Tipps für Profilfotos in Dating-Apps

Jürgen Pagel

Profilfotos in Dating-Apps

Wer sich schon einmal (mehr) in Dating-Apps umgesehen hat, wird schnell merken, dass jedes Profilbild anders ist und nicht jedes Bild die beabsichtigte Wirkung erzielt. Bei der Suche nach Matches entsteht der erste Eindruck über das Foto. "You never get a second chance for a first impression". Was bei Bewerbungsgesprächen gilt, gilt im Besonderen dort, wo über eine Person entschieden wird, von der man nur ein oder zwei Fotos hat - ok, noch ein bisschen Text dazu.

Und so ein Foto zu machen, ist gar nicht so einfach. Es gibt ein paar Grundregeln, die längst nicht alle selbstverständlich sind und die es zu beachten gilt.
  1. Besonders beliebt sind sogenannte Close Up's, also Bilder, auf denen das Gesicht bis maximal zur Schulterpartie zu sehen ist.
  2. Ein Ganzkörperfoto ist grundsätzlich nicht falsch, auch wenn Du in manchen Ratgebern genau das liest. Zeigt es doch Deine Figur, Deine Haltung und Deinen Kleidungsstil am Besten.
  3. Mindestens genauso wichtig wie das Motiv selbst, ist die Wahl des Hintergrundes. Und hierbei unterscheidet sich das Handy definitiv von einer professionellen Kamera. Mit einem Handy wird es Dir nur mit technischer Zusatzausstattung oder entsprechenden Apps gelingen, das Motiv - also Dich selbst - freizustellen. Von einer Freistellung spricht man, wenn das Hauptmotiv scharf und der Hintergrund verschwommen mit möglichst weichem Bokeh zu sehen ist. Handy's haben auf Grund ihrer Kamerakonstruktion und ihrer extremen Weitwinkeligkeit keine Möglichkeit, diese Freistellung zu erreichen. Der professionelle Fotograf dagegen entscheidet über die Wahl seines Objektivs und der jeweiligen Blendenöffnung über einen Bereich der Schärfentiefe, den er selbst bestimmen kann. Unruhige oder unpassende Hintergründe (Disco, Baustellen, Baustellenzäune, Wohngegend, viele Häuser usw.) sind eher ungünstig und lenken vom eigentlichen Motiv - nämlich Dir - ab.
  4. Zeige Deine Augen. Ein offenes Auge lässt tief in die Seele blicken. Schaue dabei nicht unbedingt direkt in die Kamera, vermeide aber die zusammen gekniffenen Augen beim direkten Blick in die Sonne.
  5. Aufnahmen bei Sonnenlicht werden in aller Regel sehr warmtönig. Nehme diesen Farbton auf und kleide Dich entsprechend. Ein Fotograf wird Dir hier die richtigen Tipps geben.
  6. Vermeide Aufnahmen in einem Studio. Sie wirken allzuoft gestellt und zumeist unnatürlich. Besser ist es, sich draußen zu bewegen und mit kurzen Belichtungszeiten zu arbeiten, um Bewegungen einzufrieren oder leichte Wischeffekte zu erzeugen. Das verleiht dem Bild und damit Dir eine besondere Dynamik.
  7. Wähle für Rating-Portale legere Kleidung. Anzug und Krawatte sind für Business-Fotos absolut in Ordnung. Aber das will auf Dating-Apps im Grunde niemand wirklich sehen. T-Shirt mit Jacke oder Pulli, Jeans mit Hemd oder Bluse, nette Accessoires wie z.B. eine lockeren Schal oder dezenter Schmuck machen sich immer gut und lockern die Bildansicht auf.
  8. Extrem viel Schminke erschwert die Bildbearbeitung. Am Schlechtesten ist Bräunungscreme, Sun-Blocker und großflächige Abdeckung von Hautunreinheiten - genau in dieser Kombination. Die Bilder wirken künstlich und jeder sieht sofort, dass Du etwas zu kaschieren versuchst. Denke daran, irgendwann triffst Du Deinen "neuen" Partner oder Deine Partnerin auch ungeschminkt und dann ist die Überraschung meist groß.
  9. Das führt gleich zum nächsten Punkt! Lass' die Filter weg! Unbedingt. Das ist gut gemeint, jedoch in der Mehrzahl der Fälle schlecht gemacht und nicht kontrollierbar. Ein Fotograf wird so ein Bild stets individuell passend zur Persönlichkeit bearbeiten und auf den Einsatz von Filtern, wie Weichzeichner, Fading-Effekte u.ä. verzichten.
  10. Retusche. Die Haut muss nicht glatt, wie ein Kinderpopo sein. Das ist sie nämlich spätestens ab der Pubertät nur noch bei sehr wenigen Menschen. Pickel dürfen kaschiert werden. Die sind in der Regel temporär und auch sonst nicht da. Aber eine Narbe ist nun mal vorhanden und gehört zu Dir. Also bleibt sie, wo sie ist. Ganz schlimm sind Bilder - wie man sie leider tagtäglich auf Instagram zu sehen bekommt, bei denen der Augenabstand und die Gesichtsform ebenso verändert werden, wie die Figur selbst. Ein Kunde berichtete mir von einem Dating, bei dem die betreffende Dame noch nicht einmal ihr eigenes Bild verwendete, sondern das einer Freundin. Sie selbst war stark übergewichtig und wollte unbedingt vermeiden und mit anderen Eigenschaften überzeugen - was erwartungsgemäß voll daneben ging.
  11. Bleibe authentisch. Verstelle Dich nicht dem Foto zu liebe. Werfe Dich nicht in Posen (und lasse Dich dazu auch nicht von einem Fotografen verleiten), die Du nie gelernt hast und nicht das darstellen, was und wer Du bist. Zeige Dich nicht sexy und frivol, wenn Du in Wirklichkeit zum Küssen das Licht ausmachst.
  12. Hände in die Hosentaschen ist ok, aber lass' die Daumen herausschauen.
  13. Stehe oder sitze stets asymmetrisch. Nehme keine symmetrischen Posen ein, das wirkt sofort extrem gekünstelt.
  14. Lass' Dich aus unterschiedlichen Winkeln aufnehmen, wechsele die Posen, lass' viele Fotos machen. Bei meinem letzten Shooting bin ich mit mehr als 400 Bildern von meinem Kunden gekommen - verwendet haben wir letztendlich 13 davon.
  15. Achte darauf, dass der Fotograf auch mit unterschiedlichen Brennweiten arbeitet. Jede dieser Brennweiten erzeugt einen anderen Look. So hast Du hinterher eine größere Auswahl an Perspektiven.

