Sechs unbequeme Wahrheiten über die Fotografie

Jürgen Pagel

Sechs unbequeme Wahrheiten über die Fotografie

Um die Fotografie ranken sich viele Gerüchte und Halbwahrheiten, die früher oder später zu Misserfolgen und Demotivation führen (müssen).

#1 Es gibt nicht den einen Trick für gute Fotos.
Fotografie ist ein Prozess – ein Lernprozess, der viele Jahre, wenn nicht sogar ein Leben lang andauert. Denn neue Technik, neue Objektive, neue Kameras verlangen immer neuen Skills, die es zu erlernen gilt – zumindest dann, wenn du dich in der Fotografie weiterentwickeln willst. In diesem Fall gilt: Stillstand ist Rückschritt. Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Das gilt im Besonderen in allen Genre der Fotografie.

#2 Die Fotografie ist eines der zeitintensivsten Hobbys, das man betreiben kann.
Die Fotografie machst du nicht mal so nebenbei. Sie ist ein zeitintensives Hobby (oder Beruf), dass oder der viel Engagement erfordert. Wenn du Fotografie „nur mal so“ ausübst, wirst du schnell wieder damit aufhören, weil du einfach nicht weiterkommst. Quantität geht vor Qualität und Quantität kostet nun mal Zeit.

#3 Selbst die beste und teuerste Ausrüstung macht dich nicht zum guten Fotografen.
Auch wenn die Ausrüstung einen nicht unwesentlichen Teil in der Fotografie ausmacht, so ist sie wertlos, wenn du dich nicht mit deren Inhalten auseinandersetzt.
Ein guter Fotograf wird auch mit einer schlechten Ausrüstung gute Bilder machen, wohingegen ein schlechter Fotograf selbst mit der besten Ausrüstung keine überzeugenden Fotografien fertigen wird.

#4 Bildbearbeitung ist ein untrennbarer Teil der Fotografie.
Kaum ein Thema wird so viel und v.a. so unsinnig diskutiert, wie das der Bildbearbeitung. Manche posten mit Stolz ihre unbearbeiteten Bilder und nennen das OOC (Out of Cam) oder gar SOOC (Straight Out of Cam). Dabei gibt es beides nicht. Jedes Bild, das am Ende die Kamera in welcher Form auch immer verlässt, ist bearbeitet. Wenn nicht von dir, dann von einem chinesischen, indischen oder japanischem Softwareentwickler. Besser ist es folglich, nicht dem Zufall die Bildbearbeitung zu überlassen, sondern selbst Hand anzulegen. Nicht, dass in JPEG zu fotografieren etwas Schlechtes ist. Keineswegs. Als jemand, der viel mit Fujifilm unterwegs ist, liebe ich die Filmsimulationen und vermisse sie in meiner Nikon. Aber das RAW ist immer dabei, um dem Bild am Ende den Look zu verleihen, den es meines Erachtens zur Situation passend, verdient hat. Wer keinen Bock auf Bildbearbeitung hat, kann darauf selbstverständlich verzichten. Aber fertig ist das Bild dann nicht. Das ist ungefähr so, als wenn ein analoger Fotograf jemandem seine belichtete Filmrolle in die Hand drückt.

#5 Niemand interessiert sich weder für die Vor- noch Nachbereitung eines Fotos. Am Ende zählt immer das Ergebnis.
Auch wenn sich Fotografen wünschen, dass die Arbeit „hinter dem Bild“ mehr gewürdigt wird, bleibt die Bildauswahl und die Bearbeitung meist im Hintergrund und erfährt keine bis wenig Beachtung. Für den Kunden ebenso wie jeden Betrachter zählt am Ende nur das fertige Bild. Wie das zustande gekommen ist, welche Kameraeinstellungen verwendet wurden und ob das Bild bearbeitet wurde bzw. welche einzelnen Schritte notwendig waren, spielt keine Rolle mehr, wenn die Fotografie an der Wand hängt. Darüber muss sich jeder Fotograf von Anbeginn an im Klaren sein.

#6 Talent bringt dich in der Fotografie nicht weit.
Die bekanntesten Fotografen sind nicht immer die Besten. Vielmehr sind Marketing und ein guter Geschäftssinn wertvoller als jedes Talent.

Inspiriert durch einen Beitrag von Timo Nausch 07/2024.

©2024 Jürgen Pagel | Neunzehn58
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