Wie lagert man sein Equipment richtig?

Jürgen Pagel

Vom richtigen Umgang mit Feuchtigkeit

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Nicht nur Profifotografen, sondern auch Hobbyisten stellt sich regelmäßig die Frage, wo und wie sie ihre wertvolle Ausrüstung optimal lagern.
DSLM bzw. DSLR sind heutzutage voll mit Elektronik, die weder elektromagnetische noch dauerhafte Feuchtigkeit verträgt. Bei Objektiven droht bei zu hoher Luftfeuchtigkeit sogar ein Pilzbefall
Die meisten von uns nutzen zur temporären Lagerung von Objektiven und Kamera einen Schrank, ein Regal, einen Rucksack oder einen Fotokoffer. Rucksack oder Fotokoffer sind für das Bereithalten der Ausrüstung sicher eine gute Möglichkeit. Verschlossen, staubfrei und in aller Regel trocken dürften diese Behältnisse gut geeignet sein.
Aber was ist mit weiteren Kameras und Objektiven, die nicht regelmäßig in Benutzung sind?

Keinesfalls geeignet sind beispielsweise unbeheizte Kellerräume. Temperaturen um die 10-15 Grad sind nicht in der Lage, ausreichend Feuchtigkeit aufzunehmen (der Gehalt an Luftfeuchtigkeit ist umgekehrt proportional zur Temperatur). Die Feuchtigkeitswerte liegen in diesen Räumen nicht selten bei 60-70%. 

Je wärmer die Luft ist, desto mehr Nässe kann sie aufnehmen. Bei 0°C kann die Raumluft beispielsweise knapp 5 Gramm pro m³ halten. Bei einer Temperatur von 22 Grad sind es schon fast 20 Gramm und bei 30°C steigt der maximal mögliche Gehalt an Wasserdampf in der Luft auf 30 Gramm pro Quadratmeter.


Relative Luftfeuchtigkeit = Absolute Luftfeuchtigkeit / Maximale Luftfeuchtigkeit * 100

 

Die absolute Luftfeuchtigkeit sagt aus, wie viel Gramm Wasser in einem Kubikmeter Luft enthalten sind.

Die relative Luftfeuchte hingegen drückt aus, welcher Prozentsatz der maximal möglichen Luftfeuchtigkeit zum Berechnungszeitpunkt herrscht. Die in dem Artikel verwendeten Feuchtigkeitswerte beziehen sich auf die relative Luftfeuchtigkeit.


Raumklima

Für die Aufrechterhaltung eines idealen Raumklimas ist das regelmäßige Lüften wichtig. Zu empfehlen ist ein Stoßlüften von 5 – 30 Minuten mehrmals am Tag. Wie lange das Fenster jeweils geöffnet bleiben sollte, hängt von der Jahreszeit ab. Im Winter bei kälterer Außentemperatur findet der Luftaustausch schneller statt. Deshalb muss man nicht so lange lüften, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Im Sommer kann es allerdings länger dauern, bis durch ein geöffnetes Fenster eine optimale Luftfeuchtigkeit wiederhergestellt wird. Vor allem zur warmen Jahreszeit sollten Sie immer früh morgens richtig lüften, solange die Außentemperatur noch niedriger ist als die Temperatur im Haus, denn der Luftaustausch findet immer von Energiereich zu Energiearm statt, also von Warm zu Kalt. In der warmen Jahreszeit nach einem kräftigen Regen kann zu langes Lüften sogar kontraproduktiv sein, wenn die warme mit Feuchtigkeit gesättigte Luft in den kühleren Raum einströmt, dort abkühlt und sich die Feuchtigkeit durch Kondensation im Raum niederschlägt.


Allgemein werden folgende Raumtemperatur und relative Luftfeuchte als ideal angesehen:


Somit scheiden alle Räume mit Ausnahme des Wohnzimmers und Arbeitsbereiches als optimale Lagerungsorte aus. Wir unser Equipment folglich dort, wo wir es auch am häufigsten benötigen – im Arbeitsbereich des Hauses, der Wohnung.


Die Gefahr von Schimmel- und Pilzbefall besteht ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 % über mehrere Tage hinweg. Eine Temperaturabnahme bei gleichbleibendem absolutem Wassergehalt der Luft (im Beispiel 8 g/kg) kann also bereits zu Schimmel- bzw. Pilzbefall führen. Um so eher, als das an kalten Oberflächen (Metall und Glas des Objektivs) die Luftfeuchtigkeit auf Grund der Kondensation sogar 100% betragen kann.


Maßnahmen

Neben dem mehrmals täglichen Stoßlüften für den Erhalt einer gesunden Raumklimatisierung ist die Überwachung der Raumtemperatur und der Luftfeuchtigkeit ein Garant für pilzfreie Objektive und Kameras, die frei von Kondensationsfeuchtigkeit sind.