Fazit

Es lohnt sich, ein paar Euro mehr auszugeben und Fotos für Dating-Apps von einem Profi machen zu lassen. Er weiß in aller Regel, auf was es ankommt und Du erhältst eine professionelle Bildbearbeitung, die dem Zweck und dem Anspruch gerecht wird. Mit dem "richtigen" Foto erhöht sich die Trefferquote signifikant.
Ich persönlich führe vor jedem Shooting mit einer Kundin oder einem Kunden ein persönliches Vorgespräch. Ich möchte meine Kunden kennenlernen, ihre Stärken und ihre Schwächen erkennen, um vor allem die Stärken fotografisch in Szene zu setzen. So ein Shooting kann dann gerne auch einmal 2-3 Stunden dauern. Aber die Ergebnisse können sich sehen lassen. Ich finde, jede und jeder hat es verdient, toll auszusehen.


© Jürgen Pagel 2022 LICHTWERK.DESIGN

Neunzehn58 Photographie

Apokalyptische Szene
von Jürgen Pagel 24. April 2025
Wenn Fotograf:innen extrem niedrige Preise verlangen (oft weit unter dem marktüblichen Niveau), kann das tatsächlich dazu führen, dass Kund:innen ein verzerrtes Bild vom Wert professioneller Fotografie bekommen. Das Resultat: Der Preis wird als wichtigstes Kriterium wahrgenommen – nicht die Qualität, die Erfahrung oder der Service. Das ist gefährlich für alle, die nachhaltig und professionell arbeiten möchten.
Sammlung alter Kameras und Objektive
von Jürgen Pagel 23. April 2025
Viele schwören darauf, manche lehnen sie kompromisslos ab. Sehr wahrscheinlich haben beide Gruppen unrecht. Nur weil das Objektiv alt ist, ist es nicht zwangsläufig gut. Wenn eines seinen eigenen Charakter an einer Fujifilm X-T5 entwickelt, muss das an einer Nikon Z8 nicht unbedingt auch funktionieren. Richtig ist, dass sich am technischen Vorgang der Fotografie wenig geändert hat. Richtig ist aber auch, dass die Objektive aus den 50er bis in die frühen 90er Jahre in erster Linie für analogen Film entwickelt und gefertigt wurden. Und oftmals sind sie als Massenprodukt millionenfach hergestellt worden, ohne dass man Wert auf eine herausragende Qualität gelegt hat, denn auch nach 1950 saß das Geld nicht locker und wer sich schon für ein paar hundert Mark eine Kamera leisten konnte, dem kam die Industrie mit einigermaßen günstigen Objektiven entgegen.
Blitzlicht alt
von Jürgen Pagel 21. April 2025
Einer meiner großen Vorbilder in Sachen Blitzlichtfotografie ist - wie ich schon in einem anderen Blogbeitrag erwähnte - Aki Moosmann. Am 21.04.2025 erschien ein neues Video auf seinem YouTube-Channel, dass sich wieder einmal mehr mit dem Einsatz eines Blitzes bei Outdoor-Shootings und in einer U-Bahnhaltestelle beschäftigt. gerne teile ich dieses Video mit Euch!
Portfolio Personal Branding Mann im speziellen Licht
von Jürgen Pagel 20. April 2025
Erfahre, wie Personal Branding Fotografie deine Marke stärkt. Tipps, Bildideen & Strategien für authentische Businessportraits, die wirklich wirken.
Gemüse mit Preisbeschriftung auf einem Markt
von Jürgen Pagel 20. April 2025
