Wer's mag ...

Jürgen Pagel

... soll's tun. Ich mag es nicht. Hier erkläre ich Dir, warum.

Um was geht es eigentlich? Es geht um's Regler ziehen - um das, was manche den künstlerischen Aspekt nennen.
Wie viel darf und soll man eine Fotografie in der Bildbearbeitung beeinflussen? Eine schwierige Frage - finde ich. Bei der es im Grunde kein Soll, kein Muss oder kein Darf geben kann. Nichts muss - alles kann, lautet die Devise. Und schlussendlich ist alles eine Frage des Geschmacks. Ob der dann gut oder schlecht ist, sollen andere entscheiden. Einzig ein paar Aspekte solltest Du in Betracht ziehen.

Übrigens hier das RAW des oberen Bildes Out Of Cam.

Warum fotografierst Du?

Das meine ich nicht grundsätzlich. Nicht, warum Du ÜBERHAUPT fotografierst - über dieses Stadium sind wir hinaus. Sondern vielmehr, was bewegt Dich an diesem heutigen Tag zu fotografieren? Ist es eine Auftragsarbeit? Dient das Fotografieren Deiner Entspannung? Oder ist es einfach nur so, weil Du die Kamera dabei hast und einfach irgendetwas fotografierst, was Dir vor die Linse kommt?Achtung, diese Fragen stellen keine Wertung dessen dar, was Du gerade tust. MIR musst Du das nicht erklären - Du kannst tun und lassen, was Du willst. Es geht hier einzig und allein um das, was am Ende bei Deinen Aktionen heraus kommt. Dabei spielt es keine Rolle, ob das gut oder schlecht ist. Es steht mir nicht zu, das ungefragt zu bewerten.

Fotografierst Du mit einem bestimmten Ziel? Erwartest Du ein ganz bestimmtes Ergebnis? All das wird Deine Bildbearbeitung stark beeinflussen.


Was willst Du fotografieren?

Landschaften, Autos? Oder doch lieber Menschen? Oder vielleicht doch lieber ein Close Up? Oder zu Trainingszwecken etwas, was Du nicht in Deinem Portfolio hast?


Wie willst Du es fotografieren und was benötigst Du dazu?

Bei Tageslicht, bei Sonnenaufgang- oder untergang? Auf dem Bauch liegend aus der Froschperspektive oder von einem erhöhten Standort aus? Hast Du Dir zuvor Gedanken über die Location gemacht oder bist Du einfach nur so mit der Kamera unterwegs und es ist Dir vollkommen wurscht, aus welcher Perspektive ein Bild zustande kommt?

Welches Objektiv benötigst Du? Brauchst Du ein Stativ oder geht das aus der Hand? Benötigst Du womöglich einen Blitz oder ein LED-Dauerlicht?


Sicher lässt sich dieser Fragenkatalog beliebig fortsetzen, macht er das Fotografieren doch nur unnötig kompliziert - denkst Du. Einerseits denkst Du vollkommen richtig. Machen - nicht fragen. Andrerseits geht es hier um die Bildbearbeitung und das erscheint es mir schon relevant, wie diese am Ende des Tages aussehen soll.

Eine meiner Lieblingsfotografien - RAW Out Of Cam.

Immer noch eine meiner Lieblingsfotografien. Diesmal mit Lightroom bearbeitet.

Warum sind diese drei Fragen wichtig?

Ganz einfach: weil sie über den Stil Deiner Bearbeitung entscheiden und den entscheidenden Unterschied zwischen einem Knipser und einem halbwegs professionell arbeitendem Fotografen (dazu gehören selbstverständlich auch die ambitionierten Hobbyfotografen- und fotografinnen) ausmachen.


Wenn Du weißt, was Du fotografieren willst, hast Du das richtige Equipment dabei. Und wenn nicht, dann hast Du dennoch eine Vorstellung davon, wie das am Ende aussehen soll. Du wirst Dir eine Ausgangsstellung suchen, mit der Du wesentliche Elemente des Motivs erfassen kannst. Du wirst mit der Blende und der Brennweite experimentieren, bis Du das so gestaltet hast, wie Du es Dir zuvor vorgestellt hast. Dennoch bist Du flexibel genug, um Dich auf veränderte Lichtverhältnisse oder Gegebenheiten einzustellen.