Solche sogenannten Hygrometer erhalten Sie bereits für wenig Geld bei Amazon. Das kombinierte Gerät von ThermPro für derzeit 10,99 Euro hat sich dabei als nützlicher Helfer herausgestellt.
Sollte im Rucksack bzw. im Fotokoffer (ich nutze als 
Fotokoffer das Outdoor-Case von B&W) nach einem Regeneinsatz die Luftfeuchtigkeit zu hoch sein, können Sie Kieselgel-Pads verwenden. Diese kennen Sie bereits aus der Lebensmittelverpackung oder sie liegen Versandprodukten bei. Diese können Sie ebenfalls bei Amazon bestellen. Dort kosten 200 Stück 10,99 Euro.


Trocknen Sie nach einem Außeneinsatz im Regen oder im Winter unbedingt Ihr gesamtes Equipment – v.a. Kamera und verwendete Objektive – ordentlich mit einem trockenen, fusselfreien Tuch. Auch die Verwendung von Druckluft aus der Dose ist möglich, aber achten Sie bitte darauf, dass Sie nicht das Wasser in die kleinsten Öffnungen der Kamera oder des Objektivs hineinblasen. Am besten aus ca. 20 cm Abstand besprühen. Lassen Sie zusätzlich sowohl Ihre Objektive wie auch Ihre Kamera in der „normalen“ Raumluft trocknen und nutzen Sie keinesfalls einen Fön. Die damit verbundene Erwärmung der Metallteile der Kamera wie des Glases der Objektive, kann beim Abkühlen wiederum zur Kondensation führen – je nach Umgebungstemperatur und relativer Luftfeuchtigkeit des Raumes.


Fazit
Richtige Lagerung und das korrekte Handling sind wahrlich keine Kunst und schon mal gar nicht Raketenwissenschaft (übrigens genauso wenig wie die Sensor- oder Objektivreinigung.


Beherzigen Sie die o.g. Grundregeln, sollte nichts schiefgehen und Ihre Kamera und deren Zubehör ist „in guten Händen“. Abgesehen davon sind Kamera und Objektiv Arbeitsgeräte und für den täglichen Gebrauch sowohl Indoor wie auch Outdoor gedacht (Museumsstücke gehören übrigens in eine verschlossene Vitrine). Immer wieder liest man, dass Fotografieren bei Regen besonders interessant sei. Das ist bedingt richtig – führt jedoch zwangsläufig dazu, dass Sie selbst nass werden und Ihre Ausrüstung auch. Ich würde in diesem Fall nur eine Ausrüstung verwenden wollen, die ausgewiesener Weise geschützt (mindestens IP64 – Staubdicht und geschützt vor allseitigem Spritzwasser) ist. Das gilt auch für einen Koffer und einen Rucksack. Ein Überzieher verhindert zwar das unmittelbare Eindringen von Wasser, aber irgendwann müsse Sie den Koffer oder den Rucksack öffnen. Verfügt Ihr Arbeitsgerät nicht über diesen Schutz, bleiben Sie zu Hause im Trockenen und nehmen von Experimenten im strömenden Regen Abstand. Es geht auch mal ein oder zwei Tage ohne das Fotografieren und Filmen – zumindest bei Hobbyisten. Professionelle Fotografen verfügen in der Regel über Kameras und Objektive, die für einen Außeneinsatz im Regen oder in staubiger Umgebung geeignet sind.


Nachtrag

Aktualisierung vom 20.08.2023 Auf Grund der anhaltenden ungünstigen Witterungsbedingungen (hohe Luftfeuchtigkeit im Außenbereich) schaffe ich es nicht mehr, die Luftfeuchtigkeit in meinen Räumen unter 65% zu bringen. Der Luftentfeuchter reduziert immerhin von 80% auf 65%-70%, aber das ist für eine optimale Lagerung von Kameras und Objektiven immer noch zu viel. Da kam das Update von Herrn Roskothen gerade recht. Bitte schauen Sie dort unbedingt vorbei. https://www.fotowissen.eu/trockenschrank-fuer-objektive-objektivpilz/. Ihre Ausrüstung wird es Ihnen danken (den Trockenschrank habe ich übrigens gleich bestellt.


