...] Der Begriff Personal Branding kommt aus dem Englischen und bedeutet sinngemäß die Person betreffende Markierung bzw. die Kennzeichnung einer Person als Marke oder etwas gekürzt die Markierung von Menschen. Eingängiger klingt jedoch der Ausdruck Markenbildung beim Menschen.
Bis zum heutigen Tage liegt keine einheitliche Definition von Personal Branding vor. Bei der großen Anzahl vor allem amerikanischer Bücher, unzähliger Zeitschriftenartikel, Blogs, Internetseiten, Magazine und anderer medialer Quellen weichen die Definitionen des Begriffs von Verfasser zu Verfasser mitunter stark voneinander ab. [...]

Das Ziel des Personal Branding liegt zweifelsfrei in der Entwicklung einer eigenen Marke, eines eigenen Stils. Das ist in der Fotografie umso wichtiger, als die regelrechte Flut an Fotografien vor allem in den sozialen Netzwerken ein Ausmaß erreicht hat, das vor zwanzig Jahren niemand erwarten konnte.
Im Besonderen in Instagram und in Facebook, aber auch in Pinterest werden täglich Millionen von Fotografien veröffentlicht. Nicht alle kostenfrei und auch nicht zum Kopieren, aber zum Anschauen. Als Inspiration zur Entwicklung des eigenen Stils durchaus hilfreich, aber doch so viele, das die durchschnittliche Verweildauer bei Instagram pro Beitrag mittlerweile nur noch bei 0,53 Sekunden liegt - eindeutig zu wenig Zeit, um sich über Bildaufbau, Motivwahl, Belichtung, Brennweite und Blende Gedanken zu machen bzw. machen zu müssen. Und das dürfte in anderen sozialen Medien nicht anders sein. Dementsprechend ist auch die Qualität. Durch mehrfaches Teilen und Retweets wie bei Twitter wird das definitiv nicht besser.

Der eigene Stil
Umso wichtiger ist es, einen eigenen Stil zu entwickeln, um sich aus der Masse hervorzuheben, um seine Bilder besonders interessant, zu einem "Eye-Catcher" zu machen.
Und gerade dabei tun sich Anfänger ebenso schwer, wie semiprofessionelle Fotografinnen und Fotografen. Denn der eigene Stil entsteht nicht einfach so, nicht von heute auf morgen und schon mal gar nicht durch das Fotografieren alleine. Sondern vielmehr aus einem Konglomerat an Stimmungen, Ausrüstung, Objektiven, Umgebung, Reisen, einem offenen Auge, dem "fotografischen Blick", aber auch aus Ideen, Motivation und Gelegenheiten.
Das alles unter einen Hut zu bringen und daraus einen "Stil" zu entwickeln, braucht vor allem eines und das ist Zeit. Wer nicht bereit ist, diese Zeit zu investieren, kann an dieser Stelle mit dem Lesen aufhören und soll lieber fotografieren gehen ;-).

Was braucht es zum Personal Branding, zur eigenen Marke?

In der Folge kommen viele Fragen auf, die ich Dir nicht beantworten kann und werde. Sie dienen vielmehr dazu, Dir einen Leitfaden an die Hand zu geben, wie Du Dir selbst Gedanken zu Deiner eigenen Identität und damit zu der Art und Weise, wie und was Du fotografierst machen kannst.

1. IDENTITÄT
Was bin ich? Wer bin ich? Warum fotografiere ich? Ist es einfach nur die Lust am Fotografieren?

2. VISION
Welche Vision hast Du? Was treibt mich an, was hält mich davon ab, das zu tun, was Du tust oder tun möchtest?

3. NUTZEN
Nutzt das, was Du tust, nur Dir selbst oder auch anderen? Dient Deine Art der Fotografie nur demSelbstzweck oder möchtest Du damit anderen gegenüber etwas bestimmtes ausdrücken? Willst Du damit Geld verdienen oder treibt Dich nur der Wunsch an, Dich anderen mitzuteilen? Bitte sehe das nicht als Wertung. Ich will und kann das nicht bewerten.

4. BUSINESS MISSION
Was möchtest Du erreichen? Was ist Dein Ziel? Die Business Mission ist vor allem für diejenigen von Bedeutung, die mit der Fotografie ein berufliches Ziel verfolgen. Aber auch für Hobbyisten ist das definitiv nicht uninteressant.

5. GRUNDSÄTZE
Für was stehst Du ein? Gibt es Dinge, die Du definitiv nicht fotografieren würdest? Verfolgst Du mit Deinen Bildern eine gewisse Moral oder setzt Du ethische Maßstäbe an? Auf meiner Homepage findest Du übrigens einen 
"Code of Honor", den Du - wenn Du magst, gerne kopieren und an Deine Vorstellungen anpassen darfst.

