Praxistest Teil 1 - Objektiv

Jürgen Pagel

Neue Rubrik "Praxistest" - hier Teil 1 - Objektiv

Ab dem heutigen Datum - wir schreiben den 30.10.2022 - werden in loser Folge Praxistest's erscheinen. Versteht diese bitte nicht als klassisches Review. Ich werde nicht auf alle technischen Einzelheiten eingehen. Wer diese wissen möchte, kann und muss die Seiten der Hersteller bemühen. Die können das nämlich viel besser als ich. Was sie aber auch können ist, Versprechungen zu machen. Allerlei Versprechen zu den herausragenden und sensationellen Eigenschaften der Kameras selbst, deren Objektiv und dem vielfältigen Zubehör. *)

Für mich jedoch viel entscheidender ist es jedoch, etwas auszupacken und es da einzusetzen, wofür es gedacht ist. Ein Kamerarucksack ist dann ein guter Kamerarucksack, wenn er das tut, wofür der gedacht ist - das Equipment aufnehmen und beim Radfahren und Wandern da zu bleiben, wo er hingehört - nämlich auf den Rücken. Technische Details interessieren dabei eher wenig. Viel wichtiger ist, dass er - das gilt übrigens für jede Art der Anschaffung - angenehm zu Tragen ist, denselben ausreichend belüftet, einen angenehmen Tragekomfort aufweist und sich im praktischen Einsatz bewährt.

Jetzt aber zum eigentlichen Grund meines Artikels - das VILTROX 35mm f/1.8 für den Z-Mount, hier an einer Nikon Z6II.

Mit einem Ladenpreis von knapp 400 Euro kein Schnäppchen, aber immerhin im Vergleich zu den "Originalen" von Nikon schon fast sensationell günstig. Und eines gleich vorweg: es lohnt sich. Ich vergleiche nicht. Weil ich a. das von Nikon nicht habe und b. ich sowieso nicht vergleichen möchte. Ich habe keine Lust, drei oder vier verschiedene Objektive diverser Hersteller auszuleihen, zwei Wochen zu testen, um mich dann doch nicht entscheiden zu können, da alle irgendwie ihren Zweck erfüllen, ich die allerletzte Schärfe nicht brauche und somit 3 Monate bis zu einer Kaufentscheidung zu warten. So bin ich nicht und so werde ich niemals sein. Heißt aber auch: letztendlich muss das jeder selbst entscheiden.

Also kein Vergleich. Nur dieses eine Objektiv.

Verpackung? Wie immer bei Viltrox. Solide ohne Schnickschnack, mit einem schicken Beutelchen und einer Gegenlichtblende - aus Plastik. Aber das ist ok. Metall ist schick, macht aber das Bild nicht besser. Hauptsache im Inneren mattiert, um Reflexionen zu eliminieren.

Handhabbarkeit? Prima. Fühlt sich schwer an, ist überwiegend - zumindest das, was man sieht und anfasst - aus Metall und fertig aufgebaut. Somit ist der Preis schon mal in Ordnung.

Technik? Kein Knopf, kein Schalter, nur ein Blendenring - wobei ich das "nur" gar nicht negativ meine. Ist halt so und jeder, der sich dieses Objektiv kauft, weiß das (hoffentlich) vorher.

Wie macht sich das an der Z6II? Hervorragend. Ich bin sowieso ein Freund von Gewicht. Gewicht liegt gut und fest in der Hand und stabilisiert zusätzlich. Ob ich nun im Rucksack 200 Gramm mehr oder weniger mit mir herumfahre (ich fahre E-Bike, da spielt das sowieso keine Rolle)  oder trage, ist mir vollkommen egal und beeinflusst nicht meine Kaufentscheidung.

Die Gewichtsverteilung ist mit diesem Objektiv optimal und das Handling hervorragend. Nichts ist dran, was man aus Versehen verstellen kann. Die Blende habe ich bei allen Objektiven auf das vordere Einstellrad der Nikon Z6II gelegt. Den Blendenring nutze ich ausschließlich für die Fokussierung im manuellen Modus.

Und der Autofokus? Klasse. Manche Zeitgenossen sagen ja der Nikon Z6II per se einen miserablen Autofokus nach. Ich persönlich finde das gar nicht. Ja, der von meiner "alten" Sony A7III war einen Tick schneller und bei den neuen Modellen ist er noch einmal einen Tick schneller - also insgesamt zwei Ticks ;-). Aber ich finde das in der Praxis nicht relevant. Definitiv nicht für meine Art der Fotografie und das sind Close Up's, ein bisschen Landschaft und vor allem Produktfotografie. Und Produkte, Landschaften und Close Up's laufen nun mal nicht weg.
Aber ich hatte auch beim fotografieren meines Hundes, meiner Frau, einer Freundin oder von Menschen auf der Straße niemals ein Problem mit dem Autofokus. Wenn es einen Grund zum Jammern gibt, dann auf extrem hohem Niveau.

Also ich finde den AF wirklich klasse. Schnell und zuverlässig. Übrigens tendieren alle Reviews in die gleiche Richtung - nämlich zuverlässig und gut.

Die Bildqualität? Prima. Keinerlei negative Beobachtungen. Um die Schärfe bis in den letzten Winkel des Randes tatsächlich bewerten zu können, müsste man einen Versuchsaufbau machen. Das ist aber für mich nicht relevant, da ich mit Masken arbeite und fast immer vignettiere, um den Blick des Betrachters dahin zu lenken, wo ich ihn haben will ;-). Aber die Vigenttierung des Objektivs ist laut den Reviews, die mir bekannt sind, nicht ausgeprägt und definitiv kein Grund, das Viltrox 35mm f/1.8 nicht zu kaufen.
Wie schlägt es sich im praktischen Einsatz? Auch prima. Gutes Handling, klasse Bilder. Alles top. Keinerlei Reue für den Kauf. Im Gegenteil.


Hier nun ein paar Bilder von einem sonnigen Herbsttag im Bottwartal. Entwickelt in Lightroom.

Empfehlung? Unbedingt. Wer noch auf der Suche nach einer "günstigen" First-Party-Alternative ist, sollte nicht zögern. Du bekommst für Dein Geld zweifellos ein gutes Objektiv, das hanezu allen Ansprüchen gerecht wird.


*) Eines sollte an dieser Stelle noch Erwähnung finden. Das ist keine Werbung für einen Hersteller, wie alle Berichte frei von jedweder Art von Bezahlung sind. Ich habe die von mir vorgestellten Artikel selber gekauft und unterliege keinerlei Verpflichtung, ausschließlich Positives zu berichten.


© 2022 Jürgen Pagel

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