Was kosten qualitativ hochwertige Produktfotos wirklich?

Jürgen Pagel

Was kosten qualitativ hochwertige Produktfotos wirklich?

Was sind Produktfotografien?
Produktfotos begegnen uns überall und ständig. Egal ob auf Verkaufsplattformen wie Ebay oder Amazon, von Groß- oder Einzelhändlern – mit Produktfotos werden Objekte der Begierde dem Kunden nähergebracht. Detailreich und perfekt inszeniert sind sie ein fester Bestandteil des Marketings, verbunden mit dem Ziel, den Verkauf zu fördern und dem Interessierten einen Eindruck über die Warenvielfalt und/ oder die Qualität zu geben.

Produkte ins richtige Licht zu rücken, ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Selbstverständlich können Sie mit einem Smartphone die Bilder Ihrer Produkte selbst anfertigen. Das Einzige, was Sie dazu benötigen, ist ein ebensolches Smartphone, ggf. ein Stativ sowie mehrere Lichtquellen und/ oder eine Fotobox. Fotoboxen gibt es in verschiedensten Ausführungen und Größen bereits ab 30 Euro. Plane Sie eine Veröffentlichung Ihrer Fotografien ausschließlich in den sozialen Medien, reicht ein solches Setup meist vollkommen aus. Dennoch sind Sie an eine gewisse Größe gebunden. Für Dosenware, Uhren, Schmuck u.ä. sind solche Fotoboxen ideal. Planen Sie jedoch für größere Produkte oder die Fotografie mehrerer Produkte gleichzeitig, stoßen Sie mit einer Fotobox schnell an die Grenzen.
Nur wenige Smartphones bieten die erforderlichen Kameraeinstellungen, die Lichtsetzung erfordert viel Erfahrung, um Spiegelungen zu eliminieren und die Nachbearbeitung Ihrer Bilder erfordert ein professionelles Bildbearbeitungstool. Viele Bilder in unterschiedlichen Ausgangssituation benötigen ebenso Erfahrung in der Verwendung eines Weißabgleichs, wie Ihnen nicht einstellbare LED-Panels oder Blitzlampen schnell Probleme hinsichtlich der Einheitlichkeit der Produktdarstellung bereiten.

Grundsätzlich gilt: Lernen kann man tatsächlich alles und wer Zeit und Muße hat, sich mit der Technik und der Art und Weise der Durchführung auseinanderzusetzen, dem werden auch gute Fotografien seiner Produkte gelingen. Anleitungen dazu gibt es im Internet zuhauf – so z.B. hier: DIY der Produktfotografie.

Wenn Sie jedoch sicher gehen wollen, dass die Fotografien den vorgesehenen Zweck erzielen und Sie Ihre kostbare Zeit weder in das Erlernen der Produktfotografie noch in deren Ausführung investieren wollen, sollten Sie einem in der Produktfotografie erfahrenen Fotografen vertrauen. Selbstverständlich dürfen Sie sich auch an eine Fotografin wenden. In der Zeit, in der ein Fotograf die Bilder „schießt“, können Sie sich vollkommen Ihrer Kompetenz widmen und das Geld verdienen, das der Fotograf oder die Fotografin Sie schlussendlich kosten wird. Vielleicht bleibt sogar noch etwas übrig.

Warum Produktfotografien?

Die Zeiten haben sich geändert. Seit den Corona-Jahren 2020 bis 2022 werden Produkte immer seltener im Ladengeschäft gekauft. Bequemlichkeit ist sicher ein guter Grund, ein weiterer ist die Verfügbarkeit, die Übersichtlichkeit und die Geschwindigkeit. Bequem von zu Hause aus einkaufen – noch bis 2019 mit durchschnittlichen 9% eher noch eine Seltenheit, boomt der Online-Handel seit 2020 mit einem Marktanteil von rd. 25% - Tendenz steigend.

Auch wenn viele Menschen auf das Einkaufserlebnis – anschauen, anfassen, anprobieren, flanieren – nicht verzichten wollen, stellt es uns doch immer wieder vor Herausforderungen: Parkplatzsuche mit immer größeren und mehr Autos, Parkgebühren, teilweise langen Fußwegen, eingeschränkte Verfügbarkeit, nicht selten unmotivierte Verkäuferinnen und Verkäufer, wenig Preisvergleichsmöglichkeiten, nicht selten schlechte Beratung von sach- und fachunkundigen Verkäuferinnen und Verkäufern. Da wundert es nicht, dass der Online-Handel zunehmend an Bedeutung gewinnt. Und die Auswahl ist mittlerweile riesig. Kaum ein Fachgeschäft, dass neben der Möglichkeit des Präsenzeinkaufs nicht auch über einen florierenden Online-Handel verfügt.

Aber wie dem geneigten Kunden das Produkt näherbringen, sozusagen optisch, olfaktorisch und haptisch auf den Bildschirm projizieren? Das geht nur mit professionellen Fotografien. Schließlich soll der Kunde auch Online ein Einkaufserlebnis empfinden, wie er das ansonsten nur in der Präsenz erfährt. Selbstverständlich lassen sich über das Internet (noch) keine Gerüche transportieren. Auch die Haptik ist nur sehr eingeschränkt vermittelbar. Umso wichtiger sind stimmungsvolle Fotografien, die einen umfassenden Eindruck von einem Produkt vermitteln. Schließlich möchte niemand die Katze im Sack kaufen, sondern vor dem Kauf umfangreich informiert werden.


Das Setup

Vieles ist möglich, nichts unmöglich. Alles ist mit mehr oder minder großem Aufwand zu realisieren. Das reicht von der Präsentation von Brillen, über Uhren, Schmuck, Accessoires, Bekleidung, Kfz-Zubehör, Speisen und Getränke bis hin zur Fotografie von Fahrzeugen, wie Motorräder, Fahrräder und Automobilen.

Für alles benötigt der professionelle Fotograf vor allem eines, nämlich Licht. Deswegen kommt der Lichtsetzung an einem entsprechenden Set die größte Bedeutung zu. Die Kamera ist wichtig – keine Frage, aber gute Bilder in der Produktfotografie benötigen nicht zwingend eine Vollformat-Kamera für 10.000 Euro. Sie eröffnet mehr Spielraum, mehr Möglichkeiten, aber gerade in der Produktfotografie lassen sich mit hochauflösenden APS-C-Kameras ebenfalls herausragende Ergebnisse erzielen – wenn das Licht stimmt.

Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihr Fotograf zu Ihnen mit großem Gepäck kommt. Stative, Scheinwerfer, LED-Panels, Blitzlichter sowie natürlich die Kamera inkl. der Objektive fordern ihren Platz.


Der Preis

Zurück zur Eingangsfrage in der Überschrift. Gutes muss nicht teuer sein. Aber wenn Sie zu wenig bezahlen und das Endergebnis nicht dem ihm zugedachten Zweck entspricht, müssen Sie für die gleiche Arbeit noch einmal etwas bezahlen. Mit anderen Worten: Wer billig kauft, kauft zweimal.

Es ist immer schwierig, ohne Kenntnis der näheren Umstände, einen allgemein verbindlichen Preis festzulegen. Dieser ist stets das Ergebnis einer Kalkulation, die sich aus den Kosten und dem Aufwand errechnet. Ich versuche es dennoch, um Ihnen eine realistische Vorstellung von dem zu geben, was auf Sie zukommt, wenn Sie sich für den professionellen Weg entscheiden.

Stundensätze in der Fotografie sind um die 200 Euro Netto heutzutage durchaus realistisch. 100 Euro sind wirklich gut gemeint, lassen dem Fotografen jedoch wenig bis keinen Spielraum. 400 Euro sollten übertrieben sein. Mir erzählte kürzlich ein Kunde, dass der angefragte Fotograf 300 Euro pro Bild verlangte. Ich finde das unverschämt, aber vielleicht hatte der Kollege auch keine Lust auf den Auftrag.

Für ein Shooting mit 20 Produkten, je vier Ansichten (sofern sinnvoll und erforderlich), errechnen sich rd. 80 Fotografien. Der Aufwand dürfte hierbei – wenn alles passt – bei ca. 3 Stunden inkl. Auf- und Abbau liegen. Zusätzlicher Einsatz von Verbrauchsmaterialien ist dabei nicht erforderlich. Das entspräche einem Nettobetrag von rd. 600 Euro zzgl. Fahrtkosten und Umsatzsteuer. Die Bildbearbeitung nimmt noch einmal ca. 1 Stunde in Anspruch. Wurde sorgfältig fotografiert, Flusen, Staub etc. bereits VOR dem Shooting entfernt, der Weißabgleich angepasst, dass Ausgangsformat korrekt vorgewählt, sollte das reichen. Wir wären folglich bei einem Gesamtrechnungsbetrag von unter 1.000 Euro für ein dreistündiges Shooting inkl. aller Nachbearbeitungen. Das klingt doch fair, nicht wahr?


Fazit
Sollten Sie also Interesse an professionellen Fotografien Ihrer Produkte haben, entscheiden Sie sich für einen Fotografen oder eine Fotografin und ersparen Sie sich den Aufwand und die Zeit, es selbst zu versuchen. Ihnen werden drei Stunden nicht reichen.

Gerne stehe ich Ihnen beratend zur Seite.


©2024 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

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Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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