Lieblingsbrennweite

Jürgen Pagel

Hast Du auch eine Lieblingsbrennweite?

Ich habe meine Lieblingsbrennweite (für meine Art der Fotografie) gefunden.
Selbstverständlich gilt das für den Moment. Die Fotografie im Allgemeinen und meine im Besonderen entwickeln sich weiter. Heute sind es 50mm, morgen vielleicht 23mm. Aber derzeit ist alles um die 50mm an der APS-C (80mm KB-Äquivalent) mein absoluter Favorit.

Und das hat einen ganz einfachen Grund. Ich habe zwei herausragende Objektive erstanden. Zwei weitere sind im Zulauf. Da ist zunächst das HELIOS 44-2 58mm f/2.0 zu nennen. Ich habe noch eines aus der KMZ-Serie (das waren die Ersten auf dem Markt) ergattert. Der Fokusring lief etwas sperrig. Ich habe das repariert, aber dennoch habe ich ein Zweites mit Blendenvorwahl - ebenfalls von KMZ - gekauft.
Das Swirley-Bokeh ist einfach phänomenal. Natürlich entsteht das nicht von selbst. Man braucht das entsprechende Gegenlicht im Hintergrund. Aber wenn es passt, ist es klasse. Die Gesamtschärfe ist vollkommen in Ordnung. Leichte Unschärfen zum Rand hin bei Offenblende haben weitaus teurere Objektive auch. Da ich jedoch häufig mit Masken arbeite, stört mich das bei keinem der Objektive.
Die Helios-Serie ist ja schon fast legendär. Allerdings muss man beim Kauf wirklich aufpassen. Der im Laufe der Zeit schwergängige Fokusring macht bisweilen Kummer - wenn man nicht über das nötige Werkzeug verfügt, diesen Umstand zu beheben. Die Reparatur selbst ist recht problemlos, da das Objektiv sehr einfach aufgebaut ist. Ein Kleiner Magnet empfiehlt sich allerdings, da die ansonsten ultrakleinen Schrauben irgendwo im Nirwana der Wohnung landen und dann unauffindbar verloren sind. Des Weiteren sind die Letzten Ihrer Bauart qualitativ echt Schrott. Wer dazu mehr wissen will, dem sein ein Video auf YouTube angeraten, in dem die Unterschiede sehr gut erklärt werden => https://youtu.be/mV3MSfl-NYI. Anschauen lohnt sich auf jeden Fall, zumal diese Objektive zum Teil recht teuer sind (für gut bis sehr gut erhaltene werden gerne auch einmal Preise von 100 Euro und mehr aufgerufen).

Hier ein Beispielbild:

Total begeistert bin ich von dem ASAHI SMC (Super-Multi-Coated) TAKUMAR 55mm f/1.8. Mit ihm lassen sich ganz tolle Looks erzeugen. Die leichte Brauntönung macht auch ohne Preset sehr viel Freude, die Schärfe ist ab f/2 wirklich sehr gut, das Bokeh ist je nach Lichtsituation weich bis bubbelig.

Hier zwei Beispielbilder:

Auch das 50mm f/1.2 von TTARTISAN hinterlässt einen guten Eindruck, allerdings hat es bis f/1.8 in Gegenlichtsituationen mit heftigen chromatischen Abarationen zu kämpfen, die man zwar in der Bildbearbeitung recht gut eliminieren kann, allerdings muss man dabei aufpassen, es nicht zu übertreiben, da sonst je nach verwendetem Preset die Farben Grün, Blau und Lila ebenfalls wegkorrigiert werden. Ansonsten ist auch dieses Objektiv  - aus der eher günstigen Preisklasse - bekannt für sein sehr schönes Bokeh.

Als weiteres "Wunschobjektiv" ist ein PENTACON 50mm f/1.8 MULTI COATED ORESTON im Zulauf. Es ist eines der eher seltenen und eines der letzten von Optik Meyer produzierten Oreston, das mit einem M42-Gewinde versehen wurde. Es ist noch nicht einmal ganz sicher, ob es überhaupt offiziell in den Verkauf kam.

Fazit
Der Kauf von sogenanntem Altglas (das gilt natürlich nicht nur für meine "Lieblingsbrennweite") lohnt sich. Die passenden Adapter (ich habe mich auf die M42er "spezialisiert", damit ich nicht allzu viele Adapter benötige) kosten zwischen 20 und 35 Euro, sind von guter Qualität und haben bisher stets sauber gepasst.

Beachtet bitte auch, dass manuell fokussiert werden muss. Das ist dann Fokus-Peaking an modernen DSLM's kein Problem, aber wer das bisher nicht geübt hat, wird sich dennoch am Anfang etwas schwerer tun.


Leicht lässt sich so eine Objektivsammlung zusammenstellen, die individuell nahezu alle notwendigen Brennweiten und Lichtstärken für jede Art der Fotografie enthält. Grundsätzlich sollte man jedoch wissen, dass die Preise für besonders lichtstarke Ausführungen (alles unter f/2.8) stark gestiegen sind. Und da der Markt von russischen Objektiven aus der Ukraine und Belarus zusammengebrochen ist, wird oftmals noch ein "Seltenheitszuschlag" fällig. Wem also 80 bis 200 Euro für ein mehr als 40 Jahre altes Objektiv zu viel sind, der wird warten müssen, bis der Krieg in der Ukraine zu Ende ist - wann auch immer das sein mag.
Ansonsten hilft auf jeden Fall Geduld und das Beobachten des Marktes auf dem größten Online-Markt.


© Jürgen Pagel LICHTWERK.DESIGN

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
Weitere Beiträge
Share by: