Wie viele Megapixel sollte eine gute Kamera haben?

Jürgen Pagel

Wie viele Megapixel sollte eine gute Kamera haben? – Eine realistische Einschätzung

Tatsächlich eine viel diskutierte Frage, bei deren Beantwortung man aufpassen muss, dass die Emotionalität außen vor bleibt. „Haben ist besser als brauchen“, „Megapixel kann man nie genug haben“, „mehr Megapixel erlauben mehr Beschnitt (Crop)“ oder so ähnlich lauten die Argumente derjenigen, die Fans vieler Megapixel sind.

Dabei ließe sich jedes dieser Argumente leicht entzaubern:
Haben kostet Geld. Mehr Megapixel kosten auch mehr Geld, und zwar deutlich mehr. Dabei ist nicht der Kamerabody der Preistreiber, sondern der Satz neuer Objektive, der zwangsläufig erforderlich wird (siehe unten).

Wer mehr Megapixel hat, plant erfahrungsgemäß seinen Bildausschnitt nicht so sorgfältig, weil mehr Raum zum Beschneiden der Bilder bleibt. So werden aus 50 MP schnell mal 20 oder 25 MP, weil der Bildausschnitt entsprechend verkleinert werden kann.
Du siehst also – hoch emotional. 

Die Beugungsunschärfe limitiert
In der Landschaftsfotografie beispielsweise kann es durchaus erwünscht sein, die Schärfe über das gesamte Bild zu erhalten. Damit also die Schärfentiefe möglichst umfassend ist, muss die Blende zwangsläufig weit geschlossen werden. Allerdings tritt auch bei sehr guten Objektiven dann ein Effekt ein, den man als Beugungsunschärfe bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine physikalische Eigenschaft. Vereinfacht gesprochen werden am Rand der Blendenöffnung Lichtstrahlen gebeugt (abgelenkt) und treffen dann unkontrolliert auf eigentlich falsche Bereiche der Sensoroberfläche. Dadurch legt sich ein unscharfer Schleier über das Bild. 
Solange die Blende weit geöffnet ist, fällt das kaum auf, weil der Anteil dieser Randlichtstrahlen im Verhältnis zu denen, die gerade durch die Blendenöffnung gehen, recht gering ist. 
Diese Eigenschaft tritt bei Vollformatobjektiven meist ab Blende f/11 (bisweilen auch schon früher) auf. Bei APS-C-Objektiven ab Blende f/8.

Je höher nun die Megapixel einer Kamera, desto eher tritt die Beugungsunschärfe auf.
Bei einer APS-C-Kamera mit 12 MP kann die Blende für optimale Bildqualität bis f/13 geschlossen werden. Bei 18 MP bis f/9 und bei 24 MP bis f/8.
Es wird also zunehmend schwieriger, mit einer immer weiter geschlossenen Blende ausreichend Schärfe in das Bild zu bekommen. Bei Vollformatkameras mit 50 Megapixel ist mit der Blende f/4 meist schon das Ende der Fahnenstange erreicht. Das bedeutet, dass diese Kameras eigentlich nur noch für die Portraitfotografie geeignet sind, da hier mit geringeren Blendenöffnungen gearbeitet wird.
Was also auf der einen Seite ein Segen zu sein scheint, entwickelt sich schnell zum Fluch.

Anspruch an die Objektive
Die Größe des Sensors hat sich zuletzt nicht mehr verändert. Die Anzahl der Megapixel der Sensoren ist jedoch immens gestiegen. Das bedeutet, dass sich auf der gleichen Fläche des Sensors mehr Bildpunkte befinden.
Je mehr Megapixel eine Kamera hat, umso besser müssen auch die Objektive an der Kamera sein, um die volle Bildqualität ausschöpfen zu können. Ein Kitobjektiv einer Kamera um 2005 würde also an einem Nachfolgemodell keine scharfen Bilder mehr liefern.
Deswegen musst Du neben einem neuen Kamerabody in aller Regel auch in Deinen Objektiv-Park deutlich mehr Geld investieren.

Betrachtungsabstand von gedruckten Bildern
Mir ist es noch nie passiert, dass ein Betrachter zu mir sagte, dass die Bilder unscharf seien.
Bei Drucken geht es um den Inhalt des Bildes. Niemand, wirklich niemand betrachtet ein Bild mit 5 Zentimeter Abstand.

Anforderungen an die Hardware
Mit steigender Megapixel-Zahl steigt auch die Datenmenge erheblich an. Das stellt erhöhte Ansprüche an Deine Hardware. Ein leistungsfähigerer Prozessor, mehr RAM und mehr Speicher in Form einer SSD oder Festplatte sind notwendig. 15.000 Bilder als RAW und JPEG gespeichert erfordern mit 26 MP und kleiner schon fast 1 TB. Leicht lässt sich erahnen, welchen Mehraufwand Du zur Datensicherung bei 50 MP betreiben musst. Ein solches Sicherungssystem kostet schnell bis zu 1.000 Euro.

Die Frage ist also, ob Du wirklich regelmäßig große Drucke Deiner Bilder anfertigst und bereit bist, den Mehraufwand in Kauf zu nehmen.
Mir genügen 24 Megapixel bei einer aktuellen Spiegelreflex- oder Systemkamera vollkommen.
Mehr Megapixel sind nur also tatsächlich nur dann sinnvoll, wenn Du Deine Bilder regelmäßig groß druckst. Groß bedeutet in dem Fall DIN A3 und größer.

In der Tabelle kannst Du die Größe bei 300 DPI ermitteln. So benötigst Du für DIN A0 ca. 140 MP, für DIN A3 ca. 17 MP.

©Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
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Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
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Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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