Bedeutet: die Postproduction fällt entsprechend bescheiden aus, weil das Setting von vornherein so war, wie es sein sollte. Im Endeffekt sparst Du damit eine Menge Zeit. Nimm als Beispiel das Bild vom "Stern". Das war eine Auftragsarbeit. Aber ich konnte und durfte das so machen, wie ich es wollte. Und das war eine Perspektive, in der dieses an sich schon mächtige Auto noch mächtiger wirkte. Experimentieren war nicht erforderlich, weil ich in der Preproduction bereits eine konkrete Vorstellung davon hatte, wie ich das in Szene setze. Der Unterschied zum bearbeiteten JPEG ist demzufolge relativ gering ausgefallen. In diesem Fall mit einer SONY A7III und einem 50er 1.2 fotografiert, aber Gleiches gelingt genauso gut mit einer APS-C-Kamera. Wenn die Planung stimmt und Du weißt, was Du willst.


Ich will damit sagen: dieses übermäßige Ziehen an den Reglern ist eine Unart, aus "eigentlich" misslungenen Fotografien irgendwie noch etwas herauszuholen.


Nachfolgend dazu ein Beispiel aus meinen fotografischen Anfängen. Das Bild wirkt flach und hat wenig bis keinerlei Aussagekraft. Das liegt zum Einen an der Motivwahl, zum Anderen an den Kameraeinstellungen.

Nachfolgend ergab die Bearbeitung diese Fotografie.

Das macht es nun keineswegs besser. Die Schatten sind abgesoffen, Teile des Himmels ausgebrannt und alles in allem ein wenig gelungener Versuch, mit einer Bildbearbeitung noch etwas zu retten, wo es nichts mehr zu retten gibt. Also ab in die Tonnen - in diesem Fall ist es zum Glück noch nicht da gelandet. Sonst hätte es nicht als Negativbeispiel herhalten können.

Du verstehst, was ich meine?

Oftmals ist weniger mehr und wenn Du Dir vorher Gedanken gemacht hast, was Du eigentlich willst und wie das aussehen soll, kommst Du auch mit einem 56mm f/1.4 in der Landschaftsfotografie zurecht. Und wenn Du dann nicht weit genug weg gehen, Abstand gewinnen kannst, dann ist es genau das richtige Objektiv für die Close Up - Fotografie. Das meine ich mit Flexibilität. Du willst DAS Eine, aber Du hast mindestens eine Alternative parat. Dann ist Dein Ausflug nicht umsonst gewesen. Und wenn doch, ist es auch egal - denn fotografiere nicht jeden Sch.... .


Deine Absichtserklärung bestimmt übrigens auch das Equipment. Bist Du im Rahmen der Auftragsfotografie unterwegs, hast Du ALLES dabei. Du bist für jede erdenkliche Situation gerüstet. Viel Licht, wenig Licht. Statt Autos sind es jetzt auf einmal doch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Plötzlich will der Chef für seinen Business-Account noch schnell ein paar Fotografien von sich. Selbstverständlich hast Du Deine LED-Panels und Deinen Blitz im Kofferraum. Und hinten in der Ecke steht noch ein Oldtimer im Dunkeln, der soll auch noch mit in den Katalog. Aber wenn Du in die Natur gehst, durch die Stadt läufst oder auf den Markt, fährst Du nicht mit einem Fahrradanhänger und 12,5 Kilogramm Last herum, sondern entscheidest Dich im Vorfeld, ob es Lang oder Kurz sein soll. Alles andere machst Du zu Fuß.


Fazit

Wie immer gibt es ein Fazit. Ich wiederhole mich: alles kann, nichts muss. Aber bedenke, dass ein übermäßiges Ziehen an den Reglern das Ausgangsmaterial nicht verbessert. Bisweilen ist es besser, eine Fotografie zu löschen, als ein vermeintliches Kunstwerk daraus zu machen. Und wenn Dein Ordner sich mit solchen Bildern füllt, solltest Du an den Grundlagen der Fotografie arbeiten und nicht an der Farbgebung Deiner Fotografien. Künstlerisch ist es, sich in das Feld der Hybridfotografie zu wagen. Fotografieren, ausdrucken und mit Wasser- bzw. Aquarellfarben "ausmalen". DAS ist Kunst. Eine Fotografie jedoch sollte auch als solche zu erkennen sein, eine Geschichte erzählen, das Auge fesseln und zum Betrachten einladen - ohne "Augenkrebs" zu bekommen oder sich sonstigen Gefahren auszusetzen. Das gilt übrigens auch für ausgetauschte Himmel bei Fotografien, die augenscheinlich bei Sch....wetter aufgenommen wurden und bei denen der "Künstler" versucht, daraus einen Sonnentag zu "zaubern".


© Jürgen Pagel 2022 LICHTWERK.DESIGN

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