©2023 Jürgen Pagel | Lichtwerk.Design

Neunzehn58

von Jürgen Pagel 06 Mai, 2024
Jeder Fotograf kennt Phasen, in denen man seine Kamera am liebsten in irgendeiner verstauben lassen möchte. Frust baut sich auf, die Motivation ist auf dem Tiefpunkt angelangt.
05 Mai, 2024
Warum ein Wasserzeichen bzw. eine Signatur? Grundsätzlich ist jede Fotografie urheberrechtlich geschützt. Daran ändert auch ein Verkauf des Bildes nichts. Das Urheberrecht verbleibt beim Eigentümer, dem Ersteller der Fotografie. Wird das Bild gegen den Willen (außerhalb eines Vertragswerkes) des Eigentümers verwendet, stellt dies einen Verstoß gegen das Urheberrecht dar. Der Rechteinhaber ist somit berechtigt, einen Schadensersatz geltend zu machen. Die Spanne liegt nach geltender Rechtsprechung zwischen 50-375 Euro pro Bild - je nachdem, ob das Bild gewerblich genutzt wurde oder lediglich der Urheber nicht genannt worden ist. Allerdings handelt es sich in der Rechtsprechung jeweils um Einzelfälle. Eine anwaltliche Beratung ist in jedem Fall vorzuziehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Bild durch eine Signatur geschützt wurde oder nicht, denn dieser Umstand ändert nichts am Urheberrecht.
von Jürgen Pagel 29 Apr., 2024
Folgende beiden Aussagen finden sich im Netz und hört man in diversen Workshops immer wieder mit der sicherlich guten Absicht, einem Anfänger den Spaß an der Fotografie nicht zu vermiesen. Aber stimmt das wirklich oder ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft lautet die Antwort des vielzitierten Radio Eriwan*): „Im Prinzip ja. Aber es kommt darauf an …“. Auf was es ankommt und unter welchen Voraussetzungen diese „Weisheiten“ eine unbefriedigende Antwort darstellen, möchte ich dem nachfolgenden Beitrag erläutern.
von Jürgen Pagel 23 Apr., 2024
Die Darstellung des Hintergrundes wird maßgeblich durch die Brennweite beeinflusst. Bei gleicher Blende (hier f/2.8), die für Schärfentiefe verantwortlich ist, verändert sich die Bildwirkung bei verschiedenen Brennweiten maßgeblich.
von Jürgen Pagel 22 Apr., 2024
Ich bin mir bewusst, dass dies ein langer Text ist und viele das nicht gerne lesen. Aber keiner kann sagen „Das habe ich nicht gewusst“. Ich bin auch kein Freund von Aussagen wie „dieses Objektiv musst Du haben“ oder „das ist das Beste“ oder „kaufe diese Kamera oder keine“. Das ist alles sehr vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und bedarf sorgfältiger Überlegungen, um nicht in die Kostenfalle zu tappen oder dem G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) zu verfallen.
von Jürgen Pagel 21 Apr., 2024
Food-Fotografie ist kein Hexenwerk. Jedem können großartige Food-Fotos gelingen. Statt mehrere Flat-Lays zu kaufen – diese sind im Verbund teuer (ca. 400 Euro für 5-8 Stück), reicht auch eine Tischlerplatte, die entsprechend lackiert werden kann. Anleitungen dazu finden sich im Internet. Abschatter und Reflektoren gehören zur Ausrüstung eines jeden Fotografen. Und wer sich an das Blitzen nicht herantraut, fotografiert mit Tageslicht. Der Einstieg ist einfach. Mit der nötigen Übung und immer besser werdenden Ergebnissen kommt die Professionalität.
von Jürgen Pagel 17 Apr., 2024
Im Prinzip gilt ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft. Doch das bedeutet nicht, man darf überall und jederzeit herumspazieren. So sind Naturschutzgebiete ebenso tabu wie dauerhaft genutzte Flächen, etwa Weinberge oder Obstkulturen. Das heißt, sie dürfen nur auf Wegen betreten werden. Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind. Das heißt, zwischen Aussaat und Ernte beziehungsweise bis zur Mahd hat außer dem Landwirt niemand etwas auf den Flächen zu suchen. Das gilt auch, wenn kein Zaun und kein Schild extra darauf hinweisen. Auch gilt – das ist in den Landesverordnungen geregelt – in der Brut- und Setzzeit eine Leinenpflicht für Hunde.
von Jürgen Pagel 11 Apr., 2024
Spontan ist prima. Spontan ist spannend. Aber selbst spontane Fotos bedürfen in der Kamera einer gewissen Grundeinstellung, damit es schnell geht, wenn es darauf ankommt.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
Aus "Lichtwerk.Design" wird Neunzehn58. Dieser ungewöhnliche Name hat mein Geburtsjahr als Hintergrund und findet im Internet in diesem Zusammenhang keine Verwendung - außer als Domain für den Relaunch. Das ist gut so. Nicht so gut waren häufige Verwechslungen mit dem Namen Lichtwerk.Design, den sich offensichtlich viele zu eigen gemacht haben. Meine Homepage ist (aus technischen Gründen) weiterhin auch unter https://lichtwerk.design erreichbar. Neunzehn58 wird auf diese Page weitergeleitet, so dass Sie mit beiden Webadressen zum gleichen Ziel kommen.
von Jürgen Pagel 09 Apr., 2024
… so ein paar Dinge, die müssen einfach raus. Ihr kennt das, oder? Was mir in der letzten Zeit in der Fotografieszene echt auf den Zeiger geht (inspiriert von Cliff Kapatais).
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