Lerne, wie du als Fotograf realistische und faire Preise kalkulierst. Inklusive Beispielrechnungen, Tipps zur Preisgestaltung & Stundensatz-Berechnung.
Sezifikationsdaten der Fujifilm X-H2
von Jürgen Pagel 18. April 2025
In einer Welt, in der Kameras in technischer Hinsicht immer ähnlicher werden, gelingt es Fujifilm, aus der Masse hervorzustechen – nicht nur durch beeindruckende Technik, sondern auch durch ein ganz besonderes fotografisches Erlebnis. Als Besitzer der Fujifilm X100VI und X-H2 kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Diese Kameras begeistern nicht nur durch ihre 40 Megapixel Auflösung, sondern durch eine nahezu magische Verbindung aus Bildqualität, Design und Emotion.
Aufmerksamer Hund in Pose als Portrait
von Jürgen Pagel 18. April 2025
Das 50mm-Objektiv gilt nicht ohne Grund als einer der beliebtesten Brennweitenklassiker in der Fotografie. Leicht, kompakt, lichtstark und vielseitig einsetzbar – es begleitet Fotograf:innen seit Jahrzehnten durch alle Genres. Doch wie verhält sich das beliebte „Normalobjektiv“ an unterschiedlichen Sensorgrößen, insbesondere im Vergleich von APS-C zu Vollformat? Und welche Motive lassen sich damit besonders wirkungsvoll in Szene setzen?
KI generiertes Model
von Jürgen Pagel 13. April 2025
H&M nutzt neuerdings künstliche Intelligenz, um digitale Doppelgänger von 30 Models zu erstellen, die in Marketingkampagnen und sozialen Medien eingesetzt werden sollen Diese Entwicklung wirft Fragen zur Zukunft von Fotografen, Stylisten und Models auf, da die digitalen Avatare potenziell die Nachfrage nach realen Modellen reduzieren könnten Die Models selbst können jedoch über ihre digitalen Doppelgänger bestimmen, sie für virtuelle Shootings zu nutzen und an andere Marken zu verkaufen Trotzdem machen Agenturen in Berlin große Sorgen, da sie beobachten, dass Kunden vermehrt Anfragen stellen, um sich weitreichende Bild- und Persönlichkeitsrechte vertraglich zu sichern und diese dann für KI-Anwendungen zu verwenden. Ohne klare gesetzliche Grundlagen ist es schwierig, fundierte und nachhaltige Entscheidungen zu treffen oder Schutzmechanismen zu etablieren.
Leica Kamera M9
von Jürgen Pagel 13. April 2025
Der Begriff „Leica-Look“ ist ein regelrechter Mythos unter Fotografen – geliebt, diskutiert, manchmal auch belächelt. Ja, viele sagen: Den Leica-Look gibt es. Aber er ist kein rein technisches Phänomen, sondern ein Zusammenspiel aus Optik, Sensorcharakteristik, Farbwiedergabe – und einer gewissen Portion Subjektivität und Markenmystik.
Fujifilm X100VI
von Jürgen Pagel 6. April 2025
Die Fujifilm X100VI (mittlerweile ist sie wieder problemlos verfügbar) ist eine Edel-Kompaktkamera mit einem 40 MP-Sensor und Objekterkennung. Sie nutzt den gleichen Sensor wie die X-H2 und die X-T5. Die Bildqualität ist herausragend, die fast schon legendären Filmsimulationen von Fujifilm stets eine gute Wahl für JPEG-Enthusiasten. Die Kamera ist für Einsteiger in das Fujifilm-System ebenso geeignet, wie für ambitionierte Hobbyfotografen oder für Profis als Backup-Kamera.
Weitere Beiträge