Viel Hype um Nichts?

Jürgen Pagel

Viel Hype um Nichts?

Da ist sie nun, die neue Fujifilm X100VI. Was kann sie mehr bzw. besser, als die X100V?

Neben einer höheren Auflösung von 40MP - APS-C BSI-CMOS Sensor, einer erweiterten ISO 125 - 12800 ( Expands to 64-51200), einer Sensor-Shift Image Stabilization und der Möglichkeit des 120fps High-Speed Video, hat sich nicht viel getan, Sie ist etwas schwerer (ca. 50 Gramm) geworden und unwesentlich dicker. Das war’s. Das Objektiv ist das Gleiche, wie bei dem Vorgängermodell. Und das war ja nicht schlecht.

Der Gewinn ist m.E. vor allem im neuen IBIS und dem deutlich verbesserten Fokustracking zu suchen. Die dadurch aus der Hand gehaltenen möglichen, längeren Belichtungszeiten kommen jedweder Art der Fotografie zugute und das Fokus-System erlaubt nun endlich das Tracken von Tieraugen, Tierarten, Zügen, Flugzeugen und anderem.

Ob die 40 Megapixel tatsächlich einen Vorteil bringen, darf bezweifelt werden. 30 Megapixel hätten vermutlich auch vollkommen ausgereicht. Ob man jemals in die Verlegenheit kommt, mit einer 180.000/s zu belichten, darf ebenso bezweifelt werden, wie die 30 Bilder mehr, die bei gleicher Batteriegröße herauskommen. Apropo Batterie. Sinnvoll wäre es sicherlich gewesen, wenn man sich endlich auf ein Batteriesystem hätte einigen können, wie das bei der X-T4, X-T5 und der X-H2 bzw. X-H2S der Fall ist.

Die maximale Video Bit Rate von 720 mbps gegenüber den 200 mbps des Vorgängermodells sind den Video-Enthusiaten wahrscheinlich recht, obwohl sich die X100VI die Wenigsten wegen den Videoeigenschaften kaufen werden, zumal der Flippscreen dazu eher nicht geeignet erscheint.

Alle anderen Specs sind nahezu identisch bzw. marginal verbessert.


Also alles andere als ein Grund für den Hype, der um diese Kamera wieder einmal gemacht wird.


Der Preis von 1.799 Euro geht in Ordnung. Schließlich bekommt man für das Geld jede Menge hochmoderner Technik in einer kompakten Bauweise.


Marketingtechnisch hat Fujifilm mit der (vermutlich initiierten) Verknappung der X100V alles richtig gemacht. Es bleibt zu hoffen, dass dieses nun nicht mit jeder neu erscheinenden Kamera so passiert, denn die Gebrauchtpreise für die X100V purzeln gerade in den tiefsten Keller. Gut für Käufer, schlecht für die Besitzer des Vorgängermodells, die nun auf den Boden der Tatsachen geholt wurden.


Was zeigt uns das?

Es geht längst nicht mehr um die beste, schnellste und beste Kamera. Das Marketing beherrscht nun auch die Sparte der Fotografie. Selbst minimale Optimierungen, die eigentlich gar keine sind und durchaus auch Nachteile mit sich bringen, werden als Heilsbringer verkauft. Es lebe die Emotion. Wer eine X100V besitzt, tut gut daran, diese zu behalten und damit weiterhin tolle Bilder zu machen. Wer Geld im Überfluss hat und das sind auf Grund der vielen Vorbestellungen nicht Wenige, kauft sich eine neue Kamera, die er eigentlich gar nicht braucht. Und für Umsteiger von der Smartphone-Fotografie auf die „richtige“ Fotografie dürften die veranschlagten 1.799 Euro wahrscheinlich zu hoch sein.


Fazit

Ich - als Besitzer einer Fujifilm X-T4 und einer X-H2 - werde auf jeden Fall nicht dem G.A.S. verfallen und stattdessen das Geld lieber in ein oder zwei leistungsstarke Objektive investieren, die Bilder wirklich besser machen. Dennoch gönne ich jedem das Gefühl, eine neue Kamera in den Händen halten zu dürfen, von ganzem Herzen.