6. LEISTUNG
Was machst Du? Für ein optimales Personal Branding gehört auch, mit Deinen Fähigkeiten nicht hinter dem Berg zu halten.

7. DEIN MARKENBILD - IST-POSITIONIERUNG
Wie ist Dein Ist-Zustand? Hast Du schon eine Vorstellung, wie Dein sich Stil entwickelt? Was machst Du gerne und kannst Du gut? Wo hast Du Dich bereits in dem Umfeld der Fotografie positioniert?

8. DEIN MARKENBILD - SOLL-POSITIONIERUNG
Wo möchtest Du hin? Was willst Du erreichen? Wo und wie willst Du Dich künftig positionieren?

9. MARKENFÜHRUNG
Wie erreichst Du die gewünschte Positionierung?

10. KONZEPT
Wie trittst Du auf? Damit ist nicht Deine Kleidung gemeint, sondern die Art und Weise Deines Markenauftrittes, Dein Selbstbewusstsein, das konsequente Verfolgen DEINES sich zu entwickelnden Stils.

Fazit
Wenn Du Dir Bilder/ Fotografien von namhaften Fotografen anschaust, wirst Du stets etwas entdecken, das diese Fotografien unverwechselbar macht und genau das ist es, was solche Bilder aus der Masse hervorhebt. Was das letztendlich ist, bleibt voll und ganz Dir überlassen. Zumeist ist es die Motivwahl, die Anordnung im Bild, das konsequente brechen von Regeln (die man allerdings zuvor kennen sollte), die Farbstimmung oder die Offenblendigkeit. Betreibst Du die Fotografie als professionelles Business - wobei sich der Begriff "Professionell" nicht auf die Qualität Deiner Bilder bezieht, sondern auf das "damit Geld verdienen") - wirst Du Kompromisse eingehen müssen. Dennoch kannst Du Deinen eigenen Stil einbringen, denn schließlich bucht Dich genau dafür ein Kunde.

Dein Stil kann von "Darkness" geprägt sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass Du nun über jedes Bild ein Preset legst, das diesen Umstand (künstlich) herbeiführt. Du wirst kein Foto bei strahlendem Sonnenschein machen wollen, um es in der Postproduction mit einem düsteren Look zu versehen. Sondern Du wirst überwiegend an düsteren, verregneten Tagen fotografieren, um die besondere Stimmung einzufangen, die solche Tage mit sich bringen.

Dein Stil kann das Fotografieren von Menschen auf der Straße sein. Das wird Deine Ausrüstung stärkt beeinflussen, denn Du wirst nicht andauernd mit einer schweren Fujifilm X-T4 oder einer Sony A7III durch die Gassen laufen wollen, weil Dich dann jeder sofort als "professioneller" Fotograf identifiziert und Du bei den vielen Diskussionen gar nicht zum Fotografieren kommst. Sondern Du wirst Dich beispielsweise eher für eine Fujifilm X100V entscheiden, weil die klein und unauffällig ist und Du als "Tourist" ganz anders wahrgenommen wirst.

Wenn Du Dich in das Genre des verdeckten Akts wagst, wirst Du vielleicht eher einen weichen, sanften Bildstil bevorzugen, den Du jedoch mit der Wah des Objektivs und der Beleuchtung entsprechend vorbereiten musst, weil sich das in der Postproduction nicht wirksam reproduzieren lässt.

Noch ein Hinweis: Du kannst grundsätzlich nahezu alles mit nahezu jeder Ausrüstung fotografieren. Nichts muss, alles kann. Dennoch (tja, fast alles hat irgendwo einen Haken) gibt es Situationen, welche eine spezielle Ausrüstung erfordern. Sonst ein Stativ bei Langzeitbelichtungen unabdingbar, ein Weichzeichnen von Wasserbewegungen ohne Filter bedingt durch lange Belichtungszeiten nicht möglich, eine Freistellung eines Motivs mit einer Brennweite von 23 mm ungleich schwieriger, als mit einer 86er Brennweite oder einem Telezoom. Eine 1,2 Kilogramm schwere Fujifilm X-T4 erweist sich in der Stadt als unhandlich und auf Wanderungen als schweres Beiwerk. Ein riesengroßer Rucksack auf dem Rücken ist auf langen Wanderungen eher hinderlich. All das gilt es zu berücksichtigen und so kann die Entwicklung eines eigenen Stils bisweilen auch ganz schön mühsam sein.

Bei alldem ist eines ELEMENTAR - GEDULD. Das wird. Und wenn nicht, geht davon die Welt nicht unter.

© Jürgen Pagel 2022 LICHTWERK.DESIGN

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