Sweet Spot des Objektivs - förderliche Blende

Jürgen Pagel
Abbildungsleistung bei Objektiven
Der Sweet Spot

Der Sweet Spot bezeichnet den optimalen Einstellungswert der Blende beim Fotografieren. Dieser Wert wird auch als "förderliche Blende" oder "mittlere Blende" bezeichnet. Er ermöglicht eine optimale Abbildungsleistung sowie einen optimalen Kontrast.

In Abhängigkeit von der Qualität der Optik liegt der Sweet Spot beim Fotografieren bereits bei großen Blendenöffnungen. Bei Verwendung eines hochwertigen, nativen Objektivs und einer Abblendung um zwei Blendenwerte, wird bereits eine hervorragende Abbildungsleistung bei einer Blendenöffnung von f/5.6 erreicht. Auch bei günstigeren Objektiven von Drittherstellern erreichen sie den Sweet-Spot in aller Regel durch das Abblenden um zwei Blendenwerte.

Bei der fotografischen Abbildung mit einem Objektiv bei Offenblende, definiert als der kleinstmögliche Blendenwert, beispielsweise f/2.8, zeigt sich eine deutliche Abnahme der Schärfeleistung insbesondere in den Randbereichen. Die Intensität des Schärfeverlustes gegen den Rand ist von der Qualität des Objektivs abhängig. Aus diesem Grund wird empfohlen, bei Festbrennweiten jeweils um zwei Stufen, bei Zoom-Objektiven um drei bis vier Stufen abzublenden bzw. die Blende zu schließen (f/2.8 – f/4.0 – f/5.6). Dies gewährleistet die optimale Schärfeleistung des Objektivs.

Unter identischer Brennweite zeigt sich eine Zunahme der Schärfentiefe mit dem Abblenden, welches ein Schließen der Blendenöffnung bewirkt. Dies kann beispielsweise von einer Blendenöffnung von f/8 über f/11 bis hin zu f/16 erfolgen. Im Rahmen der Makro- oder Landschaftsfotografie ist eine möglichst große Schärfentiefe erforderlich. Ein zu starkes Abblenden des Objektivs führt jedoch häufig zu leicht verwaschenen Effekten, welche die Schärfe des Bildes mindern.

In Abhängigkeit des verwendeten Objektivs kann die Beugungsunschärfe bzw. Diffraktion bei einer sehr geringen Blendenöffnung (f/22, f/32 usw.) eine maßgebliche Rolle spielen. Die meisten Objektive zeigen ihre optimale Abbildungsleistung in einem Blendenbereich von f/8 bis f/16. Dieser Bereich wird als "Sweet Spot" bezeichnet.

Für ein ausgeprägtes Bokeh, verwendet man in aller Regel die Offenblende. Eine gewisse Unschärfe (verwaschene Ränder am Motiv) nimmt man dabei gerne in Kauf, ist doch das Bokeh ausschlaggebend für die Bildwirkung. Legen Sie allerdings Wert auf eine hohe Schärfeleistung auch in den Randbereichen, müssen Sie notgedrungen auf ein ausgeprägtes Bokeh verzichten und die Blende über f/8.0 hinaus schließen. Die Beugung ist ein Phänomen, das bei jeder Blendenöffnung zu beobachten ist. Allerdings kann sie bei geringen Blendenöffnungen (hohe Blendenzahl) als störend empfunden werden. Die Ursache der Beugung basiert auf der Abwesenheit alternativer Ausbreitungswege des Lichts, welche dem Licht die Möglichkeit bieten, sich auf andere Weise auszubreiten. Dies impliziert, dass dem Licht mehr Freiheiten gewährt werden, sich nicht geradlinig auszubreiten.

Die Beugung ist nicht durch das Vorhandensein von Kanten und Linsenfassungen bedingt, sondern durch das Fehlen des Lichts hinter diesen.

Die in populärwissenschaftlichen Publikationen häufig dargestellte These, dass Grenzflächen die Ursache der Beugung sind, würde zu gänzlich anderen Eigenschaften der Beugung führen.

Um für Ihr persönliches Objektiv die förderliche Blende wie auch den Beginn der Beugungsunschärfe festzulegen, benötigen Sie einen einfach Testaufbau mittels eines Testcharts (Siemensstern) und identischen Voraussetzungen (Licht, Entfernung zum Testchart). Sollten Sie kein Testchart zur Hand haben, gelingt das auch mit dem oft zitierten Ziegelmauerwerk.
Tipp: Notieren Sie sich sowohl die förderliche Blende wie auch den Beginn der Beugungsunschärfe mit einem weißen, wasserfesten Stift auf dem Objektivdeckel des jeweiligen Objektivs.

©2024 Jürgen Pagel

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