©2024 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

Neunzehn58 Photographie

Nest mit Eiern
von Jürgen Pagel 28. April 2025
Denn bei mir bekommst du keine Dumpingpreise, sondern eine wertvolle Arbeit, die dich und dein Business voranbringt. Denn bei mir erhältst du Qualität, Sorgfalt und erstklassige Arbeit, die ihr Geld WERT ist.
Apokalyptische Szene
von Jürgen Pagel 24. April 2025
Wenn Fotograf:innen extrem niedrige Preise verlangen (oft weit unter dem marktüblichen Niveau), kann das tatsächlich dazu führen, dass Kund:innen ein verzerrtes Bild vom Wert professioneller Fotografie bekommen. Das Resultat: Der Preis wird als wichtigstes Kriterium wahrgenommen – nicht die Qualität, die Erfahrung oder der Service. Das ist gefährlich für alle, die nachhaltig und professionell arbeiten möchten.
Sammlung alter Kameras und Objektive
von Jürgen Pagel 23. April 2025
Viele schwören darauf, manche lehnen sie kompromisslos ab. Sehr wahrscheinlich haben beide Gruppen unrecht. Nur weil das Objektiv alt ist, ist es nicht zwangsläufig gut. Wenn eines seinen eigenen Charakter an einer Fujifilm X-T5 entwickelt, muss das an einer Nikon Z8 nicht unbedingt auch funktionieren. Richtig ist, dass sich am technischen Vorgang der Fotografie wenig geändert hat. Richtig ist aber auch, dass die Objektive aus den 50er bis in die frühen 90er Jahre in erster Linie für analogen Film entwickelt und gefertigt wurden. Und oftmals sind sie als Massenprodukt millionenfach hergestellt worden, ohne dass man Wert auf eine herausragende Qualität gelegt hat, denn auch nach 1950 saß das Geld nicht locker und wer sich schon für ein paar hundert Mark eine Kamera leisten konnte, dem kam die Industrie mit einigermaßen günstigen Objektiven entgegen.
Blitzlicht alt
von Jürgen Pagel 21. April 2025
Einer meiner großen Vorbilder in Sachen Blitzlichtfotografie ist - wie ich schon in einem anderen Blogbeitrag erwähnte - Aki Moosmann. Am 21.04.2025 erschien ein neues Video auf seinem YouTube-Channel, dass sich wieder einmal mehr mit dem Einsatz eines Blitzes bei Outdoor-Shootings und in einer U-Bahnhaltestelle beschäftigt. gerne teile ich dieses Video mit Euch!
Portfolio Personal Branding Mann im speziellen Licht
von Jürgen Pagel 20. April 2025
Erfahre, wie Personal Branding Fotografie deine Marke stärkt. Tipps, Bildideen & Strategien für authentische Businessportraits, die wirklich wirken.
Gemüse mit Preisbeschriftung auf einem Markt
von Jürgen Pagel 20. April 2025
Lerne, wie du als Fotograf realistische und faire Preise kalkulierst. Inklusive Beispielrechnungen, Tipps zur Preisgestaltung & Stundensatz-Berechnung.
Sezifikationsdaten der Fujifilm X-H2
von Jürgen Pagel 18. April 2025
In einer Welt, in der Kameras in technischer Hinsicht immer ähnlicher werden, gelingt es Fujifilm, aus der Masse hervorzustechen – nicht nur durch beeindruckende Technik, sondern auch durch ein ganz besonderes fotografisches Erlebnis. Als Besitzer der Fujifilm X100VI und X-H2 kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Diese Kameras begeistern nicht nur durch ihre 40 Megapixel Auflösung, sondern durch eine nahezu magische Verbindung aus Bildqualität, Design und Emotion.
Aufmerksamer Hund in Pose als Portrait
von Jürgen Pagel 18. April 2025
Das 50mm-Objektiv gilt nicht ohne Grund als einer der beliebtesten Brennweitenklassiker in der Fotografie. Leicht, kompakt, lichtstark und vielseitig einsetzbar – es begleitet Fotograf:innen seit Jahrzehnten durch alle Genres. Doch wie verhält sich das beliebte „Normalobjektiv“ an unterschiedlichen Sensorgrößen, insbesondere im Vergleich von APS-C zu Vollformat? Und welche Motive lassen sich damit besonders wirkungsvoll in Szene setzen?
KI generiertes Model
von Jürgen Pagel 13. April 2025
H&M nutzt neuerdings künstliche Intelligenz, um digitale Doppelgänger von 30 Models zu erstellen, die in Marketingkampagnen und sozialen Medien eingesetzt werden sollen Diese Entwicklung wirft Fragen zur Zukunft von Fotografen, Stylisten und Models auf, da die digitalen Avatare potenziell die Nachfrage nach realen Modellen reduzieren könnten Die Models selbst können jedoch über ihre digitalen Doppelgänger bestimmen, sie für virtuelle Shootings zu nutzen und an andere Marken zu verkaufen Trotzdem machen Agenturen in Berlin große Sorgen, da sie beobachten, dass Kunden vermehrt Anfragen stellen, um sich weitreichende Bild- und Persönlichkeitsrechte vertraglich zu sichern und diese dann für KI-Anwendungen zu verwenden. Ohne klare gesetzliche Grundlagen ist es schwierig, fundierte und nachhaltige Entscheidungen zu treffen oder Schutzmechanismen zu etablieren.
Leica Kamera M9
von Jürgen Pagel 13. April 2025
Der Begriff „Leica-Look“ ist ein regelrechter Mythos unter Fotografen – geliebt, diskutiert, manchmal auch belächelt. Ja, viele sagen: Den Leica-Look gibt es. Aber er ist kein rein technisches Phänomen, sondern ein Zusammenspiel aus Optik, Sensorcharakteristik, Farbwiedergabe – und einer gewissen Portion Subjektivität und Markenmystik.
Weitere Beiträge